Bad Berleburg. . Dirk Landsmann arbeitet als mobiler Herrenausstatter und gewährt einen Einblick in seine Berufswelt.
Stil, Akkuratheit, Knigge: Für Dirk Landsmann Attribute, die er – anders als sein Jackett – nach getaner Arbeit nicht einfach abstreift. Der mobile Herrenausstatter aus Bad Berleburg legt größten Wert auf Etikette. Sein Anliegen: mehr zu vermitteln als den alten, heute fast zur Floskel verkommenen Grundsatz von Kleidern, die Leute machen. Leute machen sich in erster Linie selbst, sagt er. Nur muss das Gesamtbild stimmen. Landsmann möchte in dieser Hinsicht Vorbild sein.
Einer für alles
Das nötige Kleingeld vorausgesetzt, besucht der passionierte Golfer seine Kunden daheim, nimmt Maß, nimmt sich Zeit, berät in Farbe und Stil, eskortiert auf Wunsch auch beim Einkaufsbummel, zusätzlich gibt er Benimm-Seminare, leitet Textil-Workshops. Landsmann, der Vieleskönner. „Ein Alleinstellungsmerkmal“ sei das und notwendig, um Erfolg zu haben. „Ich bin ein qualitätsdenkender Mensch“, bekennt der gebürtige Hagener. Seine Waren stammten ausschließlich aus dem europäischen Ausland. Ob er den Markt sondiert habe, bevor er entschied, seine Geschäftsidee in die Tat umzusetzen? „Nein, ich wusste, dass es so etwas in der Region nicht gibt.“ Ein Angebot ohne Nachfrage also.
Landsmanns Klientel, darunter Anwälte, Ärzte, in der Regel Menschen mit repräsentativen Pflichten, residiert heute eher in Frankfurt oder in Bonn. Auch im Münsterland, nur noch bedingt in Wittgenstein. Kilometer macht der Oldtimer-Fan so reichlich. Der Umzug mit seinem Geschäft nach Winterberg, dem „St. Moritz des Sauerlandes“, habe ihm vor einigen Jahren ganz deutlich vor Augen geführt, dass er sich dringend abheben müsse von der Konkurrenz.
Auch interessant
Im Jahr 2008 nämlich ging er pleite, nachdem er 1991 sein erstes Bekleidungsgeschäft in der Berleburger Poststraße und später ein weiteres in Bad Laasphe eröffnet hatte. Landsmann spricht offen über die Privatinsolvenz. Scheitern als Chance. „Aber auch hier in Berleburg haben mir alte Kunden die Treue gehalten.“ Nun will er sich neu aufstellen, seine eigens ausgemachten persönlichen Stärken nutzen, die da wären: „Aus Laufkundschaft Stammkundschaft machen.“
Keine halben Sachen
Unter seinem Jackett, es ist übrigens royalblau, trägt er ein blütenweißes Hemd mit modischem Edward-Kragen, an den Handgelenken mit goldenen Manschettenknöpfen versehen. „Schon meine Großeltern haben mir Umgangsformen beigebracht, dafür bin ich ihnen dankbar“, erzählt der 48-Jährige, während er mit einem Löffel aus reinem Silber in der Kaffeetasse rührt. Keine halben Sachen im Hause Landsmann. Dass die hellrote Krawatte zum Einstecktuch passt, ist selbstredend. „Ich empfehle gewebte Seide, die lässt sich besser binden.“
Es folgen einige Praxistipps: Zum Einstieg in die Welt der eleganten Herrenmode eigne sich ein Blazer. Dann gibt er einen kurzen Exkurs in die Entstehungsgeschichte dieses Typs Jacke, die bis ins viktorianische England des Jahres 1837 zurückreicht. Wenn Landsmann berät, weiß er, wovon er spricht. „Den Blazer kombinieren Sie mit einer Jeans, einer Feincordhose, einer Baumwoll-Canvas oder einer klassischen Tuchhose, very british. Und an den Füßen Budapester oder Pennyloafer.“ Aha, gut. Könnte man denn zum Blazer auch eine Fliege tragen? „Sie meinen eine Schleife, nur Clowns tragen Fliegen.“