Feudingen. . In das neue Gehege des Artenschutzzentrums von Achim Wickel „Im Dernbach“ kommt Leben. Wisente folgen demnächst, so die Pläne für das Zucht-Projekt.
Die Bisons sind da! Freitagfrüh, gegen 7.30 Uhr: Der Spezialtransporter aus dem Tierpark Nordhorn wird direkt ins ausgedehnte Gehege des Artenschutzzentrums Feudingen „Im Dernbach“ rangiert. Und dann tappen die Jungtiere – drei kanadische Waldbisons, ein bis zwei Jahre alt – nacheinander vorsichtig aus dem Hänger: die beiden Bullen „Cajetan“ und „Don“, außerdem das Weibchen in der Runde, „Dolora“.
Achim Wickel, der Initiator des Zucht-Projekts, strahlt. Eine wichtige Etappe in der jungen Geschichte seines Artenschutzzentrums sei geschafft – und das allen Unkenrufen aus der Feudinger Bevölkerung zu Trotz. Gemeinsam mit dem Wildbiologen Uwe Lindner gründet Wickel gerade einen Verein als Träger des Projekts. Das sollte eigentlich schon vor Jahren seinen Anfang nehmen – doch dann kamen die Initiatoren der bekannten „Wisent-Wildnis“ bei Aue-Wingeshausen. Wickel vertagte sein Projekt. Vorerst. Jetzt aber will er damit voll durchstarten.
Experte aus Russland zu Gast
Unterstützung im direkten Umgang mit den Bisons bekommt Wickel unter anderem von Meinolf Besting aus Attendorn. Ein eigenes Wildgehege im Repetal ist auch Bestings Hobby – dort hält er Dam-, Muffel- und Sika-Wild.
Wirtschaftsförderung beim Kreis beantragt
Was die Finanzierung angeht, ist Wickel im Kontakt mit einer ganzen Reihe von Sponsoren. Ohne einige von ihnen wäre er wohl nicht so weit gekommen, schätzt der gebürtige Feudinger.
Wirtschaftsförderung mit Geldmitteln erhofft sich Wickel auch vom Kreis Siegen-Wittgenstein. Dort liege schon seit 2009 ein Antrag, die bisher entstandenen Kosten von rund 233 000 Euro öffentlich zu fördern. Mit dem neuen Landrat Andreas Müller sei man dazu im Gespräch.
Bei dem Trio infernale im Gehege, das übrigens im Tierpark Nordhorn nahe der niederländischen Grenze schon beieinander war und gerade ausgelassen durch den tiefen Schnee tobt, soll es aber nicht bleiben. Vielmehr werden – je nach Zucht-Fortschritt – mit der Zeit „noch ältere Tiere hinzukommen“, so Wildbiologie Lindner. Ziel sei es, binnen vier oder fünf Jahren „einen gefestigten Sozialverband aufzubauen“. Bis zu 30 Tiere, darunter auch amerikanische Präriebisons, sollen auf dem insgesamt rund zwölf Hektar großen Areal Platz finden können. Die nächste Tierart werde jedoch der Wisent sein, kündigt Lindner an. Wie in der Bad Berleburger „Wildnis“ bei Aue-Wingeshausen.
Gezüchtet werden soll für Artenschutz-Projekte in Rumänien, im Kaukasus und – in Sibirien: Hier mischt Veterinär-Wissenschaftler Dr. Taras Sipko vom Institut für Ökologie und Evolution an der Uni Moskau mit. Derzeit ist der Russe bei Wickel zu Gast, verfolgt die ersten Schritte der Waldbisons interessiert mit. Diese Tiere werden dort derzeit wieder angesiedelt — gemeinsam mit einem kanadischen Partner. Wickels Ziel: eine feste Kooperationsvereinbarung mit den Russen.
Café für Touristen geplant
Auch touristisch möchte Achim Wickel seine neue Erhaltungszuchtstation nutzen. So ist neben dem etwa 800 Meter langen Weg rund ums Gehege auch ein Café mit Außengastronomie geplant, von dem aus man einen guten Blick hinunter auf das gesamte Gelände hat. „Das wird uns künftig von anderen Gattern unterscheiden, wo die Tiere eben nur gezüchtet werden“, ist Wickel zuversichtlich.
„Die nächsten Tage werden mit Sicherheit noch spannend werden“, schätzt der Projekt-Chef. „Aber wir sind auf alles vorbereitet.“ Ausbruchsversuche inklusive.