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In einer Mitarbeiterinformation hat Infineon gestern Nachmittag die Entscheidung des Unternehmens begründet, die ursprünglich in Aussicht gestellte Investitionssumme in Höhe von 240 Millionen Euro zu halbieren. Dies hat zu einem Konflikt mit der IG Metall und dem damit verbundenen, vermutlichen Scheitern eines neuen Ergänzungstarifvertrages und Standortsicherungskonzeptes geführt. Bis Mitternacht hatten beide Tarifparteien die Möglichkeit, doch noch eine Einigung zu erzielen. Das allerdings wurde von beiden Seiten als eher unwahrscheinlich angesehen.

„Die Investitionssumme mussten wir deutlich kürzen, da sich die Lage auf dem Weltmarkt und unsere Wettbewerbssituation geändert haben“, erklärte Unternehmenssprecher Jörg Malzon-Jessen und ergänzte: „Die Investitionen der vergangenen fünf Jahre in die Kapazitäten reichen in der wirtschaftlichen Lage jetzt erst einmal aus. Hier in den weiteren Kapazitätsausbau zu investieren, wäre aus unternehmerischer Sicht unverantwortlich, da diese Kapazitäten nicht ausgelastet wären.“

Infineon sieht sich einem zunehmenden Konkurrenzdruck aus Asien ausgesetzt. Auch deshalb müsse der ursprünglich optimistische Ausblick, innerhalb der kommenden fünf Jahre 240 Millionen Euro zu investieren, nachhaltig korrigiert werden.

Malzon-Jessen weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass bei den geplanten Investitionen von immerhin noch 120 Millionen Euro nur im Bereich Kapazitätsausbau gestrichen worden sei: „Der Bereich Forschung und Entwicklung wurde dem Umsatzvolumen angepasst, bleibt aber prozentual gleich.“ Die von der IG Metall geäußerte Kritik, das Unternehmen Infineon AG habe beim Tarifpoker deutlich überzogen und damit sein Vertrauen bei einem Großteil der Beschäftigten eingebüßt, bezeichnet Malzon-Jessen als „nicht nachvollziehbar“: „Investitionen in Höhe von 120 Millionen Euro waren im vorigen Vertrag für die Gewerkschaft nicht unmoralisch.“

Wolfgang Werth von der IG Metall hatte das Infineon-Angebot gestern in einer Presseerklärung als „unmoralisch“ bewertet. Die Gewerkschaft kritisierte vor allem, dass die Mitarbeiter auch nach dem neuen Vertragsentwurf wöchentlich drei Stunden Mehrarbeit ohne Lohnausgleich leisten sollten, obwohl Infineon seit Oktober für den Großteil der Beschäftigten Kurzarbeit angeordnet hat.

Dazu Unternehmenssprecher Malzon-Jessen: „Die drei Stunden zusätzliche Arbeit pro Woche sind ein Thema, das erst zum Tragen kommt, wenn der Ergänzungstarifvertrag unterzeichnet würde. Dann würde die Betriebsleitung mit dem Betriebsrat dies im Rahmen des flexiblen Arbeitszeitmodells aushandeln. Dies ist kein Thema der Tarifkommission.“ IG-Metaller Wolfgang Werth glaubt nicht daran, dass das Unternehmen ernsthaft an einer Fortführung des Standortsicherungskonzeptes interessiert ist: „Die Zentrale in München will keine Beschäftigungsgarantie. Die wollen vielmehr frei agieren und reagieren.“