Mülheim/Sichtigvor. . Ingo Kremer steht in Kontakt mit allen Gläubigern, deren Forderungen sich auf mehr als eine halbe Million Euro belaufen. Er wil sie alle an einen Tisch bringen, um Grundstück und Gebäude an einen Invester zu verkaufen.

Wer dem Kloster Mülheim in Sichtigvor zu neuem Leben verhelfen will, muss tief in die Tasche greifen. Denn die Forderungen der Gläubiger belaufen sich nach Informationen dieser Zeitung auf mehr als 500 000 Euro. „Für das Grundstück gibt es meines Kenntnisstandes nach mindestens fünf Gläubiger, die zusammen 430 000 Euro rausgerückt haben“, berichtet Ingo Kremer, einst Geschäftspartner des Eigentümers Joachim Ney. Diese seien alle gleichrangig und hätten entsprechende Grundschuldbriefe. Zwei weitere Gläubiger gebe es für das Gebäude.

Erbbaurecht

Ursprünglich hatte Joachim Ney das Kloster samt Grundstück für 200 000 Euro gekauft, durch das Erbbaurecht teilte er Grundstück und Gebäude voneinander, so dass beides unterschiedlich handelbar wurde und es nun mehr als ein Grundbuch gibt. Das Grundstück verkaufte er an die „Mainstart UG“, eine seiner Unternehmer-Gesellschaften (UG), die wiederum die Grundschuld-Bücher notariell an Darlehens-Geber abgetreten hat. Anfang des Jahres hat die Mainstart UG einen Insolvenzantrag gestellt. Die Eröffnung des Verfahrens wurde letztlich mangels Masse Mitte Mai abgelehnt. Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Köhler hatte als vorläufiger Insolvenzverwalter ein Gutachten erstellt und war zu dem Ergebnis gekommen, dass es keinerlei Vermögenswerte gibt. Sämtliche Grundstückswerte waren an Gläubiger abgetreten worden, so dass darauf nicht zugegriffen werden konnte. Weil die UG bereits Monate vor dem Antrag zahlungsunfähig gewesen sein soll, steht nun der Vorwurf der Insolvenzverschleppung im Raum.

Zwangsversteigerung

Einer Zwangsversteigerung des Kloster-Grundstücks sieht Ingo Kremer aus mehreren Gründen eher pessimistisch entgegen. „Solange auf dem Grundstück noch ein Gebäude steht mit einem Eigentümer mit Offenbarungseid, wird kein Mensch auf dieses Grundstück bieten. Selbst wenn jemand nur 10 000 Euro bietet, stecken noch mal 500 000 Euro Gläubiger-Forderungen dahinter.“

Der Solinger steht in Kontakt mit sämtlichen Gläubigern und möchte alle an einen Tisch bringen. Er stellt sich vor, dass gemeinsam versucht wird, Grundstück und Gebäude an einen Investor zu veräußern, der beides kauft.

Kremer glaubt, dass die Gläubiger dabei auf einen Teil ihrer Forderungen werden verzichten müssen. Noch seien jedoch die Begehrlichkeiten ziemlich groß. „Ich halte eine ganz kurzfristige Lösung für nicht realistisch wegen des Rechtskonstruktes und der Vorlaufzeiten.“ Bislang hätten sich vier der sieben Gläubiger gesprächsbereit gezeigt.

Einen möglichen Interessenten gibt es bereits. Oliver Pöpsel, der das Kloster 2012 übernommen hatte – mittlerweile aber seine Anteile verkauft hat – , ist sich mit einem Investor einig geworden (wir berichteten exklusiv). Dazu äußerte sich gestern auch Joachim Ney im Gespräch mit der WP: „Wenn sich eine Lösung abzeichnet, bin ich bereit, meinen Teil dazu beizutragen.“

Versicherung an Eides statt

Noch Anfang der Woche musste er sich vor dem Schöffengericht in Soest wegen falscher eidesstattlicher Versicherung verantworten. Das Verfahren wurde gegen eine geringe Geldsumme eingestellt. Nach wie vor ist er in der Immobilienbranche aktiv, als Geschäftsführer in acht Unternehmer-Gesellschaften – die meisten laufen über seine Lebensgefährtin, eine auch über deren 22-jährigen Sohn – als Geschäftsführer eingetragen.

Das Verfahren gegen ihn wurde gegen eine geringe Geldsumme eingestellt.