Sichtigvor. .

Das Fachwerkhaus, in dem er geboren wurde, musste er jetzt zum Abriss freigeben: Josef Bracht blickte bei unserem Besuch in der vergangenen Woche mit Wehmut auf das Häuschen in der Sichtigvorer St. Georg Straße 1, das in vier Jahren 300 Jahre alt geworden wäre und in all der Zeit in Familienbesitz war. „Deshalb wollte ich es nicht verkaufen“, sagt der 76-Jährige. Er selbst zog 1965 aus, seine Eltern lebten darin bis 1975. Danach bewohnten es wechselnde Mieter, unter anderem auch die Frau, die direkt hinter dem Haus ein Eigenheim baute. Zuletzt lebte ein unverheiratetes Paar darin. „Es gab immer Theater“, war Josef Bracht unglücklich über die Bewohner seines Eigentums.

Da passierte ein Unglück, das das Schicksal des Hauses besiegelte: Im Oktober vergangenen Jahres implodierte ein Fernseher und ein Feuer brach aus. Zu Schaden kam niemand, aber durch den Brand und das Löschwasser war das historische Gebäude nicht mehr bewohnbar.

In den Monaten danach machte es sich Josef Bracht zur Aufgabe, alles Verwertbare noch aus- und abzubauen. So riss er die drei Zentimeter starken Eichenbretter samt Styropor von der Fassade („das Haus war besser isoliert als mein eigenes nebenan“) und verschenkte einige Dachpfannen sowie die ausgebauten Fenster „an gute Leute“.

Nur die massive Eichenholz-Eingangstür behielt er für sich; die hätte er schon mehrmals verkaufen können. „Es waren auch jede Menge Leute da, die angefragt haben, ob ich nicht die alten Eichenbalken abgeben könnte“, erklärt Bracht. Insgesamt füllte der fleißige Rentner vier Container mit Bauschutt; am Wochenende war seine Arbeit getan. Jetzt, da das Haus dem Erdboden gleich gemacht ist, will er auf dem Grundstück nur noch Rasen einsäen.