Bad Berleburg. . Prüfung bestanden, Prüfsiegel bekommen: Die Bad Berleburger Helios-Klinik ist erneut als Trauma-Zentrum zertifiziert.
Der Prozess der Schwerverletzten-Behandlung in der Helios-Klinik Bad Berleburg wurde jetzt erfolgreich rezertifiziert. Dabei wurde eine umfangreiche Checkliste anhand des „Weißbuches der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie“ abgearbeitet. Bewertet und überprüft wurden unter anderem Abläufe und Organisation während der Alarmierung sowie die Kommunikation zwischen Rettungsleitstelle und Klinik. Auch der Schockraum, die Intensivstation und die Abläufe bei Notfalloperationen wurden untersucht. Durch die Einrichtung zertifizierter Trauma-Zentren, die in einem Trauma-Netzwerk miteinander verzahnt sind, konnte die Sterberate von Unfall-Patienten in den vergangenen Jahren etwa um die Hälfte gesenkt werden.
So schnell wie möglich behandeln
Eis und Glätte, aber auch Wasser oder Unachtsamkeit beim Fahren – Verkehrsunfälle passieren schnell und lassen sich meist weder vorhersehen, noch verhindern. Allzu oft bleibt es nicht beim Blechschaden, werden Menschen verletzt, oft auch schwer. Dann zählt jede Minute. „Bei Verkehrsunfällen, aber auch bei Stürzen aus großer Höhe oder Arbeitsunfällen ziehen sich Menschen oft mehrere schwere Verletzungen zu. Damit diese im schlimmsten Falle nicht tödlich enden, muss der Patient so schnell wie möglich behandelt werden“, sagt Dr. Peter Riess, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie an der Helios-Klinik und Verantwortlicher für das Trauma-Zentrum Bad Berleburg.
Gleichwertige medizinische Versorgung garantieren
Die Zertifizierung und die damit verbundenen, regelmäßig stattfindenden Audits dienen der konstruktiven Reflektion der Abläufe im Schockraum. Für Traumazentren gelten dabei strenge Richtlinien.
Im „Weißbuch der Schwerverletzten-Versorgung“ ist festgelegt, wie, wann und durch wen die Versorgung im Schockraum durchzuführen ist. So soll jeder Einwohner Deutschlands jederzeit eine gleichwertige medizinische Versorgung erhalten.
Um den Status als lokales Trauma-Zentrum zu erhalten, muss sich das Krankenhaus regelmäßig der kritischen Überprüfung seiner Leistungen durch die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) unterziehen.
Interdisziplinäres Team
Seit die Klinik 2012 als lokales Traum-Zentrum im Trauma-Netzwerk Mittelhessen anerkannt wurde, ist die Versorgungsqualität bei Unfällen noch besser geworden: Das Konzept des lokalen Trauma-Netzwerkes sieht es vor, dass Patienten innerhalb von 30 Minuten in die Klinik gebracht und dort im Schockraum versorgt werden. Ein interdisziplinäres Team aus Unfallchirurgen, Anästhesisten, Röntgen, Labor und Pflege untersucht den Patienten und stellt fest, welcher Schaden ihm während des Unfalls entstanden ist, um ihn dann für die Weiterbehandlung zu stabilisieren.
Im Anschluss steht die Reflektion an: Haben die Abläufe funktioniert, wo gab es eventuell Schwierigkeiten? „Sich selbst und seine Arbeit zu hinterfragen ist wichtig, um die Qualität des Geleisteten einzuschätzen. So können wir uns stetig verbessern“, so der Unfallchirurg. Dabei werden neben der Ausstattung des Schockraums auch der krankenhausübergreifende Informationsaustausch und die Abläufe bei Eintreffen eines Notfalls überprüft: Wie gelangt der Patient beispielsweise vom Hubschrauber-Landeplatz in den Schockraum und wie lange dauert das? Wer ist vor Ort? Und_Läuft die Behandlung nach den vorgeschriebenen Kriterien ab? In einem fünfeinhalb Stunden andauernden Audit nahm die Prüferin der DIOCERT in Augenschein, ob die Transportwege in der Helios-Klinik möglichst kurz sind, ob das Krankenhaus die Aufnahme eines Notfalls rund um die Uhr gewährleisten kann und ob eine hohe Versorgungskompetenz vorherrscht. Mit der Vergabe des Prüfsiegels wurde der Helios-Klinik dies nun erneut bescheinigt.
Sterblichkeitsrate halbiert
„Abläufe, die vorgeschrieben sind, die dokumentiert und überprüft werden müssen – das klingt theoretisch. Aber eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Trauma-Zentren, die nach den Richtlinien der DGU arbeiten, die Sterblichkeitsrate bei Unfallopfern ungefähr halbieren konnten. Aus Fehlern und Erfolgen anderer zu lernen, damit wir Patienten retten können, ist die beste Motivation.“ Immerhin können davon jährlich etwa 35 000 Menschen profitieren – denn so viele Betroffene werden durchschnittlich in Schockräumen deutscher Krankenhäuser behandelt.