Belecke. .

Es waren wohl mit die schwersten Stunden, die neben der Bevölkerung von Belecke auch viele Menschen im damaligen Amt Warstein und darüber hinaus heute vor 50 Jahren erlebten. „Das Sauerland trauert um Tote von Belecke“ hieß es über das schreckliche Unglück in den Belecker Siepmann-Werken, das am 9. März 1963 zwanzig Todesopfer forderte und über viele Familien der näheren und weiteren Umgebung Leid und Trauer brachte.

Eine folgenschwere Explosion in den 90 Zentimeter breiten Druckluftleitungen hatte im Südteil der Schmiede 3 und der Nacharbeiterei um 9.19 Uhr dazu geführt, dass ein Inferno entstand, das damals und heute viele Erinnerungen an schlimme Kriegsereignisse wachruft.

Eine Detonation, eine riesige Stichflamme, ein dunkler Rauchpilz und die sich schnell verbreitende Unglücksnachricht ließ schon nach wenigen Minuten Mitarbeiter, aber auch Angehörige und besorgte Bürger aus den umliegenden Städten und Gemeinden nach Belecke eilen. Den in die Werkshallen eilenden Feuerwehrmännern und Helfern aus der damals etwa 1120 Arbeiter zählenden Belegschaft bot sich ein Bild des Grauens.

Nachfragen aus ganz Deutschland

Die herbeigerufenen Geistlichen der beiden Konfessionen, allen voran der damalige Belecker Pfarrer Josef Müller, spendeten die Sakramente und sprachen Worte des Trostes zu Mitarbeitern und Angehörigen, während die Bergungsarbeiten den ganzen Samstag und Sonntag in Anspruch nahmen. Beileidstelegramme und besorgte Nachfragen erreichten aus der gesamten Republik den Unglücksort. Noch am Samstagnachmittag hatte sich Bundeskanzler Konrad Adenauer in Belecke gemeldet, ein Gedenkgottesdienst fand zur gleichen Zeit in der Belecker Propsteikirche statt.

Große Trauer erfüllte in den kommenden Tagen bis zur Trauerfeier das gesellschaftliche Leben im damaligen Amtsbezirk. Eine schwere Aufgabe lastete neben der Betriebsleitung, die nach der Detonation und Druckwelle die ersten Maßnahmen koordinierte, auch auf dem damaligen Betriebsratsvorsitzenden Josef Niederheidt, der mit den Geistlichen zusammen die angehörigen Familien aufsuchte, um die Todesnachricht zu überbringen. „Auf den Gesichtern von Tausenden, die in der Nähe der Unfallstelle standen, waren das Grauen und die Erschütterung zu lesen. Am späten Nachmittag beriet die Betriebsleitung über erste Hilfsmaßnahmen für die Angehörigen der Opfer“, heißt es weiter in den damaligen Tageszeitungen.

Fahnen auf Halbmast

Während am Montag nach dem Unglück die Arbeit im Werk wieder aufgenommen wurde, kündeten Fahnen auf Halbmast von der großen Trauer, die sich in der am darauffolgenden Mittwoch stattfindenden Trauerfeier nachdrücklich zeigen sollte. Auch die NRW-Landesregierung hatte in ihrer Landtagssitzung am Beginn der Woche ein Gedenken für die Opfer in Belecke eingelegt. Nach einem katholischen und evangelischen Trauergottesdienst fand man sich in der Belecker Schützenhalle zur Trauerfeier zusammen, in dessen Mittelpunkt der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Grundmann Worte des Gedenkens sprach. Ein riesiger Trauerzug – damalige Schätzungen gehen von 4000 Teilnehmern aus – setzte sich anschließend von dort aus in Bewegung, um die in Belecke beheimateten Unglücksopfer zu bestatten. Die aus anderen Orten stammenden Mitarbeiter wurden in ihren Heimatorten beigesetzt.

Partnerstadt in Italien trauert

Eine besondere Verbindung ergab sich schon damals zu Warsteins heutiger Partnerstadt Pietrapaola in Italien. Auch dort betrauerte man den Tod von mehreren Mitbürgern, die unter den Unglücksopfern gewesen waren. Italienische Geistliche waren eigens zur Trauerfeier nach Belecke gekommen. „Es wäre ja alles noch viel schlimmer gekommen“, berichtete ein damaliger Augenzeuge, „die Frühstückspause war ja gerade erst zu Ende. Die meisten waren ja noch auf dem Weg zu ihren Arbeitsplätzen. So waren 75 Mitarbeiter im Unglücksteil des Werkes, normalerweise wären dort 200 Personen und mehr beschäftigt gewesen…“ Ein Gedenkstein im Eingangsbereich der Siepmann-Werke kündet auch heute nach 50 Jahren von den dramatischen Tagen im März 1963. Porträts der Opfer im Werksbereich halten damals wie heute die Erinnerung wach.