Raumland/Wittgenstein. .

Die Preise für Molkereiprodukte sacken in den Keller. Was dem Verbraucher gefällt, bereitet den Milcherzeugern Sorge – auch in Wittgenstein. Der Raumländer Landwirt Bernd Henk hat seinen fünf Kindern schon immer geraten: „Ihr müsst euer Geld außerhalb der Landwirtschaft verdienen!“ Bei der momentanen Milchpreis-Entwicklung sieht sich der 53-Jährige mit seinem Ratschlag bestätigt.

Dennoch haben er und seine Frau Helga gerade erst mit dem Bau eines neuen Stalls in der Nieder­aue, unweit der Kläranlage Raumland, eine sechsstellige Summe in ihren Betrieb investiert – „Zum Wohle unserer Tiere. Aber für uns wird auch die Arbeit leichter, weil wir künftig das ganze Jahr hindurch am Stand melken können“, erklärt der Landwirt, der übrigens auf die tatkräftige Unterstützung der ganzen Familie bauen kann: „Die Kinder stehen hinter uns und helfen mit, wenn’s möglich ist.“

„Vom Gras ins Glas“

Früher gingen die Henks zu ihren rund 50 Milchkühen mit der mobilen Melkanlage auf die Weide; heute kommen die Kühe in den Melkstand. Täglich wird morgens und abends gemolken. Gut 1000 Liter der Milch rollen dann jeden Tag in Richtung Köln zur Molkerei; mit dem Rest der Vollmilch werden die Kälber groß gezogen.

Bernd Henk freut sich dieser Tage, dass er Lieferant für die Molkerei Friesland/Campina ist; denn „die zahlen immer noch ‘n Ticken mehr als andere“. Dafür muss er als Milchproduzent u.a. den regelmäßigen Weidegang der Tiere ebenso garantieren wie Gentechnik freies Futter. „Wir bekommen einen Bonus für naturnahe und nachhaltige Landwirtschaft zum Wohle der Verbraucher“, erläutert Henk die Strategie der Molkerei, „Vom Gras ins Glas“ für die Marke „Landliebe“.

Es liegt an Handelsketten und Politik

Nicht dort bei Campina, sondern in der Politik und bei den großen Handelsketten sieht der 53-Jährige den Ursprung für die Probleme mit der Preispolitik bei Frischmilch: „Wenn Aldi sagt, wir gehen zehn Cent runter, dann ist das Gesetz, und alle anderen ziehen mit“. Aber auch die Politik sei nicht schuldlos. Minister Remmel, so meint Bernd Henk, will für seine Wähler etwas tun, und ändert das Jagdgesetz. Aber er erschwere auch den Landwirten durch „immer neue Auflagen“ das Dasein. So müsse Gülle bald schon neun anstatt wie bisher sechs Monate lagern.
„Das bedeutet zusätzlichen Raum und damit zusätzliche Investition für die Bauern,“ schimpft der Raumländer. Er will aber nicht die Produktion ausweiten, sondern sich und seiner Familie „die Arbeit erleichtern, damit wir noch einige Jahre Spaß an unserer Arbeit haben, und zwar am schönsten Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann“ - im neuen Stall in den Ederauen.