Erwitte. Als der Hilferuf aus dem überfluteten Aken an der Elbe in der Partnerstadt Erwitte ankam, wollten die Westfalen helfen. Kurz vor dem Aufbruch der Feuerwehrmänner in die Hochwasser-Region, stoppte das NRW-Innenministerium die Mission. Der angegebene Grund: Meldefristen seien nicht eingehalten worden.

Als am späten Nachmittag vergangene Woche der Anruf aus der Partnerstadt Aken an der Elbe kam, wussten die Feuerwehrmänner aus Erwitte in Nordrhein-Westfalen: Wir müssen dorthin und helfen! In Windeseile packten die Helfer ihre Sachen, organisierten Feldbetten, meldeten nach eigener Aussage das Feuerwehrauto bei der Kreisleitsstelle ab, nahmen sich bei ihrem Arbeitgeber frei und wollten aufbrechen, um dem verzweifelten Hilferuf aus der Partnerstadt in Sachsen-Anhalt zu folgen.

"Natürlich war auch an den örtlichen Brandschutz gedacht und nur zehn Prozent unserer Einsatzkräfte sollten in den Osten fahren", erklärt Bürgermeister Peter Wessel. Dann kam mitten in der Nacht das Aus für die Mission in Form des Regierungsdirektors der Bezirksregierung Arnsberg. Paul Köhler habe "in harschem Ton" wissen lassen, dass die geplante Hilfeleistung in Aken nach Auffassung des NRW-Ministeriums "rechtswidrig" sei. Es seien keine Meldefristen eingehalten worden.

Erwitter Helfer sind geschockt

Die Erwitter waren geschockt. "Wenn man uns wenigstens ein Argument vorgelegt hätte. Aber ich habe bisher nicht einen Grund für das Verbot gehört. Das mit den Meldefristen stimmt absolut nicht. Und Erwitte ist noch nicht einmal in Einsatzbereitschaft für das Hochwasser", so Bürgermeister Wessel. Selbst das habe man vorher abgeklärt mit dem Leiter der Erwitter Feuerwehr Peter Katz. Das sieht das Innenministerium aber ganz anders.

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"Erwitte gehört zum Regierungsbezirk Arnsberg und ist deshalb als Noteinsatzteam für Niedersachsen verplant", erklärt Vera Clement vom Innenministerium NRW. Das Verbot für die Hilfsaktion habe einen wichtigen Grund: Das Innenministerium koordiniert sämtliche Hilfsaktionen für seine Regierungsbezirke.

Deshalb sei es wichtig, dass die Einsatzkräfte nicht auf eigene Faust losfahren, sondern auf den Appell der Regierung warten. "Wir freuen uns sehr über die Hilfsbereitschaft und sind begeistert, wie sehr sich die Erwitter einsetzen wollen. Aber eine solche Hilfe muss koordiniert sein. Und wenn sie nun nach Aken gefahren wären und in Niedersachsen bräuchte man sie? Dann hätten wir ein ganz großes Problem", so Vera Clement. Natürlich könne sie verstehen, wie sehr es die Erwitter schmerzt, ihrer Partnerstadt nicht helfen zu können. "Aber dort sind andere Helfer vor Ort, die ihr Bestes tun."

Bürgermeister in Aken war am Telefon ganz still

In Erwitte sei nach Angaben des Bürgermeisters diese Begründung nicht vorgetragen worden. Hier warte man immer noch auf einen Grund, warum man den Freunden im überfluteten Aken nicht helfen darf. "Als ich den Bürgermeister in Aken anrief, um ihm die schlechte Neuigkeit zu überbringen, sagte er gar nichts mehr am Telefon. So hilflos war er", erzählt Bürgermeister Wessel. Zurzeit steigt das Hochwasser übrigens nicht mehr in Aken, so Wessel. Aber jeder Bürger würde wohl bangen, ob der Elbedeich hält.

Vera Clement vom Innenministerium versteht die Notlage der Menschen in Aken. "Wahrscheinlich liegen die Nerven dort so blank, dass der Bürgermeister den Hilferuf aussendete. Das ändert nur leider nichts an unserer Organisation der Hilfsaktionen."