Allagen.. Tabaluga zuckt. Behutsam setzt Claudia Kutscher die letzte der sechs Nadeln in das Fell des Pferdes. „Wenn ich den Schmerzpunkt getroffen habe, dann merken das auch die Tiere, danach ist es für sie aber nicht weiter unangenehm.“
Tabaluga leidet an Rückenschmerzen, Claudia Kutscher ist Tierheilpraktikerin. Seit 2008 ist übt sie diesen Beruf aus und ist seitdem – neben ihren Behandlungsräumen in Allagen – auch mit ihrer lokalen Warsteiner Tierheilpraxis unterwegs.
Zu ihren Patienten zählen überwiegend Hunde, Katzen und Pferde. Sind Katzen ihre Patienten, macht Claudia Kutscher aus Prinzip nur Hausbesuche: „Die kleinen Tiere habe so viel Stress beim Autofahren, da komme ich lieber direkt zu ihnen.“ Oder eben auch, wenn große Tiere die Behandlung der 37-jährigen in Anspruch nehmen. Akupunktur soll Tabalugas Schmerzen lindern und die Ursache beheben. Insgesamt fünf Mal wird Claudia Kutscher das Pferd behandeln, wird die feinen Nadeln an bestimmte Punkte der Meridiane, also der Energiebahnen im Körper, setzen.
Akupunktur bei Rückenschmerzen
Die Besitzerin von Tabaluga, Kathrin Budde, ist überzeugt davon, dass alternative Heilmethoden durchaus erfolgreich anschlagen können: „Während meines Studiums der ökologischen Landwirtschaft habe ich gemerkt, dass es Alternativen zur konventionellen Behandlung gibt, die auch funktionieren.“ Und das Resultat scheint zu stimmen: Laut Kathrin Budde bewegt sich Tabaluga nach den ersten Behandlungen schon wieder besser.
Gelernt hat Claudia Kutscher ihr Handwerk in einer zweijährigen Ausbildung in Münster. Davor war sie 20 Jahre in der Altenpflege tätig. „Ich konnte meinen alten Beruf dann aus gesundheitlichen Gründen nicht weiter ausüben. Und weil ich mit Tieren aufgewachsen bin und schon immer mit ihnen arbeiten wollte, bin ich dann irgendwann auf die Möglichkeit gestoßen, auch alternativen Heilmethoden bei ihnen anzuwenden.“ Sie selbst hat einen kleinen Zoo bei sich zu Hause: zwei Hunde, eine Katze und zwei Pferde. „Wäre ja auch seltsam, wenn ich Tiere behandele und selbst keine habe“, erzählt Claudia Kutscher und lacht dabei.
Nutztiere behandelte sie bislang nur recht selten. Wenn, dann handelte es sich um Euterentzündungen oder Trächtigkeitsprobleme bei Kühen. „Da können dann homöopathische Mittel helfen“, sagt Claudia Kutscher. In einigen Fällen ist ihr bei ihrer Arbeit aber die Zusammenarbeit mit einem „konventionellen“ Tierarzt sehr wichtig: „Bei schwerwiegenden Erkrankungen wie beispielsweise Koliken ist meine Behandlung eine gute begleitende Methode, aber das muss immer Hand in Hand mit einem Tierarzt gehen. Da hilft es, wenn man im Team zusammenarbeitet und sich abspricht.“ Doch gerade chronische Erkrankungen, die laut Kutscher immer mehr zunehmen, ließen sich gut mit Alternativ-Medizin wie Homöopathie, Akupunktur oder einer Bachblüten-Therapie gut behandeln.
Tierheilpraktikerin als Traumberuf
Nach 20 Minuten prüft Claudia Kutscher, ob sich die Nadeln in Tabalugas Rücken lösen lassen oder ob sie noch fest sitzen. Das müsse ganz von selbst gehen, ansonsten müssten die Nadeln noch länger stecken bleiben. „Normalerweise kann ich die Nadeln nach ein paar Minuten entfernen, aber ich stand auch schon mal anderthalb Stunden im Stall – da braucht man eben manchmal Geduld.“ Tabaluga schnaubt. Jetzt ist auch die letzte Nadel draußen und er kann wieder zurück in den Stall. Nicht immer geht die Behandlung so problemlos vonstatten: „Manchmal sind die Nächte und die Wochenenden kurz – ich habe in meinem Beruf bestimmt nicht weniger Stress als in meinem alten. Aber trotz allem ist es genau das, was ich machen möchte! Das ist mein Traumberuf.“