Bad Berleburg. . Der Treff der evangelischen Kirchengemeinde Bad Berleburg hat nach einem Jahr bereits viele Stammgäste. Bürger begegnen Zuwanderern – ganz ungezwungen.
Fast ein Jahr gibt’s das „Café International“ der evangelischen Kirchengemeinde an der Schloßstraße – als Anlaufstelle für Zugezogene aus anderen Ländern. Und seit Einrichtung der Flüchtlingsunterkunft wird dieser Treffpunkt immer wichtiger, stellt Mitarbeiterin Inge-Marie Kolbe fest.
Wie läuft es denn so nach dem erfolgreichen Start im Mai 2014?
Inge-Marie Kolbe: Neben einem Stamm an Gästen und ehrenamtlichen Begleitern können wir regelmäßig auch wiederkehrend neue Gäste willkommenheißen. Das Adventsfenster im Café war ein voller Erfolg – unsere Gäste hätten sogar selbst Speisen zubereitet nach traditioneller Art ihrer jeweiligen Heimatländer.
Haben Sie und das Team des Cafés den Eindruck, dass das Angebot auch bei den Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft am Spielacker ankommt? Oder gar über die Grenzen Bad Berleburgs hinaus?
Wir sehen hier bei uns immer wieder neue Gesichter, die teilweise auch aus benachbarten Ortschaften kommen.
Sprachbarrieren spielerisch überwinden
Das „Café international“ der evangelischen Kirchengemeinde Bad Berleburg versteht sich selbst als niederschwelliges, offenes Angebot. Bei Tee, Kaffee und Keksen gibt es den Besuchern Raum für Kontakte, Gespräche, zum Kennenlernen. Es wendet sich ganz allgemein an die „wachsende Zahl an Menschen, die aus anderen Ländern zugezogen sind“ – die Flüchtlinge der Unterkunft „Am Spielacker“ inklusive.
Kontakt ganz unkompliziert
Als Angebot stehen Gesellschaftsspiele zur Verfügung, um Sprachschwierigkeiten zu überbrücken. „Und die Menschen, die regelmäßig oder auch nur einmal kommen, erleben: Es ist ganz unkompliziert, miteinander in Kontakt zu kommen.“ Und die Resonanz ist ohne Zweifel vorhanden. Ist denn geplant, das Angebot des „Cafés“ womöglich noch weiter auszubauen? Wie könnte das aussehen?
Geöffnet: Mittwoch ab 16 Uhr
„Wenn die Räumlichkeiten nicht mehr ausreichen sollten, werden wir auch dafür eine Lösung finden“, schmunzeln Café-Mitarbeiterin Inge-Marie Kolbe.
Wie fühlen sich die Flüchtlinge in Wittgenstein eigentlich? Was sind Ihre Erfahrungen aus den Gesprächen mit den Menschen?
Die Sprache bleibt zunächst eine ernstzunehmende Herausforderung, aber in entspannter und freundschaftlicher Atmosphäre gelingt durchaus eine oftmals erstaunliche Kommunikationsfähigkeit.
Was sagen Sie zu Vorbehalten aus der Bevölkerung gegen Flüchtlinge?
Diese erkenne ich eigentlich nicht – das Gegenteil ist der Fall, viele Berleburger unterstützen unser Projekt mit Taten und nicht nur mit Worten.
Mit „BLB bunt“ möchte Bad Berleburg im Juni demonstrieren: Wir setzen in Sachen Flüchtlinge auf Willkommenskultur. Welchen Beitrag kann das „Café“ hier leisten?
Wir sind offen für Menschen mit ihren vielfältigen Problemen, die sie aus ihrer Heimat mitgenommen haben oder auf die sie hier treffen – und unterstützen sie bei der Bewältigung und Integration in eine für sie fremde Kultur und Umgebung.
Wie helfen Gesellschaftsspiele als Sprach-Brücke? Wird eigentlich auch das Brettspiel „Café International“ gespielt?
Einfache Spielregeln bei rasch zu erlernenden Spielen erleichtern den Einstieg ins Gespräch, es darf auch gelacht werden. „Mensch ärgere dich nicht“ steht hoch im Kurs...
Gibt es Kontakte zwischen den Flüchtlingen und jenen Wittgensteinern, die aus anderen Ländern zugezogen sind?
Ja, dafür sind wir sehr dankbar, dass sich bereits ehemalige Flüchtlinge, die nun schon seit vielen Jahren hier bei uns leben, mit einbringen.
Was meinen Sie: Müsste in den Köpfen der Wittgensteiner noch mehr Bewusstsein in Sachen „Willkommenskultur“ geweckt werden?
Grundsätzlich ist die Bereitschaft sehr groß, sich für andere einzusetzen und zu helfen. Die administrative Seite dürfte sicherlich noch Verbesserungspotenzial haben.
Könnten da mehr Begegnungen zwischen Wittgensteinern und Flüchtlingen helfen, etwa im „Café“?
Wir konnten bereits Berufspraktika vermitteln und dies ist auch das, was zur Integration und Willkommenskultur nach unserer Auffassung dazugehört. Schön wäre es, wenn sich konkrete Patenschaften ergeben würden in der Begleitung z.B. bei Behördengängen, Arztbesuchen oder einfach nur zum Zuhören im Sinne von Bezugspersonen, die man als Fremder auch einmal befragen kann.