Warstein / Hannover. .

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin in der vergangenen Woche auf der Hannover-Messe den VW-Stand verlassen, wird es auf einmal laut. Drei barbusige Frauen bahnen sich hinter der Absperr-Kordel im Zuschauerbereich ihren Weg nach vorne, stürmen unvermittelt auf die Politiker und ihren Tross zu, skandieren lautstarke Parolen. Ihre Oberkörper zieren Sprüche wie „Fuck Dictator“ oder auf russisch „Verpiss dich, Putin“. Sie kommen Merkel und dem russischen Präsidenten gefährlich nahe, schließlich werden sie von Bodyguards überwältigt. Die Schlagzeilen des Tages gehören wieder mal ihnen: Femen!

Doch wer sind diese Nackt-Aktivistinnen? Was wollen sie? Wofür ziehen sie blank? Die Junge WP klärt die Fakten: Femen sind eine im Jahr 2008 in der Ukraine gegründete Frauenrechtsgruppe, die mit spektakulären Oben-Ohne-Protesten auf sich aufmerksam machte. Halbnackt tauchen sie plötzlich bei politischen, sportlichen oder gesellschaftlichen Ereignissen auf, tragen lautstark ihren Protest vor, werden – in der Regel vor den Kameras von Journalisten – von Ordnungshütern festgenommen. Ihr Ziele: Frauenrechte stärken, die Aufmerksamkeit auf Missstände wie Zwangsprostitution oder Sexismus im Alltag gegenüber Frauen lenken. Mittlerweile hat die Organisation mehrere Ableger in anderen Ländern außerhalb der Ukraine gefunden – auch in Deutschland. Die Facebook-Gruppe „Femen Germany“ hat mittlerweile weit über 5000 Gefällt-mir-Klicks. Viele Nutzer bewundern die Femen für ihren Einsatz und ihren Mut, ihre Ziele erhalten breite Zustimmung. Allerdings ist die Art und Weise, wie sie ihren Protest ausdrücken, durchaus umstritten.

Muslimische Frauen gegen Femen

Die in Washington D.C. lebende muslimische Feministin Ilana Allazeh zum Beispiel kritisiert die Femen-Proteste als rassistisch und islamfeindlich. Muslime würden pauschal verurteilt. Femen vertritt die Auffassung, dass Frauen in der islamischen Welt unterdrückt würden. Gegen diese Sicht wandten sich – ebenfalls öffentlichkeitswirksam – einige Muslima in Berlin. Sie protestierten gegen die Femen-Proteste vor einer Berliner Moschee. Das Kopftuch sei kein Zeichen männlicher Unterdrückung, sondern Ausdruck ihres Bekenntnisses zum Islam.