Siegen-Wittgenstein. . Rettungshubschrauber Christoph 25 nach 14 Jahren in Siegen ausgetauscht. Viele Leben wurden mit der D-HPMM gerettet. Ein Pilot nimmt Abschied.

„Da ist auch ganz schön Wehmut dabei, das kann ich dir sagen.“ Ein sichtlich gerührter Hubschrauberpilot Markus Scheld erzählt am Montagnachmittag über seine Gefühle bei der Übernahme des neuen Siegener Rettungshubschraubers. Mit Tränen in den Augen blickt er zum Hubschrauber, der jetzt leer geräumt in der Wiese steht.

Abschied nach 14 Jahren

„Mit dieser Maschine ist immer alles gut gegangen. Sie hat immer alles gut gemacht, uns von allen Einsätzen sicher nach Hause gebracht. Wir haben mit ihr gute Einsätze erlebt – und schlechte. Aber sie hat immer alles gut gemacht. Das kann niemand nachvollziehen, der solche Dinge nicht selbst erlebt hat“, erzählt der Vollblutflieger und berichtet von einem spektakulären Einsatz, bei dem die Besatzung einem Kind das Leben rettete. Der Nebel war so hartnäckig, dass der Pilot die Maschine nach der Landung an der Einsatzstelle nach wenigen Minuten im Nebel versinken sah. Drei Tage lang stand sie fest, vereist vom gefrierenden Nebel. Mit einem Traktor, im Frontlader stehend musste der Pilot „sein Baby“ dann vom Eis befreien. Dann wurde sie wieder angelassen, eine halbe Stunde musste sie in voller Drehzahl am Boden laufen, um die zentimeterdicke Eisschicht auf der großen Scheibe los zu werden, dann hob sie ab und nahm Kurs in Richtung Siegen, um den nächsten Menschen retten zu können.

Am Montag dann der letzte Flug für den ausgemusterten Rettungshubschrauber: Nach einem Einsatz in Burbach landet die 14 Jahre alte D-HPMM nachmittags am Jung-Stilling-Krankenhaus. Für die Besatzungen – insbesondere die Piloten – geht damit eine Ära zu Ende. Die medizinische Ausrüstung wird ausgeräumt, die Maschine abgeschlossen. Das war’s, ihr Dienst ist beendet. Viele Leben wurden mit Hilfe dieses Hubschraubers gerettet, viele Schicksale sind mit seinen Einsätzen verbunden.

Auf der Plattform wartet der neue Hubschrauber, ebenfalls eine Maschine der Version „H 135“ mit der Zusatzbezeichnung „P3“. Ab sofort werden Kranke und Verletzte in Siegen-Wittgenstein und Umgebung mit einem Hubschrauber der modernsten Generation befördert. Viele Vorteile bringt der neue gelbe Engel mit sich: „Der Hauptvorteil für den Rettungsdienst ist, dass wir damit 180 Kilo mehr Gewicht mitnehmen können als bisher“, erklärt Markus Scheld. Außerdem, so der Pilot weiter, sei die Maschine 17 Zentimeter höher, was ein hohes Plus in der Sicherheit bedeutet. „Passanten an den Landeorten sind so weniger durch den Hauptrotor gefährdet.“

Am neuen Hubschrauber wurden zudem Flächen im Heckbereich weggelassen, sodass die Maschine nicht mehr so angreifbar durch den Wind ist. „Dadurch wird der Transport für die Patienten noch schonender als bisher. Die Vibrationen bei Start und Landung wurden minimiert“, erklärt der Pilot. Zusätzlich gibt es die Funktion eines Autopiloten, der ebenfalls für maximal schonendes Flugverhalten und Stabilität in der Luft sorgt.

Lüftung und Spezial-Navi

Auch für die Besatzung wird’s jetzt komfortabler: „Wir haben neue Sitze bekommen“, erklärt Markus Scheld. Endlich gibt es im Cockpit jetzt auch eine Lüftung. Früher herrschten an heißen Sommertagen 60 Grad und mehr in der Maschine. Das neue, speziell für den Rettungsdienst entwickelte Navigationssystem, das vom ADAC selbst entworfen wurde, rundet die optimierte Ausstattung des neuen Hubschraubers ab. In den vergangenen Wochen wurden die Besatzungen auf dem neuen Hubschrauber geschult und eingewiesen und können nach dieser Erprobungsphase eines schon sicher sagen: „Es macht einfach richtig Spaß!“

Lange auf den ersten Einsatz mit der neuen Maschine warten mussten Pilot Markus Scheld vom ADAC, Dr. Lars Pietschmann vom Jung-Stilling-Krankenhaus und Rettungsassistent Matthias Langethal von der Feuerwehr Siegen nicht: Kurz nach der Indienststellung ging es nach Sundern im Sauerland – mit 240 km/h zum Leben retten.

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