Warstein. . Seit Jahren spenden volljährige Oberstufenschüler dem Warsteiner DRK Blut - durch das G8-Abitur nach zwölf Jahren gestern wohl zum letzten Mal.
Ein kleiner Stich und schon ist es passiert. Die weiß behandschuhten Hände schließen die Kanüle mit dem Blutentnahmeröhrchen an die Nadel an und das dunkle Blut fließt hinein. „Ich fühle mich frisch“, sagt Referendar Thomas Vogt. „Der Arm wird langsam kalt und etwas taub, aber schlimm ist es nicht.“
Der Referendar liegt auf einer Liege im Forum des Warsteiner Gymnasiums. Statt der üblichen langen Stuhlreihen stehen im großen Saal an diesem Tag 13 Liegen und etliche Tische mit medizinischen Geräten.
„Wir haben hier einen kleinen Stationslauf aufgebaut“, erklärt die Blutspendebeauftragte des Roten Kreuzes Warstein Angelika Bolzenius. Nach der Anmeldung oder Registrierung bei Erstspendern geht es zu einer kleinen Kabine, in der der Spender seinen Blutspendebogen ausfüllen kann. Danach erfolgt die Voruntersuchung. „Wir überprüfen, ob eine Erkrankung vorliegt oder der Spender für den Vorgang eventuell nicht geeignet ist“, erklärt Angelika Bolzenius. Dabei wird die Temperatur gemessen, der Hämoglobin-Wert des Blutes überprüft, der Blutdruck gemessen und das Gewicht überprüft.
Wenn alle diese Werte stimmen, kann der Spender auf der Liege Platz nehmen und sich, wie der Referendar Thomas Vogt Blut abnehmen lassen. „Wir führen diesen Blutspendetag seit über zehn Jahren einmal pro Schuljahr im Warsteiner Gymnasium durch“, erklärt Angelika Bolzenius. „Und jedes Jahr machen ca. 50 bis 60 Schüler mit.“
Nach einem zehnminütigen Aufenthalt auf der Ruheliege schreiten dann die Jungs und Mädels vom Schulsanitätsdienst zur Tat. Julia Reinländer (14) und Hubertus Pohl (15) begleiten die Spender nach der Abnahme in den Frühstücksraum, der ein paar Flure entfernt liegt. Dort wachen Marita Raulf und Monika Krömeke. Sie sind seit dem ersten Spendentag in jedem Jahr dabei. „Wir versuchen die Spender bei Laune zu halten“, sagt Marita Raulf. „Manchmal müssen wir ihnen auch etwas die Angst nehmen, wenn sie sich noch etwas komisch fühlen oder bemerken, dass ihr Arm noch leicht taub ist.“ Neben der moralischen Unterstützung und den aufmunternden Sprüchen gibt es belegte Brötchen, Kuchen, Obst und Süßigkeiten aller Art, damit die Schüler schnell wieder zu Kräften kommen. Denn für die meisten geht es danach noch in den Unterricht.
„Für die meisten Schüler hier ist diese Spendenaktion eine Selbstverständlichkeit“, erklärt Referendar Thomas Vogt. „Sie kennen das schon, seit sie auf die Schule kamen und daher machen so viele dabei mit.“ Dem kann Angelika Bolzenius vom DRK Warstein nur beipflichten „Mit der Teilnehmerzahl sind wir jedes Jahr sehr zufrieden. Schön ist es natürlich, wenn einer dabei ist, der andere Schüler mitreißt.“ Wichtig ist ihr auch, dass die Schüler später bei der Sache bleiben: „Egal wo, Hauptsache ist, sie spenden nach der Schule weiter.“ Im Warsteiner Gymnasium wird allerdings voraussichtlich nicht mehr weiter gespendet.
Bernd Hauk vom DRK Kreisverband Arnsberg: „Leider wird es wohl das letzte Mal sein, dass wir diese Spendenaktion am Gymnasium Warstein durchführen können.“ Schuld daran ist das neue System mit dem Abitur nach zwölf Schuljahren. „Die Spender müssen mindestens 18 Jahre alt sein, damit sie in die Körperverletzung einwilligen können, die der Stich in den Arm und die Abnahme von Blut laut Gesetz sind“, erklärt Hauk.
Da aber ab nächstes Jahr die Schüler früher mit dem Abitur fertig sind, wären nicht genügend Volljährige und damit potenzielle Spender an der Schule. Vierzig Spender sind nötig, um die Kosten für Personal, Transport und Technik zu decken. „Wir überlegen gemeinsam mit der Schulleitung, ob sich da vielleicht eine Alternative finden lässt“, erklärt Angelika Bolzenius, „aber momentan sieht es danach aus, als wäre dies der letzte Blutspendetag am Gymnasium.“