Arfeld/Berleburg. .
In den letzten Kriegstagen war alles ins Bewegung. Die Amerikaner kommen näher und das Deutsche Reich zeigte Auflösungserscheinungen. Waltraud Keune, geborene Hartmann, war 16 Jahre alt, als der Krieg nach Wittgenstein und in ihr Heimatdorf Arfeld kam. Für die Heimatzeitung hat sie ihre Aufzeichnungen herausgeholt. Vor allem an die letzten Märztage 1945 kann sie sich sehr gut erinnern, schließlich hatte ihr Vater, der Fabrikant Heinrich Hartmann, am 31. März seinen 45. Geburtstag.
„Fast täglich erfolgten Angriffe feindlicher Tiefflieger auf Züge und Dörfer. Letzte Anstrengungen von Volkssturmmännern, Straßensperren zu errichten, waren in den Augen der meisten Leute völlig sinnlos. Nur sagen durfte es niemand“, berichtet die heute 86-Jährige Bad Berleburgerin. Überall war Militär. Aber auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene waren auf den Straßen. Sie sollten nach Osten gebracht werden. Eine Kolonne mit französischen Kriegsgefangenen machte im Arfelder Stedenhof halt, dabei konnten sich zwei der Gefangenen absetzen und verstecken.
Waltraud Keunes Vater fand die beiden Franzosen zufällig in einem Verschlag unter dem Sägegatter in seiner Fabrik. Im Schutz der Dunkelheit holte Hartmann die beiden aus ihrem Verließ und versteckte sie im Säckelager seiner Firma. Der Vater zog seine Frau und die Tochter Waltraud ins Vertrauen. Alle drei versorgten die Franzosen mit Suppe und Butterbroten. „Wäre es herausgekommen, hätte es für meinen Vater schwere Folgen haben können (...), weil er einen geflohenen Feind versteckte. Noch heute bewundere ich den Mut und die Zivilcourage meines Vaters, der auch in diesen angeblichen Feinden Mitmenschen sah und ihnen helfen wollte.“
Am 31. März, als die Amerikaner Arfeld erreicht hatten, öffnete Hartmann das Versteck und entließ die Franzosen in die Freiheit.
Versuch, die Sprengung zu verhindern
Tags zuvor hatte Hartmann nach den Erinnerungen seiner Tochter auch versucht, die Sprengung der Ederbrücke in Arfeld zu verhindern. Das deutsche Sprengkommando saß im Gasthof Schlaf, heute Lambrie. Hartmann wollte die Pioniere von der Sinnlosigkeit der Sprengung überzeugen. „Man sprach ihm gegenüber jedoch sehr massive Drohungen aus, so dass Vater unverrichteter Dinge nach Hause zurück kam.“
Am 31. März wurde die Brücke dann gesprengt. „Die Steine sind bis zu uns nach Hause in den Stedenhof geflogen“, berichtete Waltraud Keune im persönlichen Gespräch und ergänzt: „Die Amerikaner haben sich davon nicht aufhalten lassen. Sie sind einfach bei uns durch den Stedenhof gefahren.“