Warstein. . Die Facharztstelle im Krankenhaus Maria Hilf war schon vor Ausbruch der Legionellen-Erkrankungswelle besetzt. Obwohl erst wenige Tage im Dienst, sah sich Dr. Jaroslava Horakova dennoch nicht vor eine überraschende Aufgabe gestellt: „Das gehört zum Standard der klinischen Medizin“, sagt die 58-jährige gebürtige Tschechin, die Dr. Rolf Cramer, ärztlicher Direktor, Anfang August im Team begrüßen konnte.
Er selbst fuhr einige Tage später in den Urlaub – und zwar ganz entspannt. „Ich wusste, dass ich einen echten Profi, eine kernkompetente Internistin an Bord habe.“ Durch die strukturellen Änderungen im Personalbereich gab es trotz Urlaubszeit keine „Mainzer Verhältnisse“ (Cramer) am Maria Hilf.
Dr. Jaroslava Horakova, seit acht Jahren in Deutschland, ist seit 33 Jahren als Internistin und Diabetologin tätig. „Ich arbeite hier mit fachkompetenten Kollegen zusammen. Auch die Assistenzstellen sind sehr gut besetzt.“ Ebenso lobte sie die technische Ausstattung: „Es gibt alle Untersuchungsmethoden, die wir brauchen.“ Schon im Vorfeld, als sie sich auf die Stelle in Warstein, bewerben wollte, habe sie gehört, dass die Klinik gut organisiert ist. Das bestätigt Dr. Cramer, der sich trotz Legionellen-Krise auf seinen Stellvertreter Dr. Lutz Humpert und das engagierte Ärzte- und Pflegeteam verlassen konnte: „Wir sind Profis. Uns kann nichts mehr erschüttern“, meint er schmunzelnd. So sei der Legionellen-Ausbruch zwar keine Routine, aber die Behandlung erfolgte mit der gleichen Routine, wie bei anderen schweren Erkrankungen. Dr. Cramer („ich sehe mich als Teamleiter“) war in dieser Ausnahmesituation immer telefonisch erreichbar.
Für das heimische Krankenhaus bringt die neue Oberärztin einen weiteren Pluspunkt: Als Diabetologin behandelt sie die stationären Patienten – in Zusammenarbeit mit dem niedergelassenen Arzt, Dr. Hans Weigelin. „Die Kooperation mit dem ambulanten Partner ist die Zukunft und ein wichtiger Baustein für die ländliche Region“, betont Dr. Cramer. In einer „kleineren Stadt“ zu arbeiten, ist für Dr. Horakova kein Problem; sie wuchs selbst in einem Dorf in der Nähe von Brün auf. Jetzt wohnt sie in Lippstadt, wo sie zuletzt am Evangelischen Krankenhaus beschäftigt war.
Zuhause schlechteres Gehalt
Ihre inzwischen sehr guten Sprachkenntnisse brachte sie zum Teil schon mit; auf dem Gymnasium hatte sie vier Jahre lang Deutsch-Unterricht. Dennoch war es nicht ihr ursprünglicher Wille, nach Deutschland zu gehen. Den medizinischen Standard im tschechischen Gesundheitswesen bewertet sie zwar als hoch, aber Ärzte bekommen dort ein sehr geringes Gehalt, weil sie ja keine körperliche oder handwerkliche Arbeit leisten. „Ein Arzt verdient vielleicht 800 Euro“, berichtet sie und möchte wegen der besseren Möglichkeiten hier bleiben. Erst im Rentenalter zieht es sie wieder zurück zu den Geschwistern in der Heimat.