Warstein.
Harmlos sieht die großblättrige Pflanze aus, sogar sehr schmückend mit ihren großen weißen Blüten. Doch kommt man ihr zu nahe, zeugen an starken Sonnenbrand erinnernde Verletzungen der Haut daran, dass der Riesenbärenklau – auch Herkulesstaude genannt – alles andere als eine schöne Zierpflanze ist. Auch in der Warsteiner Feldflur sind mehr und mehr Pflanzen zu finden. „Das ist schon eine Plage“, meint Elke Ibing, die als studierte Biologin einen besonderen Blick auch für die jungen Pflanzen hat. „Der Riesenbärenklau verdrängt nicht nur alles andere – er ist auch sehr gefährlich.“
Unzählige Exemplare gefunden
Da ihr bei ihren täglichen Wanderungen, die sie zusammen mit ihrem Hund rund um Warstein führen, auf zahlreiche Standorte mit Riesenbärenklau aufmerksam geworden ist. „Ich laufe verschiedene Wege rund um Warstein, da kennt man die Gegend hier. Und das große Blatt der Herkulesstaude fällt schon auf – wobei es auch sein kann, dass ich durch meinen Beruf besonders sensibilisiert und geschult mit dem Auge bin.“ Teils unzählige Exemplare hat sie auf ihren Wanderungen gefunden und sich daher an Bürgermeister Manfred Gödde gewandt, um auf besonders stark von der Herkulesstaude befallene Standorte aufmerksam zu machen.
Auf städtischen Flächen wurde dem Doldengewächs inzwischen mit Pflanzengift zu Leibe gerückt – wenigstens teilweise. Doch auf privaten Wiesen und verwilderten Grundstücken habe die Stadt keine Handhabe, teilte der Bürgermeister Elke Ibing mit. Hier müssten die Grundstücksbesitzer selbst tätig werden.
„Es wäre besser, wenn die Bekämpfung zentral geregelt wäre“, ist sich Elke Ibing sicher. „Die Pflanze ist giftig und sehr gefährlich – sie muss bekämpft werden.“ Vor allem um Spaziergänger und spielende Kinder macht sie sich Sorgen, denn auch wenn viele die ausgewachsene, blühende Herkulesstaude kennen, die kleinen Pflanzen sind genau so gefährlich. „Die Herkulesstaude ist erst prägnant, wenn die Pflanze riesig ist. Aber im jungen Stadium ist sie genau so gefährlich wie im älteren Stadium.“
Elke Ibing zeigt als Beispiel auf zwei unscheinbare Blätter, die nahe des Müscheder Tores direkt neben einer Parkbucht aus dem Boden wachsen. Wäre jemand mit kurzer Hose oder in Sandalen hier ausgestiegen, hätten die Furanocumarine, die Giftstoffe der Pflanze, schnell zu schmerzhaften Hautverletzungen geführt.
Kritisch sieht die Biologin auch den Gebrauch von Pflanzengiften zur Bekämpfung des Riesenbärenklaus. Einerseits, weil es im Laufe der Jahre Resistenzen gegen diese Unkrautvernichter gibt, sich an der Wurzel wieder neue Triebe ausbilden können. Aber besonders, weil die Pflanzenpopulationen oft nah an Gewässern vorkommen, Giftstoffe so in das Wasser gelangen können.
„Das harmloseste und allerwirksamste Mittel ist es, die Pfahlwurzel im Boden einfach durchzustechen. Wichtig dabei ist, dass man der Pflanze mit Schutzkleidung zu Leibe rückt, denn die Furanocumarine sind in allen Pflanzenteilen, die grün sind.“
Wichtig sei es auch, den Bärenklau zu bekämpfen so lange er jung ist. Hat er erst Blüten, ist es (fast) zu spät. „Wenn die Herkulesstaude erst Samen ausgebildet hat, hat der Wind schnell sein Werk getan.“ Auch durch das Wasser werden die Samen weiter transportiert. „Die sind unendlich haltbar.“
Vorgenommen hat sich Elke Ibing auf jeden Fall, beim nächsten Spaziergang einen Klappspaten ins Auto zu legen. „Dann werde ich die jungen Pflanzen selbst abhauen.“