Warstein. . Die Reisewarnung für Warstein wegen der Legionellen-Krise wird bis Donnerstag verlängert. Das hat der Kreis Soest nach einer erneuten Sitzung des Krisenstabs mitgeteilt. Nach der Neuaufnahme einer Frau im Krankenhaus, die offenbar die Symptome einer Legionellen-Erkrankung aufweist, spricht vieles dafür, dass es noch eine zweite, direkte Infektionsquelle in Warstein gibt.

Ein herber Rückschlag für alle, die darauf gehofft haben, dass die Stadt Warstein bald zur Normalität zurückkehren kann: Am Montag hat das Warsteiner Krankenhaus „Maria Hilf“ eine Neuaufnahme gemeldet, die offenbar der Legionellen-Krankheitswelle zuzuordnen ist. Nach bisherigen Erkenntnissen sind bei der Frau die Symptome erst nach dem 31. August aufgetreten.

Sollte sich dies bestätigen, so kann dafür aller Wahrscheinlichkeit nicht die Rückkühlanlage der Firma Esser die Ursache sein. Vielmehr spricht vieles dann dafür, dass es noch eine zweite, direkte Quelle (Kläranlage?) gibt.

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Bisher sind die Experten davon ausgegangen, dass die Legionellen aus der Kläranlage stammen und von hier über den Fluß Wäster bei Warstein in die Esser-Kühlanlage bei Belecke gelangt sind. Eine direkte Ansteckung über so genannte Aerosole, die aus der Kläranlage stammen, wurde für eher unwahrscheinlich gehalten.

Der Fall der neuerkrankten Frau werde jetzt durch das Gesundheitsamt genau recherchiert, teilt der Kreis Soest mit. Vor allem muss untersucht werden, wo und wann sich die Frau infiziert hat.

Vor diesem Hintergrund hat der Krisenstab, der seit dem Ausbruch der Epidemie in Soest regelmäßig zusammenkommt, am Nachmittag nach intensiver Beratung beschlossen, mindestens bis Donnerstag die Reisewarnung für Warstein aufrecht zu erhalten; vermeidbare Reisen sollten nach Warstein nicht angetreten werden. Auch der Appell, bei dem Auftreten von Symptomen sofort den Arzt aufzusuchen, gilt weiterhin.

Maßnahmen in Kläranlage erst am Donnerstag abgeschlossen

Zur Entscheidung des Krisenstabs trug auch bei, dass der Ruhrverband die Abdeckung des Beckens, aus dem die Legionellen stammen, erst am Donnerstag abgeschlossen haben wird.

Die Experten im Krisenstab, allen voran Professor Dr. Exner, waren sich einig, dass der Ruhrverband aber die entscheidenden Maßnahmen, um eine Verbreitung über Aerosole zu verhindern, bereits getroffen habe. Die Abdeckung sei nur eine zusätzliche Maßnahme.

Wasserentnahmeverbot aus Wäster gilt weiter - Landrätin begründet Entscheidungen 

In den nächsten Tagen wird außerdem die vom Kreis erlassene „Allgemeinverfügung“ gelten. Diese betrifft die Wäster ab Höhe der Kläranlage bis zur Mündung der Möhne. Dieses Verbot betrifft alle Maßnahmen, bei denen zielgerichtet oder unbeabsichtigt Wasser vernebelt, verdampft oder versprüht wird oder auf sonstige Weise Aerosole entstehen können.

Im Fokus sind dabei weiterhin Gartenduschen, Rasensprenger, Beregnungsanlagen oder Hochdruckreiniger. Denn nur wenn sie über die Atemwege aufgenommen werden, stellen Legionellen eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit dar.

Landrätin Irrgang: "Noch keine 100prozentige Sicherheit"

Im Gespräch mit unserer Redaktion begründete Landrätin Eva Irrgang die getroffenen Maßnahmen so: „Wir müssen weiterhin klare Kante zeigen und dürfen nicht von dem einmal eingeschlagenen Weg abweichen, nur weil das vielleicht populär wäre.“

Im Mittelpunkt aller Entscheidungen müsse die Gesundheit der Bürger stehen: „Und wenn wir da noch keine 100prozentige Sicherheit haben, wie es zu dieser Welle kommen konnte, können wir auch keine Entwarnung geben.“

Neuerkrankung hat alle Hoffnungen geraubt

Dabei wisse sie sehr wohl, wie sich die Menschen in Warstein fühlen: „Natürlich weiß ich, wie es den Warsteinern geht und was sie für eine schwere Zeit durchmachen. Deshalb fallen uns solche Entscheidungen doch auch nicht leicht. Aber es gibt nun einmal keinen anderen Weg. Die Neuerkrankung am Montag hat unsere bis dahin angestellten Überlegungen und Hoffnungen völlig über den Haufen geworfen.“

Hans-Albert Limbrock

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