Warstein. Die geplanten Baumaßnahmen zur Sanierung und Sicherung der mit Legionellen belasteten Anlagen in Warstein werden absehbar bis Mitte 2015 andauern. Gestern filmten Mitarbeiter eine Fachfirma das Innere des Brauereikanals, um wichtige Informationen für die Bauplanung zu sammeln.

Der Kanal kommt jedoch erst im zweiten Schritt des Maßnahmenpaktes zum Zuge. Das von Ruhrverband und Brauerei gemeinsam entwickelte Abwasserbehandlungskonzept sieht eine grundlegende Änderung der bestehenden Abwasserbehandlung sowohl in den Klärbecken der Brauerei als auch zum Teil in der kommunalen Kläranlage vor.

„Zunächst wird das bisherige Belebungsbecken der Brauerei zu einem Misch- und Ausgleichsbecken umgewandelt“, erklärt Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbandes, das Vorgehen. Konkret heißt das, dass bei der Brauerei keine biologische Vorklärstufe mehr stattfindet, also eben jener Prozess, der durch die Zufuhr von Sauerstoff das Wachstum von Keimen wie Legionellen massiv beschleunigen kann. In dem Belebungsbecken waren immer wieder Legionellenwerte im Millionenbereich gemessen worden.

Das Abwasser der Brauerei soll nun künftig noch auf dem Brauereigelände alkalisiert, das heißt durch Erhöhung des pH-Wertes in einen stark basischen Bereiche gebracht werden. Dadurch können mögliche Legionellen-Belastungen minimiert werden, da Legionellen sich in einem basischen Milieu nicht „wohlfühlen“. „Das Brauerei-Abwasser ist durch diese Maßnahme neutralisiert, bevor es in den Brauerei-Kanal und dadurch zur kommunalen Kläranlage gelangt“, erläutert Rüdel, „dadurch, dass der Belebungsprozess künftig nicht mehr bei der Brauerei stattfindet, wird eine Möglichkeit der massenhaften Vermehrung der Legionellen an dieser Stelle ausgeschlossen.“ In einem zweiten Schritt geht es dann an die Sanierung des Brauerei-Kanals. Ein so genannter „Inliner“ soll hier eingebaut werden. „Das ist ein geschlossenes Rohr, was in den Kanal hineingelegt wird“, erklärt Rüdel, „das Ziel ist die dauerhafte Vermeidung von Emissionen, also dem Austritt von möglicherweise belasteten Luftpartikeln aus dem Kanal an die Oberfläche.“ Die genauen bautechnischen Ausführungen dazu stehen noch aus. Kommt das Brauerei-Abwasser durch den so umgebauten Kanal an der kommunalen Kläranlage an, soll hier demnächst eine „Spezialbehandlung“ warten: Das Konzept sieht eine anaerobe – also sauerstofffreie – Vorbehandlung des Brauerei-Abwassers vor.

Wie diese aussehen wird? „Stellen Sie sich das wie ein Stahl-Silo vor, das dann auf dem Gelände der Ruhrverbands-Kläranlage stehen wird“, erklärt der Ruhrverbands-Sprecher, „darin wird das Brauerei-Abwasser vorbehandelt – und zwar ohne Sauerstoff.“ Damit soll den Legionellen einmal mehr ihre Lebensgrundlage entzogen werden – soweit möglich. „Wir haben eine solche Vorbehandlung bereits in unserer Kläranlage in Neheim“, erklärt Rüdel, „dort behandeln wir Abwässer aus der Papierindustrie auf diese Weise vor.“ Die Behandlung erfolgt in einem komplett geschlossenen Behälter.

Zwischenlösung angedacht

Bis die Baumaßnahmen abgeschlossen sind, wird ein bisheriges Zwischenklärbecken der Ruhrverbandskläranlage die Arbeit des jetzigen Belebungsbeckens der Brauerei übernehmen. „Dadurch wird das Brauerei-Abwasser durch eine so genannte Hochlastbelebung vorbehandelt“, erklärt Rüdel. Dieses Becken ist komplett abgedeckt. Zur Entkeimung des Ablaufs der Ruhrverbandskläranlage wird zudem eine UV-Anlage weiterhin betrieben werden, da in der der Übergangszeit nach wie vor erhöhte Legionelleneinträge in der Kläranlage möglich sind. Dadurch, dass die Maßnahmen während des laufenden Betriebs stattfinden, rechnet der Ruhrverband mit einer endgültigen Fertigstellung der Maßnahmen nicht vor Mitte 2015