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Wie kann ein Unternehmen in so einem Fall reagieren?

Die Brauerei hat einen Stab zusammengerufen, um gemeinsam das Krisenmanagement zu bewältigen. Doch was wird eigentlich in solchen Fällen empfohlen?

Dr. Silke Hahn, Professorin für PR und Unternehmenskommunikation an der Business and Information Technology School „BiTS“ in Iserlohn: „Von den Unternehmen wird immer erwartet, dass ein Kommunikationsfluss zu den Medien besteht. Krisen sind allerdings eine außerordentliche Situation. Da muss intern erst alles einheitlich laufen, bevor nach draußen kommuniziert werden kann. Generell empfehlenswert ist aber eine proaktive Handlung, das heißt, zielgerichtet versuchen, eine Situation herbeizuführen. Zudem sollte ein guter Kontakt zu den Medien bestehen bleiben. Und wenn noch keine neuen Erkenntnisse vorliegen, sollte zumindest eine Wasserstandsmeldung gegeben werden. Eine Art Zwischenfeedback, indem gesagt wird, welche Aktionen gerade unternommen werden.“

Müsste die Brauerei mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit dann nicht offensiver auftreten?

Stefan Leppin, Leiter der Unternehmenskommunikation, meint: „Wir werden uns umfassend erst dann äußern, wenn alle Werte valide, also belastbar sind. Wir hoffen, dass das vielleicht schon am Dienstag der Fall sein wird. Die bisher vorliegenden Werte sprechen klar für uns. In der Brauerei und auch im Abwasser, das die Brauerei verlässt, sind 0 Legionellen festgestellt worden. Das stärkt unsere Theorie, dass die Legionellenbelastung im Klärbecken durch die Luft erfolgt sein muss.

Können Vögel als Legionellen-Überträger infrage kommen?

Dr. Wilfried Hopp (Kreisveterinär Soest) schließt eine Erkrankung der Vögel selbst an Legionellen aus: „Vögel können nicht an Legionellen erkranken, das steht zumindest noch in keiner Literatur und ist mir auch bisher noch nicht bekannt. Als Überträger ist der Vogel allerdings nicht auszuschließen. Seine Durchschnittstemperatur reicht für Legionellen aus, um zu überleben.“

Wie gehen die Schulen in Warstein mit der aktuellen Situation und den Empfehlungen des Kreis-Gesundheitsamtes um?

Gymnasiumsleiter Werner Humbeck setzt auf die Entscheidungsfreiheit der Eltern: „Ich stelle den Eltern frei, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken oder nicht. Bisher haben wir nur drei Kinder, die zu Hause bleiben und das nur, weil sie ohnehin schon gesundheitlich angeschlagen waren. Das Kollegium ist aber geschlossen anwesend.“ Ähnlich sieht es an der Realschule aus: „Wir haben intern die Regelung, dass Kinder die von den Eltern entschuldigt werden, zu Hause bleiben können. Das betrifft aber nur zwei Schüler, die schon vorher gesundheitlich angeschlagen waren. Im Lehrerkollegium dagegen sind alle an Bord“, so Schulleiter Jürgen Jaschke. An der Hauptschule läuft alles normal, wie Schulleiter Marcus Schiffer berichtet: „Wir sind alle vollzählig bisher und haben noch keine Ausfälle durch die Krankheitswelle hinnehmen müssen.“

Welche Rolle spielt Bürgermeister Manfred Gödde?

Er ist in diesen Tagen wahrlich nicht zu beneiden. Auf der einen Seite ist er Teil des Krisenstabs, muss also eng mit der Kreisverwaltung zusammenarbeiten und kooperieren. Das Heft des Handelns hat er dabei nicht in der Hand. Auf der anderen Seite muss er all die vielen großen und kleinen Brände in seiner Heimatstadt löschen, die durch die Legionellen-Krankheitswelle fast täglich auflodern. Am Rande: Eigentlich wollte Gödde heute am Strand von Portugal die Sonne genießen. Diese Reise wurde auf unbestimmte Zeit verschoben: „Ich kann Warstein im Moment unmöglich verlassen“, argumentiert er.

Sind alle Reaktionen auf die Situation in Warstein nachzuvollziehen?

Nein, es gibt Auswüchse, die man nur schwer erklären kann und die von der Unkenntnis vieler über die wirkliche Gefahr zeugen. In Soest etwa soll ein Lehrer Schüler aus Warstein wegen der Ansteckungsgefahr nach Hause geschickt haben. Fahrschulprüfungen sind zurzeit in Warstein nicht möglich, sondern werden nach Meschede und Rüthen verlagert.