Belecke. . Der Vergleich passte: „Das ist wie bei einer Zahnpastatube; nur wenn man unten kräftig drückt, kommt oben auch was raus.“ Wolfgang Werth, IG-Metall-Bevollmächtigter aus Arnsberg, fasste damit den Zweck der Veranstaltung zusammen, nämlich, mit einem Warnstreik Druck auszuüben auf die Arbeitgeber.
Die Beschäftigten aus der Metall- und Elektroindustrie fordern eine Lohnerhöhung von 5,5 Prozent. Dafür traten gestern in Belecke rund 600 Mitarbeiter aus den Werken AEG Power Solutions, Hightec Imaging, Siepmann, Infineon und Persta sowie von den Warsteiner Firmen Jungeblodt und Esser in einen zweistündigen Ausstand.
Trillerpfeifen und Tröten
Während sich die Streikenden aus den Belecker Unternehmen zu Fuß über die Emil-Siepmann-Straße auf den Weg in die Innenstadt machten, reisten die Kollegen aus Warstein mit Bussen an. Alle hatten die roten Streikwesten übergestreift, schwangen IGM-Fahnen und verschafften sich mit Trillerpfeifen und Tröten lautstark Gehör. Auf dem Wilkeplatz, wo die Teilnehmer mit Erfrischungsgetränken und Gratis-Grillwürstchen versorgt wurden, ging es zur Sache: „Wir haben die Faxen dicke, wir fordern ein besseres Angebot“, machte Wolfgang Werth deutlich. Diese Forderung sei ökonomisch notwendig, „und wir wollen unseren gerechten Anteil“. Im realen Leben müssten die Bürger noch ganz andere Preissteigerungen verkraften.
Zudem ärgerte sich der Gewerkschafter über die Schwarzmalerei der Arbeitgeber. Es gebe keinen Grund, die Lage oder den Standort schlecht zu reden. Vielmehr werden Arbeitskräfte gebraucht, um der Auftragsflut Herr zu werden. „Das heißt doch, die Arbeitgeber wollen nichts von ihrem Gewinn abgeben“. Werth macht eine andere Rechnung auf: „Der Schlüssel zu stabilem Wachstum ist der private Konsum, also wir, und das beschleunigt den Aufwärtstrend.“ Dass die Unternehmer stattdessen mit dem Abbau von Arbeitsplätzen drohen, sei moralisch verwerflich.
Florian Steinhauer, Jugendsekretär der IG Metall Arnsberg, machte noch einmal deutlich, dass im vergangenen Jahr die unbefristete Übernahme der Azubis erstritten worden war. Nun hätten sich alle, vom Azubi bis zum langjährige Beschäftigen eine Erhöhung verdient. „Die 2,3 Prozent, die bisher geboten wurden, sind ein Witz, ein schlechter Witz“.
Schub für Verhandlungen
Peter Lohren, Betriebsratsvorsitzender bei den Siepmann-Werken machte deutlich, dass die Tarifforderungen „nicht nur berechtigt, sondern erforderlich und auch volkswirtschaftlich vertretbar sind“. Auch die Metaller im Raum Warstein „lassen sich nicht abspeisen mit einer Erhöhung, die noch nicht einmal den Inflationswert ausgleicht“, so Lohren.
Für den Warnstreik hatte Wolfgang Werth mit etwa 400 Teilnehmern kalkuliert; dass es dann deutlich mehr wurden, erklärte er sich damit, dass auch bei Infineon die Metaller stark mobilisiert wurden. Zudem war der Tag gestern bedeutend für die Tarifverhandlungen der IG Metall in Bayern. Sollte es am Abend in München ein akzeptables Ergebnis geben, das Pilotcharakter hat und für die bundesweite Übernahme empfohlen wird, „dann können die Warsteiner von sich sagen, dass sie einen ordentlichen Schub dazu geleistet haben“, freute sich Werth über beeindruckend Resonanz der Streikenden.