Werl. Die Stadt Werl am Schnittpunkt von Sauerland, Münsterland und Ruhrgebiet zeigt eine farbige Tradition. Die Lage am einst wichtigen Handelsweg zwischen West und Ost, dem Hellweg, begründete die enge Verbundenheit zum mittelalterlichen Städtebund der Hanse.

Werl wurde vor Jahrhunderten zu einem bedeutenden Umschlagplatz für Waren und Werte aller Art. Leistungsfähige Verkehrsanbindungen und die zentrale Lage stellen noch heute ein gewichtiges Kapital für die Stadt dar. Werl hat, mancherlei Kriegen, Feuersbrünsten und Besetzungen zum Trotz, ihren Reiz als alte westfälische Stadt bewahren können.

Geschichte von Werl

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Erste Siedlungsspuren lassen sich von etwa 5000 v. Chr. bis in die karolingische Zeit nachweisen. Der Hellweg, die alte Königsstraße von Aachen bis ins Königreich Polen, große Eichenwälder, reichliches Wasservorkommen und vor allem salzhaltige Quellen begünstigten die Entwicklung des Siedlungsplatzes. Ein Adelsgeschlecht aus Meschede verlegte um das Jahr 900 seinen Sitz nach Werl. Die „Grafen von Werl“ erbauten eine Burg und wurden zu einflussreichen Repräsentanten des deutschen Adels in Norddeutschland. Gegen Ende des 11. Jh. zogen sie ins nahe Arnsberg und nannten sich fortan „Grafen von Arnsberg“.

Werl wurde um 1220 zur Stadt erhoben und erhielt 1272 über Rüthen das Soester Recht. Nach der Soester Fehde (1444–1449) wurde die Stadt zum Eckpfeiler des kurkölnischen Herzogtums Westfalen. Zwischen 1478 und 1483 wurde das Westfälische Offizialat nach Werl verlegt; der Gerichtsstuhl des Offizialats steht noch heute in der Propsteikirche.

Die bis um 1919 sprudelnden Solequellen verliehen den „Erbsälzern“, denen die Ausnutzungsrechte verbrieft waren, wirtschaftlichen Einfluss und besondere politische Rechte. Im 19. Jahrhundert begann für Werl ein industrieller Aufschwung: Erste Industriebetriebe und der Anschluss an das Bahnnetz (1855) brachten Leben in das Acker- und Bauernstädtchen. Werl ist auch seit 1661 Wallfahrtsstadt. Verehrt wird als „Muttergottes von Werl“ eine etwa 800 Jahre alte Marienstatue in der Basilika.

Sehenswürdigkeiten beim Stadtrundgang durch Werl 

1. Gänsevöhde mit Stadthalle (1981) und achteckigem Kapellenbau (1680) mit Wappen eines Paderborner Domherren; Festplatz für Wallfahrer, Treffpunkt für Kulturveranstaltungen.

2. Patrizierhaus (18. Jh.) mit Skulptur „Tänzerinnen“ von Bernhard Kleinhans aus Sendenhorst. Das Gebäude liegt am Schnittpunkt zweier Werler Grabenstraßen, die den Verlauf der alten Stadtmauer erkennen lassen.

3. Wallfahrtsbasilika „Mariä Heimsuchung“, Denkmal des Monats 2011, Neuromanische Kirche von 1906, 1953 von Papst Pius XII. in den Rang einer „Basilika minor“ erhoben. Im Mittelpunkt die Madonna mit Jesuskind (12. Jh.). Zur Sühne für einen Jagdfrevel Soester Bürger kam die Muttergottes- Statue von Soest, wo sie früher in der Kirche „Maria zur Wiese“ verehrt, dann aber 130 Jahre lang auf dem Dachboden aufbewahrt wurde, nach Werl. Am 1.11.1661 nahm Kurfürst Maximilian-Heinrich auf seinem Werler Schloss das Gnadenbild feierlich in Empfang und bald pilgerten Gläubige von nah und fern nach Werl. Bis 1835 standen Gnadenbild und Wallfahrt in der Obhut der Kapuziner, dann der Stadtgeistlichen. Seit 1848 betreuen die Franziskaner die heute noch etwa 200.000 Pilger pro Jahr.

4. Alte Wallfahrtskirche (1786–1789), Denkmal des Monats 2005: eine barocke Saalkirche, die von den Kapuzinern errichtet und 1859/ 1860 erweitert wurde und sich heute im Besitz der Franziskaner befindet. Im Innern bemerkenswerte barocke Altäre, Kommunionbank, Chorgestühl und Beichtstühle. Da sie zu klein für die vielen Pilger wurde, baute man die „Neue Wallfahrtskirche“.

5. Altes Rathaus (14./15. Jh.) am Markt. Bis 1970 diente das Gebäude als Sitz der Bürgervertreter. Eine Bronzetafel erinnert an den berühmten Werler Bürgermeister und Historiker Hermann Brandis. Das Glockenspiel zur Marktseite symbolisiert die heutige Nutzung des Gebäudes als Musikschule.

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6. Patrizierhaus der Familie von Papen, Denkmal des Monats 2000. Das barocke und repräsentative Gebäude liegt im Herzen des mittelalterlichen Werl. Die Vorgängerbauten des heutigen Hauses sind vermutlich den zahlreichen Feuersbrünsten zum Opfer gefallen. Besonders eindrucksvoll sind die Stuckdecken. Die Decke im östlichen Saalzimmer wurde vom Landeskonservator in die Zeit um 1720/30 datiert.

7. Krämergasse: Denkmalgeschütztes Gebäudeensemble, eine der schönsten Ansichten im historischen Stadtkern, mit Blick auf die neuromanische Westfassade der Propsteikirche.

8. Historische Werler Ratsschule, datiert aus dem Jahr 1558, mit einem Stufenportal und einer lateinischen Inschrift , die auf die alte Schule hinweist (heute Teil des Gemeindezentrums „Walburgahaus“.

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9. Propsteikirche St. Walburga, Kirchplatz, Denkmal des Monats 2001, bedeutendstes Bauwerk Werls; errichtet an der Stelle, wo sich um 1000 die ottonische Kapelle neben der Burg der Grafen von Werl befand. Von dem um 1150 an gleicher Stelle errichteten romanischen Bau ist noch der Kirchturm erhalten. Die katholische Pfarrkirche wurde 1179 erstmals erwähnt. Der jetzige gotische Hallenbau wurde um 1400 vollendet. Die den Turm bekrönende Barockhaube wurde 1733– 1736 mit ihrer das Stadtbild prägenden schlanken Spitze aufgesetzt. Die Westfassade wurde dann 1893–1897 in neuromanischen Formen instand gesetzt. Innen findet man Kunstwerke aus verschiedenen Jahrhunderten: Kreuzaltar (13./15. Jh.) mit Kruzifix, das im Mittelalter als Heiligtum verehrt wurde; Flügelaltar von Johann tom Ring (um 1600); Erbsälzeraltar (1594); Rosenkranzaltar (1631); überlebensgroße Kalvarienberg- Gruppe im Seitenschiff (um 1520). Einzigartig ist der Gerichtsstuhl (Anf. 18. Jh.). Nach Verlegung des obersten geistlichen Gerichts Westfalens (Offizialat) nach Werl um 1480 fanden bis 1821 Gerichtsverhandlungen in der Kirche statt . Vor dem Gerichtsstuhl befindet sich ein Bild der Heiligen Walburga.

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10. Propstei (1689), barockes Pfarrhaus der katholischen Kirchengemeinde, lebensgroße Statuen der drei Heiligen Norbert, Walburga und Laurentius.

11. „Wendelin-Leidinger-Haus“, heute Städt. Museum, Denkmal des Monats 1999 ; Das urspr. Burgmannenhaus der Familie von dem Rykenberg ist ein stattlicher, mittelalterlicher Steinbau mit Fachwerkteil aus dem 18. Jh. Die ältesten Teile stammen vermutlich aus dem 14. Jh.

12. Bürgerhaus Krumme Str. 1/Güldenpoth (16. u. 18. Jh.), Denkmal des Monats 2003, sehenswerte, im Zickzackmuster aufgedoppelte Haustür.

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13. Ursulinenkloster, Neuerstraße; Das Hauptgebäude wurde 1889 mit einem Internat für Mädchen errichtet. Ein Jahr vorher hatten die Ursulinen die am Ort schon bestehende private „Höhere-Töchter- Schule“ übernommen. Über der Hauptpforte ein Relief der Heiligen Familie, der das Kloster geweiht ist. Heute gehören zum St.-Ursula- Stift der Konvent, ein Gymnasium und eine Realschule für Jungen und Mädchen. Gegenüber ein ehemaliges Erbsälzerhaus, heute „Walburgisheim“.

14. Schlossruine: Ehemalige Landesburg der Erzbischöfe von Köln, erbaut 1519–1521. ursprünglich ein mächtiges Bauwerk mit vier Türmen. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) zerstört und während der folgenden Jahre bis ca. 1820 als „Steinbruch“ benutzt. Heute Eigentum des St.-Ursula-Stift es. Besichtigung auf Anfrage.

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15. Kapelle „Muttergott es in der Not“, Liebfrauenstraße: neuromanische Kapelle (1900) mit Pieta (17. Jh.).

16. Kurpark erinnert an die Zeit der einstigen Salzgewinnung und an das Solebad Werl, das 1889 eröffnet wurde. Dort Nachbau eines Gradierwerks (1999) und Rekonstruktion eines Sudhauses (2003).