Warstein. . Enge Zeitpläne halten Studierende davon ab, ein Auslandssemester zu absolvieren. Grund dafür ist, dass viele lieber die Regelstudienzeit einhalten wollen, als noch ein Semester hinten anzuhängen. Warsteiner Unternehmen sind für eine Zeit im Ausland.

„Soll ich ein Auslandssemester machen oder lieber in der Regelstudienzeit fertig werden?“ Diese Frage stellen sich wohl einige Studenten, wenn sie darüber nachdenken, ein Praktikum oder ein Semester im Ausland zu absolvieren.

An Angeboten soll es dabei nicht scheitern. Allein die Fachhochschule (FH) Südwestfalen bietet Partnerhochschulen in über 25 Ländern an. Hier kann nach Land und Studienfach genau entschieden werden, welche Uni am besten zutrifft. Gerade bei der FH Südwestfalen, die einen natur- und technikwissenschaftlichen Schwerpunkt hat, sind es aber nur wenige Studenten, die die Chance ergreifen, ins Ausland zu gehen.

Sabine Mahlstedt ist im International Office der FH tätig und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Standort Soest und Meschede. Sie befürwortet einen Auslandsaufenthalt: „Das ist in der Arbeitswelt immer mehr gefragt. Ich denke, die Studenten haben einen Vorteil anderen gegenüber, wenn sie einmal im Ausland gewesen sind.“ Momentan gehen im Schnitt rund zehn Prozent eines Jahrgangs ins Ausland, was für Sabine Mahlstedt noch nicht sehr viel ist. „Das sollten noch viel mehr Studenten in Betracht ziehen“, findet sie.

Überzeugungsarbeit nötig

Am Standort Soest und Meschede gibt es vereinzelt Studiengänge, die ein Auslandssemester im Studiengang vorgesehen haben. Alle anderen müssen auf eigene Faust entweder eine Partneruni oder ein Unternehmen für ein Praktikum suchen.

Der Trend des Auslands bleibt aber im Gegensatz zur Globalisierung eher stockend, was Sabine Mahlstedt an den eng getakteten Bachelorstudium festmacht: „Die Regelstudienzeit beim Bachelor sieht sechs Semester vor. Viele Studenten wollen aber nicht noch ein siebtes Semester hinten anhängen, um pünktlich fertig zu werden.“ Viele Unternehmen seien jedoch an Auslandserfahrung interessiert, deswegen „muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um klarzustellen, dass ein Semester mehr nicht schlimm ist“, so Mahlstedt weiter.

Ob die Unternehmen in Warstein aber wirklich ein Auslandsaufenthalt der Regelstudienzeit vorziehen, ist fraglich. Die WESTFALENPOST hat bei den größten Arbeitgebern der Stadt nachgefragt.

Das sagen die Unternehmen

Ulrike Risse ist in der Personalabteilung der Warsteiner Gruppe tätig und sieht einen Auslandsaufenthalt schon als Vorteil: „Ich finde das gut und stärkt die persönliche Entwicklung. Es kommt aber auch immer auf das Unternehmen und die Position an.“ Wenn sie Bewerbungen auf den ersten Blick auswählen müsse, hätten die Bewerber mit Auslandserfahrung einen Pluspunkt. „Die anderen haben aber auch Chancen, denn das Gesamtbild muss stimmen“.

Infineon-Unternehmenssprecher Jörg Malzon-Jessen sieht das ähnlich, plädiert aber für ein integriertes Auslandssemester: „Wir wissen, dass das Studium eng getaktet ist. Wer es allerdings unter einen Hut bekommt, hat besondere Berücksichtigung verdient.“ Wenn jemand noch keine Auslandserfahrung hat, kann er/sie diese im Unternehmen bekommen. „Aufgrund unserer Internationalität können wir Mitarbeiter auch ins Ausland versetzen. Das bedarf allerdings eine hohe Flexibilität und Motivation“, so Malzon-Jessen.

Es gibt also kein Richtig oder Falsch. Fakt ist, das Auslandserfahrung gut sein kann - privat und beruflich. Als zwingend notwendig wird es aber noch nicht angesehen.