Rüthen. . Die Notunterkunft für Flüchtlinge in Rüthen arbeitet problemlos. Davon überzeugte sich am Montag auch Regierungspräsident Gerd Bollermann vor Ort. Er und seine Begleiter fanden viele lobende Worte für die Rüthener Bevölkerung, die die Arbeit vor Ort tatkräftig unterstützt.

Gerd Bollermann ist zufrieden. Und Bürgermeister Peter Weiken auch. Denn der Regierungspräsident konnte dem Rüthener Stadtoberhaupt anschaulich und nachvollziehbar erklären, weshalb es zum Start der Flüchtlingsnotunterkunft in Rüthen beim Informationsfluss zu gewissen Problemen kam.

Es waren vor allem die zeitlichen Aspekte, die Bollermann ins Feld führte, als er sich am Montag, zusammen mit Bürgermeister Peter Weiken, Politikern und Helfer-Gruppen vor Ort ein Bild machte. „Und das glaube ich ihm auch“, zeigte sich Peter Weiken nach dem Gespräch und den vermittelten Informationen zufrieden.

Bollermann: „Wir haben am Mittwoch, um 17 Uhr, Kenntnis von der Einrichtung erhalten. Wir waren am Freitag morgen vor Ort.“ Da fiel die Entscheidung, dass man das ehemalige Schwesternwohnheim nutzen könnte, „und wir haben unmittelbar den Bürgermeister informiert“. Danach galt es nicht nur schnell die Unterkunft aufzubauen, sondern auch den Transport zu organisieren. Der Regierungspräsident: „Wir haben die Einrichtung innerhalb von zwölf Stunden am Netz gehabt“. Da blieb schlicht keine Zeit für den Bürgermeister. Angeblich gebe es bis heute noch nicht einmal einen Mietvertrag mit den Schwestern, hörte Peter Weiken; zuvor hatte man in der Bergstadt gedacht, die Vermietung habe man schon „Wochen vorher“ geregelt.

Schnell viele Plätze schaffen

Nein, betont der Gast aus Arnsberg: „Wir stehen unter Zwang, müssen ganz schnell viele Plätze schaffen.“ 400 davon gibt es nun seit gut einer Woche in Rüthen. Der RP: „Es ist unsere Pflicht, die Flüchtlinge sicher und menschenwürdig unterzubringen.“ Ansonsten drohten nämlich Obdachlosigkeit oder Zeltstädte – beides wolle man nicht.

Die Einrichtung in Rüthen gilt vielen als Vorzeigeobjekt. Und das gleich aus mehreren Gründen. Die „tolle Einrichtung“ (Bollermann) wurde schließlich vorher großteils als Pflegeheim genutzt, hat somit in den Zimmern einen eigenen Sanitärbereich. Und die Räume in den verschiedenen Gebäuden sind so gut aufgeteilt, dass man sogar für ansteckende Krankheiten (derzeit ein Fall) einen Isolierbereich schaffen konnte.

Der zweite Grund ist die Unterstützung der Einrichtung durch die Bevölkerung, die auch die heimischen SPD-Landtagsabgeordnete Marlies Stotz besonders lobte. Die Rüthener Bevölkerung sei „beispielhaft“. So wurde – und wird – nicht nur die Kleiderkammer anscheinend geradezu geflutet von Spenden (es gibt sogar Neuware), die von Freiwilligen praktisch rund um die Uhr sortiert und anschließend ausgegeben wurden und werden. Udo Schröder-Hörster vom Regionalvorstand der Johanniter, die die Unterkunft betreiben: „Wir sind im Land der Glückseligen in Rüthen. Wir sind gekommen, waren da, waren angekommen.“ Den Eindruck hatte auch Marlies Stotz. Sie meinte zu Bürgermeister Weiken: „Sie können stolz sein auf Ihre Mitbürger“.

Flüchtlinge aus 29 Staaten

Flüchtlinge aus 29 Staaten werden derzeit im ehemaligen Schwesternwohnheim untergebracht und „es läuft ganz gut“, betonte Schröder-Hörster bei einem Rundgang, bei der sich auf Wunsch alle Türen für Kontrollen öffneten – Zustände wie in Burbach sucht man am Rande des Sauerlandes zum Glück vergeblich.

Gerd Bollermann machte deutlich, dass es schlicht nicht leistbar sei, die Flüchtlinge nach Ländern auf Einrichtungen zu verteilen, „das ist schlicht nicht zu leisten“. Man versuche allerdings, ethnische Gruppen zu berücksichtigen. Damit es nicht zu Spannungen komme, gelte zudem striktes Alkoholverbot in der Einrichtung – daran halte sich nur ein einziger Flüchtling nicht.

Von den aktuell 394 Bewohnern sind übrigens 157 Kinder. Die Frage einer Beschulung stelle sich derzeit nicht, so Schröder-Hörster. Unter anderem deshalb, weil man noch nicht weiß, was die Zukunft bringt. „Das kommt ganz darauf an, welchen Status die Einrichtung bekommt“, betonte der Gast aus Arnsberg. Zunächst plant man bis November. Sollte es weiter gehen, könnte es verschiedene Angebote geben wie Sprachgrundkurse oder sonstige Angebote.

Aber bereits jetzt gibt es ein Kinderzimmer (übrigens in der ehemaligen Kapelle untergebracht), das aktuell aber Konkurrenz vom Vorplatz bekommen hat, wo (nicht nur die Kinder) das sonnige Wetter genießen. Auch Räume für Gebete hat man gefunden, so dass auch die Moslems ihre Pflichten erfüllen können – beten ist sogar geschlechtergetrennt gleichzeitig möglich. Selbst der nötige Gebetsteppich wurde kurzerhand besorgt und im Speisesaal für die Zeremonie verlegt.