Arfeld. .

Erich Freischlader, der letzte Arfelder Bürgermeister vor der kommunalen Neugliederung und langjähriger Ortsvorsteher berichtet einen etwas andere Geschichte aus den letzten Kriegstagen in Wittgenstein, die der heute 84-Jährige als Jugendlicher in den letzten Kriegstagen erlebt hat.

„Im Kriegsjahr 1944 bewohnten wir unser Haus mit fünf Personen und zusätzlich einer Frau Beekers aus Köln, die als Evakuierte zwangsweise zugeteilt war. Hinzu kam noch im Dezember 1944 Vaters Schwester Luise, verheiratete Stöcker aus Siegen. Tante Luises Wohnung in der Nähe der Firma Waldrich war in den Dezembertagen durch feindliche Bombenabwürfe fast völlig zerstört worden. Die restlichen brauchbaren Möbelteile sollten nach Arfeld ins Elternhaus geholt werden. Vater, bei der Polizei, organisierte den Transport nach Arfeld. Mit einem Holzvergaserschlepper Hanomag, gesteuert von Heinrich Achenbach – genannt ‘Bach Heina’ – und dem Stückgutanhänger erfolgte der Transport nach Arfeld. Trotz des ständigen Tieffliegerbeschusses verlief die Fahrt problemlos. In einem freigeräumten Zimmer im Ahlen wurden der leicht beschädigte Kleiderschrank und Ehebetten aufgebaut. Tante Luise lebte bei uns mit im Haushalt. Von allen Hausbewohnern wurde sie besonders fürsorglich behandelt, denn sie war schwanger – mit 39 Jahren.

Haus für US-Armee geräumt

Den Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte und die Sprengung der Ederbrücke am Bahnhof überlebten wir unbeschadet, doch mussten wir für die vorbeiziehenden Panzerverbände, die Strecke führte jetzt durch den Stedenhof und Im Ahlen Richtung Dotzlar, zweimal unsere Häuser im Ahlen für mehrere Tage räumen. Zuflucht fanden wir zuerst für drei Tage im Einzelgehöft Hainbach und das zweite Mal im Einzelgehöft Gersbach.

Alle diese Strapazen hatte unsere schwangere Tante gut überstanden. Die Entbindung war für den 20. Mai 1945 errechnet und sollte unbedingt durch das schon hohe Alter im Krankenhaus Berleburg erfolgen. Aber wir bringen wir unsere Tante nach Berleburg? Alle Versuche ein fahrbares Auto für den Transport zu finden, waren erfolglos. Als letzte Möglichkeit des Transports wird unser näherer Nachbar, Bauer Henk, gebeten, Tante Luise mit dem Pferdefuhrwerk nach Berleburg zu schaffen.

Gutes Ende für die Familie Stöcker

Der erst 16-jährige Willi Henk, leider vor 14 Tagen verstorben, fährt mit dem Einspänner vor und wir versuchen, Tante Luise gut gepolstert auf dem landwirtschaftlichen Wagen zu verladen. In diesem Augenblick fährt ein amerikanischer Jeep mit Rot-Kreuz-Kennzeichen vor und die zwei Mann Besatzung fragen, was wir machen. Unsere Antwort: Entbindung, Krankenhaus, Berleburg. – Nix da! wir bringen die Dame nach Berleburg! Und so erfolgte die Fahrt nach Berleburg mit den Amerikanern. Am 26. Mai 1945 wurde ein gesunder Karl-Heinz Stöcker geboren. Sein Vater Christian kehrte im August aus der Kriegsgefangenschaft nach Arfeld zurück und fand eine gesunde, vergrößerte Familie vor.“