Suttrop.

Seit mehr als 20 Jahren nimmt Heinrich Sommer jedes Jahr an der Wallfahrt nach Werl teil. So ist der nunmehr 82-Jährige auch am kommenden Wochenende dabei, wenn sich die Pilger aus Warstein wieder auf den Weg machen. Weil ihn die Arthrose in den Gelenken oft stark zu schaffen macht, fährt er allerdings mit dem Wagen.

Da in früheren Jahren am ersten Juli-Wochenende ein Reitturnier in Suttrop stattfand, war er als Hufschmied immer stark eingespannt. 1954 legte Heinrich Sommer seine Prüfung zum Schmiedemeister ab. Auch alle seine Brüder - er wurde als ältester von sechs Jungen 1930 in Suttrop geboren - haben den entsprechenden Meisterbrief. 1960 übernahm er die Schmiede, seit 1993 führt seine Tochter Annette Sommer als Metallbaumeisterin und Schweißerfachfrau die Schmiede weiter. Seit dem Ende seiner Berufslaufbahn ist die Warsteiner Wallfahrt ein alljährliches Highlight für den bekannten Suttroper, von allen nur „der Schmied“ genannt.

Als ihm der Fußweg zu beschwerlich wurde, stieg Heinrich Sommer auf das Fahrrad um und radelte von Warstein aus nach Werl. Nachdem ihm eine neue Herzklappe eingesetzt worden war, schaffte er sich ein elektronisches Rad, ein E-Bike, an. „Damit bin ich zum Bahnhof nach Soest gefahren; dort hat die Polizei mein Rad in Empfang genommen und es über Nacht auf der Wache wieder aufgeladen. Die waren sehr hilfsbereit“, freut sich Sommer.

Doch auch das geht jetzt nicht mehr. Im Oktober 2010 hatte er mehrere schwere Operationen, in Hemer wurde ihm die halbe Lunge entfernt. „Mittwochs wurde ich operiert, am Freitag haben sie mich sterbenskrank wieder nach Warstein gebracht“, damit sich die Familienangehörigen von ihm verabschieden konnten. „Aber ich habe keinen Moment gedacht, dass es mit mir zu Ende geht“, blickt der Senior zurück. Seine Ärztin sagte ihm, als er einige Wochen später, im November 2010, das Krankenhaus verlassen konnte: „Herr Sommer, sie sind ein medizinisches Wunder“.

Einfach gern unter Menschen

Doch für ein Wunder hält er seine Genesung nicht; „der Schmied“ glaubt, „dass die Muttergottes mir geholfen hat, als ich sterben sollte.“ Im Glauben gestärkt, besucht er daher jedes Jahr das Gnadenbild der Werler Madonna. Wie schon im vergangenen Jahr fährt Heinrich Sommer mit seinem Mercedes auch am kommenden Samstag wieder nach Werl. „Wenn die Wallfahrer aus Warstein ankommen, bin ich schon in der Basilika“, sagt er und freut sich auf ein Wiedersehen mit vielen Bekannten. Als er sich für sein Übernachtungsquartiert in der Turnhalle der Walburgis-Schule anmelden wollte, sagte ihm Jürgen Köster vom Arbeitskreis Werl-Wallfahrt, dass sie schon mit ihm gerechnet haben und er bereits auf der Liste steht.

„Ich bin einfach gern unter Menschen“, ist für den „Schmied“ ein weiterer Grund, die Wallfahrt mitzumachen. Da er sich für verschiedene Fachmessen interessiert - sei es die „Blech“ in Hannover oder die Eisenwarenmesse in Köln, - ist der Senior auch sonst viel unterwegs. Allerdings nutzt er seinen eigenen Wagen nur, um zu den Bahnhöfen nach Soest oder Meschede zu fahren; von dort geht’s mit dem Zug in Großstädte. Die Verkehrsverbindungen sucht er sich selbst aus dem Internet heraus. „Ich habe gerade einen Computerkursus bei der Initec gemacht; da war ich mit mindestens 20 Jahren Abstand der Älteste“, sagt der 82-Jährige, der an seinem Laptop die Abfahrtszeiten für einen Tagesausflug nach Duisburg herausgesucht und am Drucker ausgedruckt hat. „Man muss auch im Alter noch dazu lernen“, steht für Heinrich Sommer fest. Immer „vor der Glotze sitzen“ kommt für ihn nicht in Frage: „Fernsehen ist das beste Schlafmittel für mich.“