Wurzen/Warstein. .

Das ist gelebte Partnerschaft: Nachdem Diebe die Metallschatulle an einem Mahnmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs in Wurzen entwendet hatten, half Warstein mit, damit das Denkmal wieder vollständig ist – durch ihre Kontakte nach Frankreich.

Am Samstagvormittag beendete der Wurzener Geschichts- und Altstadtverein die Aktion „Erde von der Somme für Wurzen“ mit einem feierlichem Akt auf dem Wurzener Friedhof. Die Kassette mit Erde aus dem Schlachtfeld an der Somme, die ein französischer Kriegsteilnehmer an seinen Freund aus Wurzen als Erinnerungsstück übergeben hatte, und die in dem Denkmal auf dem Alten Friedhof in Wurzen eingearbeitet worden war, war 2011 gestohlen worden.

Da das Schlachtfeld in der Nähe von Warsteins Partnerstadt St. Pol war, nutzten die Warsteiner ihre Kontakte, um ihren Freunden zu helfen.

Mitte Mai starteten Wurzens Ex-Oberbürgermeister und heutiger Vorsitzender des Wurzener Geschichts- und Altstadtvereins Jürgen Schmidt, Stadtchronist Wolfgang Ebert und Vereinsmitglied Ernst Petter nach Warstein und fuhren dann zusammen mit einer Delegation aus dem Sauerland nach St. Pol und Mametz und entnahmen dort einem Feld, das zu Kriegszeiten ein Kampfplatz war, Erde für die neue Kassette.

Erde von der Somme für Wurzen - die alte Schatulle war geklaut worden.
Erde von der Somme für Wurzen - die alte Schatulle war geklaut worden. © WP

Diese Kassette sollte nun am ursprünglichen Platz auf dem alten Wurzener Friedhof angebracht werden. Oberbürgermeister Jörg Röglin, Besucher aus Frankreich und etwa 60 Zuschauer nahmen an der Veranstaltung teil. Aus Warstein waren Kulturausschussvorsitzende Elke Ibing, Stadtmarketing-Mann Wolfgang Heppekausen und Norbert Oberstadt für die Europafreunde vertreten. Hierzu waren sogar der Mametzer Bürgermeister Stephan Brunel, der Vize-Bürgermeister von St. Pol François Lecoutre und Marie France Acquart als Vorsitzende des Geschichtsvereins St. Pol aus Frankreich angereist.

Gemeinsam wurde der Toten des 1. Weltkrieges gedacht. Unter den Augen aller Beteiligten brachte der Wurzener Christoph Müller von der Metalldrückerei die neu angefertigte Kopie der ursprünglichen Kassette an.

Marie France Acquart hielt eine leidenschaftliche Rede auf deutsch mit französischem Akzent und vereinnahmte sofort die Menschen, berichtet Wolfgang Heppekausen von diesem bewegenden Moment. Und auch Elke Ibing hatte den Eindruck: „Das hat jeder sofort verstanden.“

Sorge hatte man, dass die rechte Szene die Veranstaltung stören würde, doch es gab keinerlei Probleme, es sei eine „sehr würdevolle Veranstaltung“ geworden, ist Wolfgang Heppekausen noch ganz begeistert von dem Wochenende.

Selbstverständlich wurde auch die Freundschaft an dem Wochenende gepflegt. So fand unter anderem eine Podiumsdiskussion zum Thema deutsch-französische Freundschaft statt, bei der Elke Ibing über Warsteins Städtepartnerschaften berichtete.ths/HS/ednn