Wittgenstein. . Die Synode des evangelischen Kirchenkreises Wittgenstein votiert nun doch für den Umbau des Freizeitzentrums Wemlighausen zum „Abenteuerdorf Wittgenstein“ – und damit exakt für ein Projekt, das sie auf ihrer Sommer-Tagung im Juni noch abgelehnt hatte.

Zweimal stimmten die 53 Synodalen am Mittwochnachmittag ab – und zweimal war das Ergebnis mit 60 und 68 Prozent Zustimmung klar: Das Freizeitzentrum (FZ) Wemlighausen wird für rund 1,75 Millionen Euro zum „Abenteuerdorf Wittgenstein“ umgebaut – und zwar eigenfinanziert. Damit bleibt die Einrichtung für die Arbeit der Gemeinden im Kirchenkreis erhalten.

Die Herbstsynode des Kirchenkreises Wittgenstein votierte nun im Wesentlichen für ein Projekt, das sie auf ihrer letzten Tagung im Juni noch abgelehnt hatte – wenn auch nur ganz knapp. Doch kritische Stimmen, die damals dessen Wirtschaftlichkeit in Frage stellten und hitzige Diskussionen über die Gefahren für die einzelnen Gemeinden blieben diesmal aus.

Rund 1,75 Millionen Euro – neue Möbel inklusive

Die neue Summe für den Umbau des Freizeitzentrums liegt mit 1,75 Millionen Euro rund 50 000 Euro unter den bisher kalkulierten Ausgaben.

Darin enthalten sind neben den reinen Umbau-Kosten auch eine weitgehend neue Möblierung des Zentrums und eine Anpassung des Außengeländes.

Es gab im Plenum allerdings reichlich Stimmen für ein Investoren-Modell. Danach hätte der Kirchenkreis den FZ-Gebäudekomplex an einen Investor verkauft, der die Anlage nach vorliegenden Plänen umbaut und für die Laufzeit eines 30-jährigen Pachtvertrages an den Kirchenkreis vermietet – für eine jährliche Pacht bis zu 75 000 Euro, spätere Erhöhungen nicht ausgeschlossen. Und nach 30 Jahren hätte der Kirchenkreis die Wahl gehabt: weitermieten oder wieder ins Eigentum übernehmen.

Zuvor hatte der Schmallenberger Pfarrer Peter Liedtke die Diskussion „seiner“ Arbeitsgruppe vom Vormittag zur Bedeutung des FZ zusammengefasst. Das Haus biete genug Platz – nicht nur für die Kernzielgruppe Jugendliche. Es sei auch denkbar als Ort, um etwa Flüchtlingen Sprachkurse anzubieten. Und: Das FZ sei und bleibe „unser Haus“.

Emotionale Bindung

Diese emotionale Bindung zum Freizeitzentrum stellte auch die Bad Berleburger Pfarrerin Claudia Latzel-Binder in den Vordergrund, als sie im Plenum für den Umbau plädierte. Das FZ könne auch als Ort für zentrale Gottesdienste eine Zukunft haben, meinte sie.

Eine andere Arbeitsgruppe unter der Leitung des Bad Laasphers Ulf Helmrich vom Kreissynodalvorstand (KSV) hatte sich mit Kosten einer möglichen Schließung beschäftigt – Fazit: Sie scheine die günstigste Lösung zu sein, so Helmrich – aber nur finanziell. Und wo werde dann die Arbeit des FZ fortgesetzt? Außerdem: Lasse sich für den Gebäudekomplex überhaupt ein Käufer finden?

Sicher: Ein Investoren-Modell biete insgesamt beste Flexibilität bei der Projekt-Realisierung selbst und bei der finanziellen Entlastung für den Kirchenkreis, so Dr. Wolfgang Pollinger (Schmallenberg) vom KSV für seine Gruppe. Dafür sei die Identifikation des Kirchenkreises mit eben diesem Projekt bei der Eigenfinanzierung höher, hielt ihm der Raumländer Pfarrer Dr. Dirk Spornhauer entgegen. Außerdem lägen Umbau und späterer Betrieb idealerweise in einer Hand.

Investoren-Modell am Ende teurer

Beim Investoren-Modell sei das Projekt-Risiko zweifellos geringer, argumentierte Superintendent Stefan Berk, am Ende allerdings auch die als Pacht zahlbare Summe höher als die Baukosten – mit mindestens rund 2,25 Millionen Euro, Betriebskosten und Mobiliar nicht mitgerechnet. „Nach 20 Jahren wären wir aus allen Verpflichtungen ‘raus“, unterstrich Bauingenieur Martin Gerhardt die Vorteile einer Eigenfinanzierung per Kredit mit entsprechender Laufzeit. Und ob die ständige Kommunikation mit einem Investor in Sachen Umbau oder spätere Reparaturen „so reibungsfrei“ laufe, sei völlig offen.

600 000 Euro der Bausumme kommen aus Kirchenkreis-Rücklagen, bis zu 800 000 Euro sollen kreditfinanziert werden. Und mindestens 200 000 Euro will der Kirchenkreis bei Spendern und Sponsoren einwerben – werde es deutlich mehr, soll die Kreditsumme entsprechend reduziert werden.