Warstein/Düsseldorf. . Wenn ab dem Schuljahr 2014/15 der Rechtsanspruch auf einen Platz an einer Regelschule für Kinder mit besonderem Förderbedarf gilt, stellt das Land Nordrhein-Westfalen den Kommunen 175 Millionen Euro zur Verfügung. Geld, das auch in Warstein dringend benötigt wird.
175 Millionen Euro innerhalb der nächsten fünf Jahre – damit soll das gelingen, was ab dem Sommer gesetzlich verankert ist:. „Das ist ein gutes Signal für unsere Schulen“, sagt die heimische Grünen-Landtagsabgeordnete Dagmar Hanses. Auch die Lippstädter Landtagsabgeordnete Marlies Stotz (SPD) zeigt sich zufrieden: „Die langen Verhandlungen zwischen Land und kommunalen Spitzenverbänden zur Kostenverteilung des gemeinsamen Unterrichts haben sich gelohnt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“
Bereits im Oktober hatte das Land zugesagt, dass jährlich zusätzliche Lehrerstellen für den Gemeinsamen Unterricht geschaffen werden, bis zum Schuljahr 2017/18 sind 3215 Stellen kalkuliert. Die werden auch dringend gebraucht, denn an den Schulen im Stadtgebiet Warstein, an denen schon jetzt Kinder mit besonderem Förderbedarf in Regelklassen unterrichtet werden, fehlt es vor allem an einem: Lehrern mit entsprechender sonderpädagogischer Ausbildung, die die notwendige Betreuung der Kinder garantieren können. Und die Zahl der Eltern, die von ihrem Rechtsanspruch auf einen inklusiven Unterricht für ihr Kind Gebrauch machen, scheint tatsächlich zu steigen: An der im Sommer startenden Sekundarschule im Schulzentrum Belecke sind bereits sieben Kinder mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten angemeldet.
Doch wie das Angebot für sie aussehen wird, das steht derzeit noch in den Sternen. Denn auch wenn die Mittel für zusätzliches Personal nun vom Land bereit gestellt werden: Diese Pädagogen muss es auch erst einmal auf dem Markt geben. Und genau da liegt das Problem, denn Sonderpädagogen sind Mangelware. Durch die Grimme-Schule, die aller Voraussicht nach mit dem Schuljahr 2015/16 auslaufen wird, besteht in Warstein die theoretische Chance, dass sich die dort angestellten Sonderpädagogen an die entsprechenden Regelschulen im Stadtgebiet bewerben.
Doch das sei alles noch Zukunftsmusik, meint Schulamtsleiter Josef Pieper. „Es ist finanziell eine einmalige Sache, wenn ich in ein Gebäude einen Fahrstuhl einbauen lasse, um einem körperbehinderten Kind den Zugang zum Schulgebäude zu ermöglichen. Anders sieht es aus, wenn ich Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen habe. Da brauche ich dann zusätzliches Personal, das sind langfristige Kosten.“
In dem Angebot des Landes an die Kommunen sind die jährlich 35 Millionen Euro zwischen Baumaßnahmen und weiteren Kosten aufgeteilt: Jeweils 25 Millionen Euro sind danach für Investitionen im Schulbau vorgesehen sowie weitere 10 Millionen jährlich pauschal, beispielsweise für zusätzliches Personal. Vereinbart worden ist zudem, dass ab 2015 jährlich überprüft werden soll, wie sich die Kosten tatsächlich darstellen um gegebenenfalls die Mittel dann anzupassen.
Die erste dieser Überprüfungen wird im Juni 2015 stattfinden, eine Anpassung der Mittel würde dann im Folgejahr erfolgen. „Die Details sind noch auszuarbeiten“, teilte ein Sprecher des NRW-Schulministeriums auf Anfrage der WESTFALENPOST mit. Klar scheint aber: Sollten die Mittel zunächst nicht reichen, müssten die Kommunen in Vorleistung gehen. Unterdessen hat die SPD-Fraktion im Warsteiner Rat angesichts des nun erzielten Kompromisses die Verwaltung aufgefordert, den in der vergangenen Ratssitzung eingegangenen Antrag von Josef Wüllner (CDU) zu überprüfen und gegebenenfalls nicht weiter zu verfolgen.
Wüllner hatte beantragt, dass sich Warstein dem Klageverfahren mehrerer NRW-Kommunen anschließen solle, das gegen die Kostenverteilung angestrebt wurde.