Bad Berleburg.

Es gibt sie immer noch oder schon wieder: die verrückten Ehefrauen, die glauben mit Gesundkost ihre Männer länger am Leben zu halten oder gar zu Höchstleistungen anzutreiben. Solche Exemplare sind Amalie Wipperling (Birgit Limper) und Adelheid Breitenbach (Anke Zinkann).

Zwischen Grünkern und Schnitzel

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Mit Grünkernschnitzel, Bitterwasser und Biokram sind die beidem Damen eifrig um ihre besseren Hälften bemüht. Friedrich Breitenbach (Mike Cox) gelingt der „Befreiungsschlag“ aus den Klauen der Ehefrau. „Vorne herum esse ich Gemüsekoteletts, hinten rum die Schweinekoteletts“, so seine listige Idee. Freund Hugo Hecht (Jörg Dochow) kann über so viel Verwegenheit des Marmeladenfabrikanten nur staunen. Doch Tobias Wipperling (Jörg Weber) muss noch überzeugt werden, aus den Widrigkeiten heraus zu gelangen. Wie gut, dass es da einen Meisterboxer gibt, der auch Friedrich Breitenbach heißt und dessen Namen sich der Marmeladenkönig bedienen kann und so auf Umwegen der „Gesundkost“ der Angetrauten entgehen kann.

Rasseweib in Finanznöten

Der echte Friedrich macht sich diese Tatsache zu Nutze und ist urplötzlich leistungsstarker Meisterboxer. Das entgeht natürlich auch nicht der Familie. Sohn Fritz (Fabian Feltens) führt eigentlich ein schnodderiges Studentenleben und denkt permanent an die fesche Tänzerin Coletta Corolani (Claudia Saßmannshausen). Das Rasseweib ist in Finanznöten und so ist der eifrig darum bemüht, irgendwie über den Vater an 400 Mark zu kommen.

Fabian Feltens Debütrolle ist ihm wie auf den Leib geschneidert. Ein sichtliches Wohlgefühl in der Haut eines Lebemannes erfreut den jungen Mann, der aufblüht und die Freude über sein Tun dem Zuschauer ganz unverblümt mitteilt. Kess ist er, ganz fernab des „gut situierten“ Haushaltes derer von Breitenbachs. An Friedrichs Geburtstag nun kommen so einige Überraschungen auf den Tisch. Nicht nur, dass Adelheid dem geliebten Gemahl Boxhandschuhe und Trainingsutensilien fürs Boxer-Leben schenkt, sie möchte auch dem geplanten Boxkampf in der Arena beiwohnen. Das muss der Guten aber ausgeredet werden.

Der Marmeladenfabrikant kommt ganz schön in die Bredouille. Was tun? Abhauen? Ausreden erfinden? Es wird von Szene zu Szene brisanter für den distinguierten Herrn und seinen Kumpel Tobias Wipperling reißt er auch immer tiefer ins Verderben. Da tritt auch zu allem Überfluss auch noch der echte Meisterboxer (Ingo Womelsdorf) in Erscheinung. Denn der hat rein zufällig Lotte Breitenbach im Zug kennengelernt auf seiner Fahrt zum Boxkampf mit dem „Neger“ Appletree und hat sich unsterblich in die Dame mit dem gleichen Nachnamen verliebt. Ein köstliches Durcheinander bricht im edlen Haushalt der Breitenbachs aus und Hausmädchen Rosa (Adelheid Kaul) weiß nur noch den Kopf zu schütteln. Offenbar hat sie von Anfang an die ganze Chause durchschaut?

Weitere Aufführungen

Verraten wird aber an dieser Stelle nicht alles, denn der Lustspielfreund hat heute Abend um 20 Uhr und am morgigen Sonntagnachmittag um 15 Uhr noch einmal kräftig die Gelegenheit abzulachen. So viel sei nur gesagt: alle Missverständnisse, Schwindeleien und fadenscheinigen Ausreden decken sich auf und führen zum guten Schluss „die Marmelade ist richtig“ und beenden das „Pfui, Herr Breitenbach“.

Das haben sie ganz fein gemacht. Tolles Bühnenbild, elegante Kostüme, gediegene Maske. Im 30. Jahr ihres Bestehens hat die Laienspielgruppe Bad Berleburg beinahe Profi-Charakter. Mike Cox, er kreiert nicht nur am Herd seines „Britannia Inn“ Soßen und Süppchen, sondern steht seit 23 Jahren in mannigfachen Rollen auf den Brettern der Berleburger Bürgerhaus-Welt, ist der älteste Hase an Bord. Ulrike Dickel managed die Maske und die Kostüme, die diesmal eine dankbare Leihgabe der Bühne Hallenberg und des Hessischen Landestheaters Marburg waren, und ihr Stab steht getreu hinter ihr. Jeder ist für jeden da und unterstützt Rollen und fängt den anderen mal auf, wenn der Text hängt.