Warstein. . Wahre Strapazen und buchstäbliche Weltreisen nehmen jedes Jahr aufs Neue so manche Ballonteams auf sich, um beim renommierten Spektakel der farbenfrohen Heißluftgefährte dabei zu sein.

Ganz egal, wie groß der finanzielle Aufwand auch ist, egal mit welchen teils Nerven aufreibenden Problemen die Crews an den unterschiedlichen Ländergrenzen konfrontiert werden – die WIM ist für sie alle längst zum Pflichttermin geworden. Sich einzureihen in das Kollektiv der Besten ist für sie eine Ehre.

Nicht mehr wegzudenken ist das September-Highlight auch für Ljudmila Samborskaja und ihr russisches Team. Seit 1998 nimmt sie an der Warsteiner Montgolfiade teil und gehört mittlerweile zum festen Inventar. Die 56-Jährige „ballonverliebte“ hat sich von ihrem langjährigen Wohnort Dortmund aus eine Crew zusammengestellt, mit der sie Menschen aus Russland, der Ukraine und aus Deutschland buchstäblich „in einen Korb“ geholt hat.

2011 sorgte die international besetzte Truppe mit ihrem Heißluftball „Wostok 3KA-3“, eine originalgetreue Ballon-Nachbildung der legendären Raumkapsel Juri Gagarins, für Aufsehen am Warsteiner Hillenberg. Diesmal zieht das Team von Ljudmila Samboskaja und ihrem russischen Landsmann Stanislaw Fuodoroff zudem mit der 68 Meter hohen Sonderform „Kremlturm“, der „Futterdose“ und der eiförmigen „Matroschka“ die Blicke der Zuschauermassen auf sich.

Dass insbesondere Mutter „Matroschka“ den Weg nach Warstein fand, schien bis vor einigen Wochen noch nahezu unmöglich. Stress pur erlebte die Crew während ihrer über 3000 Kilometer weiteren Anreise in die sauerländische Provinz. Welche Wellen der derzeitige Ukraine-Russland-Konflikt schlägt, erlebte das Ballonteam an der polnischen Grenze.

300 Euro gezahlt

Nicht passieren lassen wollten die Zollbeamten die Crew samt Matroschka-Ballonhülle. „Die Polen halten einfach mehr zur Ukraine. Da die Mehrheit von uns Russen sind, wollten die uns nicht durchfahren lassen. Unsere Matroschka wurde vom Zoll beschlagnahmt“, berichtet Ljudmila Samborskaja. Zwölf Stunden steckten die 160 Kilogramm schwere Ballonhülle samt Zusatz-Equipment und Team an der Grenze fest. Nur eine geleistete Geldzahlung in Höhe von 300 Euro ermöglichte den Ballonsportlern letztlich die Weiterreise.

„Man wird richtig wütend, wenn man so behandelt wird. Das ist verschenktes Geld“, ärgerte sich die Ballonpilotin über den Vorfall. Dabei kommen auf die Crew sowieso schon etliche Ausgaben zu, die sie jedes Mal vor ihrer Reise nach Warstein einkalkulieren müssen. Rund 9000 Euro kostet ihnen die Fahrt in die sauerländische Bierstadt. Über 1000 Euro an Sprit verfahren sie hin und zurück. „Eine sehr teure Woche. Aber wir sind alle total verrückt nach diesem schönen Hobby. Die Warsteiner Internationale Montgolfiade dürfen wir niemals verpassen.“, betont die 56-Jährige.

Tiefer Griff ins Portemonnaie

Im Zeitraum von 2011 bis 2013 griff ein russischer Oligarch den Ballonsportlern finanziell unter die Arme. Mit dem Wegfall dieser Unterstützung muss das Team vorerst tiefer denn je in das eigene Portemonnaie greifen. Seit kurzen fördert die Russische Luftfahrtgesellschaft das Hobby der internationalen Truppe. Geld ist für die weltweite Umsetzung ihrer Leideschaft zwar wichtig, aber nicht alles. „Ein richtiger Ballonfahrer ist man nur mit Herz und Seele“, weiß die erfahrene Ballonpilotin.