Erndtebrück/Bad Berleburg. .

Die Kirchner Gruppe aus Telgte prüft, ob sich Wittgenstein und speziell der Standort Erndtebrück für ein behindertengerechtes Inklusions-Hotel eignet. Dies bestätigen der Geschäftsführer des Immobilien und Planungs-Büros, Michael Kirchner und der Geschäftsführer des AWO-Kreisverbandes, Andreas M. Neumann im Gespräch.

Kirchners Unternehmen hat Kontakt zu Kommunen und Bürgermeistern, dem Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, der Industrie- und Handelskammer und AWO gesucht. Neben diesen Gesprächen wurde Zahlenmaterial zu den Kommunen, zur Wirtschaftsstärke und Tourismus gesammelt.

Acht bis zehn Wochen Wartezeit

EmbraceHotels soll Knwohwo beisteuern

Ein potenzieller Partner für ein Inklusions-Hotel in Wittgenstein ist der Verein Embrace Hotels. Europaweit zählt dieser Dachverband über 40 Inklusions-Hotels als Partner. Neben Kirchner als Immobilienbesitzer und der AWO als lokalem Betreiber könnte der Verein das Fachwissen in Sachen Hotelerie beisteuern. Der ehrenamtliche Vorsitzende, Martin Bünk, arbeitet hauptberuflich für die Kirchner Gruppe aus Telgte.

Inklusions-Hotels zeichnen sich durch eine barrierefreie Bauweise aus, die es auch Gästen mit verschiedenen Handicaps leicht macht, sich in diesem Hotels zu bewegen und wohlzufühlen. Außerdem finden dort Menschen mit Behinderungen Arbeit.

„Auch mit einem Inklusions-Hotel müssen wir am Markt bestehen. Deshalb sondieren wir Markt und Wettbewerber. Das kann noch acht bis zehn Wochen dauern“, so Kirchner. Bereits ausgeschieden ist bei diesen Überlegungen laut Kirchner die Stadt Bad Berleburg. Erndtebrück hat hier die Nase vorn, weil es neben Industriebesatz und Bundeswehr einen ganz wesentlichen Pluspunkt habe: „Dort erschien uns das Netzwerk besser“, sagt Kirchner. Gemeint ist die Verbindung zum AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe in dessen Vorstand Bürgermeister Karl Ludwig Völkel sitzt. Die AWO ist wichtig, weil die Kirchner Gruppe zwar als Investor, nicht aber als Betreiber auftreten will. Das Unternehmen baut und vermietet Immobilien an eine Betreibergesellschaft. „Das könnte beispielsweise die Arbeiterwohlfahrt sein“, erläutert Michael Kirchner. Und auch Andreas Neumann bestätigt ein „sehr großes Interesse“ an einem solchen Integrationsbetrieb, schließlich sei man der Träger, der sich im Kreis mit Teilhabe behinderter Menschen befasse. Neumann freut sich auf die Zusammenarbeit mit einem „solch seriösen Unternehmen wie Kirchner“.

AWO hat „sehr großes Interesse“

Wichtiger als das touristische Potenzial ist Kirchner, dass es ausreichend Unternehmen im Umfeld gibt, die Geschäftsreisende anziehen. „So ein Hotel finanziert sich von Montag bis Donnerstag und durch Tagungen“. Der Tourismus spielt dennoch eine Rolle, weil der ländliche Raum ein anderes Klientel anzieht als Mallorca, so Kirchner. Übersetzt heißt das: Nach El Arenal passt kein Inklusions-Hotel an den Rothaarsteig aber sehr wohl.

AHG-Klinik in Bad Berleburg kein Thema für Kirchner

Die derzeit leerstehende Klinik der Allgemeinen Hospitalgesellschaft (AHG/Düsseldorfer) am Breidenbach in Bad Berleburg war für die Kirchner Gruppe nie Thema, erläutert deren Geschäftsführer Michael Kirchner. Man schaue sich keine Gebäude, sondern zunächst einmal nur die Kommunen als Standorte für ein Inklusionshotel an.

Fakt ist aber nach Recherchen dieser Zeitung und Informationen des Düsseldorfer Klinikkonzerns und deren Bad Berleburger Makler Ralf Sonneborn haben sich Interessenten für das frühere Blindenheim gemeldet. Ein potenzieller Käufer, der tatsächlich ein Hotel errichten wollte, sei aber laut AHG wieder abgesprungen.

Bevor ein Inklusions-Hotel errichtet werden kann, ist eine weitere Frage zu klären: Macht der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit? Dessen Sprecher Frank Tafertshofer erläutert das Problem: Westfalen sei eine bundesweit beispielhafte Region für Integrationsfirmen. „Wir sind Opfer unseres eigenen Erfolgs geworden“, sagt Tafertshofer und meint damit, dass die Fördertöpfe inzwischen leer sind. Laut Michael Kirchner ist ein Inklusionshotel deshalb momentan lediglich als Filialbetrieb eines bereits bestehenden möglich. Die Förderung eines neuen Hotelprojektes kann bis zu einem Drittel der Gesamtkalkulation ausmachen, rechnet er vor. AWO-Geschäftsführer Neumann ist aber zuversichtlich. Das Moratorium gelte ja zunächst für dieses Jahr. „Wir denken aber in einer anderen Zeitschiene. An eine Eröffnung frühestens 2017/2018.“

Unwahrscheinlich ist laut Kirchner und Neumann, dass potenzielle Leerstände wie die Hauptschule Erndtebrück als Standort infrage kommen. „Wir bauen lieber neu“, erklärt Michael Kirchner.