Warstein. . Seitdem die Kläranlage des Ruhrverbandes in den Fokus bei der Suche nach der Legionellen-Quelle in Warstein gerückt ist, herrscht dort Betroffenheit. Doch der Verband, der mit Klagen rechnet, zeigt sich gelassen: “Ich weiß nicht, wo uns eine Schuld treffen sollte“, sagt Pressesprecher Markus Rüdel.

Die Brühe ist schmutzigbraun und wirft blubbernd Blasen. Eine tödliche Brühe. Von hier aus hat sich der Tod auf den Weg gemacht. Zunächst über die Wäster, dann über die Rückkühlanlage der Firma Esser, die nur ein paar hundert Meter flussabwärts ihr Kühlwasser aus der Wäster gezogen hat.

Seitdem die Kläranlage des Ruhrverbandes in der vergangenen Woche in den Fokus der „Ermittlungen“ geraten ist, herrscht hier hektische Betriebsamkeit. „Wir haben diese Entwicklung mit großer Bestürzung aufgenommen“, erklärt Markus Rüdel, der Pressesprecher des Ruhrverbandes.

Der Ruhrverband sei tief betroffen über „die sich in den letzten Tagen verdichtende Erkenntnis, dass ein Zusammenhang zwischen den in Warstein aufgetretenen Legionelleninfektionen und der Kläranlage Warstein nicht ausgeschlossen werden kann“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Das Mitgefühl des Ruhrverbandes gelte allen Erkrankten: „Wir wünschen baldige und vollständige Genesung. Wir hoffen, dass über das Erkennen des Problems und mit Hilfe der getroffenen Maßnahmen eine nachhaltige Lösung erreicht wird.“

Keine Vergleichszahlen von anderen Kläranlagen

An dieser „Lösung“ wird fieberhaft gearbeitet. Als eine erste Maßnahme wurde der „biologische Tropfkörper“ der Kläranlage außer Betrieb genommen. Außerdem ist die Oberflächenbelüftung des Belebungsbeckens durch eine Sauerstoffbelüftung ersetzt worden. „Wir sind davon ausgegangen, dass wir etwa 4000 Kilo Sauerstoff pro Tag brauchen“, erklärt Abwassermeister Reinhard Rose. „Nach den ersten Erfahrungen, die wir seit Freitag gemacht haben, werden vermutlich auch 3000 Liter ausreichen.“ Noch aber sei man in der Optimierungsphase: „Die Feinheiten müssen noch justiert werden.“

Markus Rüdel, Pressesprecher des Ruhrverbandes.
Markus Rüdel, Pressesprecher des Ruhrverbandes. © Hans-Albert Limbrock

Der Hirschberger ist ebenfalls tief betroffen, dass „seine Kläranlage“ offenbar die Ursache für die größte Legionellen-Welle ist, die bisher europaweit registriert wurde. Gleichzeitig ärgert er sich über falsche und unsachgemäße Darstellungen in der Öffentlichkeit: „Meines Wissens nach werden Kläranlagen bisher deutschlandweit nicht auf Legionellen beprobt. Deshalb kann niemand genau sagen, ob der bei uns gemessene Wert im Vergleich mit anderen Kläranlagen wirklich außergewöhnlich hoch ist. Man kennt ja nur die Grenzwerte für Trinkwasser und Flusswasser.“ 2 bis 3 Millionen Legionellen auf hundert Milliliter Wasser sind in Warstein gemessen worden. Im Flusswasser dürfen es 1000 und im Trinkwasser 100 sein.

Anlage entspreche dem aktuellen Stand der Technik

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Als eine weitere Schutzmaßnahme wird das Wasser, das in die Wäster geleitet wird, nun mit UV-Strahlen bestrahlt. Das ist eine Technik, die in vielen Wasserwerken eingesetzt wird. Zunehmend aber auch in Klärwerken, wie Jörg Stöver von der Firma Xylem erklärt. „Die Anlage“, so Rüdel, „dient zur Abtötung von Legionellen.“

Der Pressesprecher rechnet damit, dass sich der Ruhrverband möglicherweise auf eine Welle von Klagen wird einrichten müssen, sieht dem aber relativ gelassen entgegen: „Diese Anlage wird regelmäßig überwacht, sie entspricht dem aktuellen Stand der Technik, hält die Anforderungen ein, die die Behörden festlegen und sie wird vom Ruhrverband ordentlich betrieben. Ich weiß nicht, wo uns eine Schuld treffen sollte.“