Bad Laasphe. . Bad Laasphe sucht dringend neuen Wohnraum für Flüchtlinge. Die städtischen Unterkünfte sind fast ausgelastet – und geeignete Gebäude zur schnellen Umwidmung Mangelware.

Nicht nur die Gemeinde Erndtebrück, sondern auch die Stadt Bad Laasphe sucht derzeit dringend Wohnraum, um zugewiesene neue Flüchtlinge unterzubringen. Volker Kohlberger vom Fachbereich Bürgerdienste im Bad Laaspher Rathaus rechnet damit, dass im laufenden Jahr deutlich mehr als 60 Personen wie im Vorjahr kommen werden. Selbst den Neubau einer oder mehrerer Unterkünfte an Standorten in der Kernstadt hält Kohlberger nicht für ausgeschlossen.

Allerdings werde die Stadt zuvor intensiv andere Lösungen prüfen, betont Kohlberger im Gespräch mit unserer Zeitung. Daran gearbeitet werde intern bereits seit Herbst – seit mit Blick auf Informationen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge „schon absehbar war, dass die Zahlen steigen“.

Zuweisungen kurzfristig per E-Mail

Die Tendenz bei der Zahl zugewiesener Flüchtlinge ist auch in Bad Laasphe weiter steigend. Waren es 2013 noch 24, lag sie 2014 bereits bei 60. Und für das laufende Jahr könnte der Wert noch um einiges höher liegen, schätzt die Stadtverwaltung.

Von zugewiesenen Flüchtlingen erfährt man im Bad Laaspher Rathaus übrigens sehr kurzfristig: Meist werde die Ankunft von ein bis zwei Personen oder einer Familie eine Woche zuvor per E-Mail angekündigt, berichtet Volker Kohlberger vom Fachbereich Bürgerdienste. Manchmal liege die Vorlaufzeit auch nur bei wenigen Tagen.

Die leerstehende Hauptschule am Gennernbach als Notunterkunft herzurichten – das hält die Stadt weiterhin für unwirtschaftlich. Umbau plus laufende Kosten – da seien besagte Neubauten im Vergleich günstiger, meint Kohlberger. Um sie realisieren zu können, müsse die Stadt schauen, wo kurzfristig Versorgungsleitungen verlegt werden könnten.

Alternative: Anmietung von privat

Für zusätzlichen Wohnraum im Visier hat die Stadt aber auch eigene Immobilien, die derzeit als öffentliche Gebäude noch anders genutzt würden, so Kohlberger. Und leerstehende Wohnungen, die man von privat anmieten könne. Letztes bedeute allerdings eine „erhebliche Kostenbelastung“ für die Stadt – zumal die verlangten Mieten nicht selten deutlich über 4,50 Euro pro Quadratmeter lägen.

Leerstehender Wohnraum? Den gibt es zum Beispiel in Feudingen offenbar genug. Ortsvorsteher Werner Treude sieht hier gute Chancen für die Eigentümer, nun mit der Stadt ins Gespräch zu kommen. Eine Vermietung etwa bringe wenigstens Einnahmen. Bislang habe man noch alle Flüchtlinge in den vorhandenen städtischen Unterkünften unterbringen können, so Kohlberger – zumal es ja auch immer wieder „gewisse Fluktuationen“ gebe, wenn Asylbewerber in ihre Heimat zurückgeschickt würden – oder auch untertauchten. Doch hier gebe es inzwischen nur noch „geringfügige Kapazitäten“. Anders ausgedrückt: „Wir haben noch einige Betten frei“ – um beispielsweise Einzelpersonen eine Bleibe zu bieten.

Für ganze Familien, die mehr Platz benötigen, habe die Stadt derzeit „noch ein oder zwei Wohnungen“, so Kohlberger. Und mit verstärkten Zuweisungen ganzer Familien rechnet man derzeit in Bad Laasphe. Kohlberger geht davon aus, dass es noch im Lauf des März eine politische Entscheidung geben wird, „um für 2015 gerüstet zu sein“. Auf mindestens „eine Maßnahme für zusätzlichen Wohnraum“ werde man sich dann festlegen müssen, schätzt er.

In den 90ern war’s „noch extremer“

Vollkommen neu für die Stadt sei die aktuelle Flüchtlingslage übrigens nicht, sagt Kohlberger. Anfang der 90er Jahre sei das „noch extremer“ gewesen, als man Aussiedler aus Russland und Übersiedler aus der ehemaligen DDR habe aufnehmen müssen. Damals habe die Stadt für diese Zwecke verschiedene Gebäude angemietet oder gar gekauft – wie eine ehemalige Gaststätte in Saßmannshausen, die inzwischen aber wieder privat und ganz anders genutzt werde.