Rüthen. . Haben die Kinder in der Notunterkunft in Rüthen Langeweile? Zumindest am Donnerstag Nachmittag nicht, denn da besuchte der Kinderschutzbund die Einrichtung, um gemeinsam einen bunten Nachmittag zu verleben. Und das dann man durchaus wörtlich verstehen.

Das Auto ist schnell umringt von Flüchtlingskindern. Der Kinderschutzbund ist schließlich nicht mit leeren Händen gekommen: Im Rahmen einer Ferienaktion besuchten Rüthener Kinder die Einrichtung, in der auch viele junge Leute untergebracht sind.

Die Kiste mit Spielsachen ist heiß begehrt, aber auch die Malsachen finden reißenden Absatz. Da ist es fast schon egal, dass kaum jemand von den Fremden Deutsch spricht. Gisela Erdmann versucht es mit Englisch, ein Mann aus Mazedonien stellt sich als Übersetzer zur Verfügung.Andere Eltern schreiten vorsichtshalber ein, als das Interesse an den mitgebrachten Scheren zu groß wird. „Ob wir die beim nächsten Mal wieder mitbringen, überlegen wir uns noch“, reagiert Gisela Erdmann selbstkritisch.

Und die bunte Kreide? Die Kinder schauen sie interessiert an. Aber stimmt es tatsächlich, dass mit ihnen nicht auf dem Boden gemalt werden soll, damit es vor der Einrichtung „schön sauber“ aussieht? So recht glaubt daran keiner und Erdmann wechselt kurzerhand von den Tapetenrollen, auf die schon fleißig Häuser und Namen gemalt und geschrieben werden, schnappt sich Kreide und schreibt groß einen Willkommensgruß auf den Boden. Eine weitere Rüthenerin verziert den Text mit einer Wolke. – Und damit ist der Bann gebrochen: Namen und viele Bilder werden plötzlich in verschiedensten Farben gemalt. Auch eine Friedenstaube. Frieden wünschen sich alle hier.

Zurückhaltung verfliegt

Einige der Flüchtlingskinder bleiben zunächst etwas zurück, trauen sich nicht so recht mitzumachen. Doch spätestens dann, wenn auch der Papa die Kreide nimmt, um ein Bild zu malen, ist die Zurückhaltung vorbei.

„Wir haben heute einen Anfang gemacht“, ist die Vorsitzende des Kinderschutzbundes vom Erfolg der Aktion überzeugt, die kurzfristig ins Ferienprogramm aufgenommen wurde. Ihr Wunsch ist es, dass künftig im Rahmen der Treffnachmittage regelmäßig Besuche in der Unterkunft stattfinden.

Keine große Erwartungshaltung

Dass es bei der Premiere nicht allzuviele Rüthener Kinder als Teilnehmer waren, betrübt Erdmann nicht: „Man muss nicht mit großer Erwartungshaltung da ran gehen.“ Denn dass es funktioniert, zeigt der Premierennachmittag. Strahlende Gesichter überall, sowohl bei den Kindern als auch den Erwachsenen – was will man eigentlich mehr?