Bad Laasphe.
Renate Hahn hat ganz klare Ansichten: „Jeder, der sein Land aus welchen Gründen auch immer verlassen musste, ist zuerst Mal ein Mensch!“ Die Laaspherin hat es sich zum Ziel gesetzt, Ängste vor dem Fremden abzubauen – bei den Einheimischen und bei den Flüchtlingen, die nach Bad Laasphe kommen. Doch bei dieser Idee stößt Hahn immer wieder auf Hürden.
Das Wichtigste, um Ängste abzubauen, ist, dass sich ausländische und einheimische Menschen kennen lernen und verständigen können. „Bei einer Aufenthaltsdauer von im Regelfall über einem Jahr kann ich die Flüchtlinge nicht ohne Sprachfähigkeiten lassen“, fordert Renate Hahn.
Sprache allein reicht nicht
Sie ist froh, dass es das Angebot von Deutschkursen über die Volkshochschule gibt. „Aber das reicht nach meiner Erfahrung nicht aus. Es beschränkt sich auf Sprachkompetenz“, sagt Renate Hahn, die inzwischen im hessischen Biedenkopf zu einem Kreis von ehrenamtlichen Lehrern gehört, die dort das Kursangebot um weitere freiwillige Stunden erweitert. „Die Menschen sind dankbar und die Kurse sind voll.“
Renate Hahn – von Hause aus eine renommierte Künstlerin, die 2011 mit dem Staatspreis NRW ausgezeichnet wurde – hat Französisch unterrichtet, kennt also das Metier des Lehrerberufes. Aber sie besitzt kein Zertifikat, das sie als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache ausweist. Auch das ist eine Hürde. Aber sie schöpft aus einem umfangreichen Erfahrungsschatz.
Den Werkraum bekam sie nicht
„Ich weiß, wie es ist, in ein Land zu kommen und die Sprachen nicht zu sprechen“, berichtet sie beispielsweise über einen Japanaufenthalt. Ihr künstlerisches Arbeiten hat ihr dabei geholfen: Wenn man miteinander arbeite, lernt man die fremden Kulturen und auch die Sprache. „Deshalb möchte ich Projekte schaffen, die die Einheimischen und die Flüchtlinge verbinden.“
Kunstprojekt mit Eritreern
Ein erstes Kunstprojekt in Bad Laasphe hat Renate Hahn bereits umgesetzt. Sie hat zwei eritreische Asylbewerber mit der Digitalkamera losgeschickt. „Sie sollten in Bad Laasphe das fotografieren, was ihnen am meisten gefällt, was sie beeindruckt hat.“
Von den Fotos war Renate Hahn überrascht. Sie zeigen Wasser. Die Lahn, den Teich im Kurpark und den Brunnen in der Königstraße. „Die haben in Eritrea sehr viel Wüste“, erklärt Renate Hahn. Sie hat die Fotos mit Aussagen wie „Hier fühle ich mich sicher“ oder „Hier kann ich ohne Angst leben“ der beiden Afrikaner zu einer Präsentation zusammengestellt.
Ihrer Idee, dafür den Werkraum der leerstehenden Hauptschule Laasphe zu nutzten, ist allerdings bei der Stadtverwaltung abgelehnt worden. In Biedenkopf hat die Bad Laaspherin mit Syrern ein Stofffahne bemalt, die momentan in einer Ausstellung im Künstlerforum in Bonn zu sehen ist. Für ihre Heimatstadt muss sich die Künstlerin ohne Raum alternative Projekte ausdenken. Zum Beispiel könnte sie sich Holzdruck-Arbeiten vorstellen. Dafür brauche sie aber noch Unterstützung, denn ihre fehlten die Schnitzwerkzeuge und Sperrholzplatten dafür. Aber auch abseits der Kunst gebe es viele Chancen, Einheimische und Fremde zusammenzubringen. In Biedenkopf arbeiteten viele bereits bei den Schlossfestspielen zum Beispiel als Aufbauhelfer oder Beleuchter mit. „Die Menschen sind so dankbar hier zu sein. Und sie wollen etwas zurückgeben“, hat Hahn festgestellt. Deshalb könnte sie sich auch Vorstellen, Flüchtlinge in das Altstadtfest zu integrieren. Beispielsweise mit einem Stand, an dem sie typisches Essen aus ihrer Heimat anbieten.
Die Menschen aus der Isolation holen
Eine weitere Idee, die Renate Hahn durch den Kopf geht, sind Patenschaften, bei denen Deutsche den Asylbewerbern helfen, mehr über die Sprache, die Kultur zu lernen. „Wir müssen diese Menschen aus der Isolation herausholen. Egal wie lange sie bleiben, sie sind zumindest für eine Zeit Bürger dieser Stadt“, sagt Hahn.