Soest. . Das faszinierende Panorama der alten Hansestadt Soest wird bestimmt von den berühmten Kirchtürmen, die sich – romanisch wuchtig, gotisch filigran oder prächtig barock – dem Himmel entgegen strecken.

Annähernd 600 Baudenkmäler, imposante Sakralbauten aus grünem Sandstein, gepflegte Fachwerkzeilen, romantische Gassen und ein fast vollständig erhaltener mittelalterlicher Stadtwall atmen Geschichte auf Schritt und Tritt und laden ein, entdeckt zu werden.Noch heute finden sich zahlreiche steinerne Zeugen der Blütezeit der alten Hansestadt, deren Bürger ihr Erbe behutsam zu wahren und mit neuem Leben zu füllen wissen. So bildet die Soester Altstadt während des Jahres die Kulisse für zahlreiche Veranstaltungen, z. B. den Soester Bördetag, die Mittelalter-Großveranstaltung „Soester Fehde“, die Allerheiligenkirmes oder den stimmungsvollen Weihnachtsmarkt.

Geschichte

Soest, wahrscheinlich eine merowingische Gründung um 600, wurde 836 erstmals urkundlich erwähnt. Bereits in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts entwickelte Soest ein Stadtrecht, das vielen anderen Städten als Vorbild diente. Es entstand auf 102 Hektar eine Befestigungsanlage mit zehn Toren und 27 Wehrtürmen. Zu dieser Zeit hatte die Hansestadt ausgedehnte Handelsverbindungen: bis nach Visby auf Gotland, zu den Ostseehäfen oder bis nach Nowgorod, nach Italien, bis Brügge und London.

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Der „Hellweg“, älteste Handelsstraße Europas, führte mitten durch die Stadt. Soest stieg zur mächtigsten Stadt in Westfalen mit über 10.000 Einwohnern auf. Nach der Soester Fehde (1444–1449) folgte eine allmähliche politische Isolierung der Stadt; sie wurde 1531 verstärkt durch die Übernahme des evangelisch-lutherischen Glaubens in einem nahezu vollständig katholischen Umfeld.

Während des Dreißigjährigen und des Siebenjährigen Krieges war die Stadt großer Zerstörung und Not ausgesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten zwei Drittel der Stadt wieder aufgebaut werden.

Die einstige Bedeutung Soests ist in der gut erhaltenen Altstadt abzulesen. Das Erscheinungsbild wird geprägt durch die Befestigungsanlagen, die sieben historischen Kirchen, die ca. 570 Baudenkmäler und die 318 als „erhaltenswerte Bausubstanz“ eingestuften Gebäude sowie durch eine vielfältige Raumfolge enger Gassen, Straßen, Plätze und hoher Grünsandsteinmauern mit dahinter liegenden Gärten.

Sehenswertes beim Stadtrundgang durch Soest 

P Osthofentor/Marienkrankenhaus, Petrikirchhof, City-Parkhaus, Parkhaus Isenacker, Leckgadum

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1. St. Patrokli, Domplatz: Bereits 962 wurden die Reliquien des hl. Patroklus (Patron von Kirche und Stadt) von Troyes nach Soest überführt. Die Apsismalereien des sog. „Marienchores“ von 1165 sind erhalten. Scheiben der früheren romanischen Verglasung finden sich im Dom-Museum, der ehem. Rüstkammer (Ö: nördl. Seitenportal, 10–17.30 Uhr).

2. Nikolai-Kapelle, Thomästraße: Kapelle der Pröpste von St. Patrokli als Zentralbau errichtet; innen eine kostbare Altartafel von Conrad von Soest (Ö: di, mi, do, so 11-12 Uhr).

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3. St.-Petri-Kirche „Alde Kerke“: Sie ist die älteste Kirchengründung Westfalens und Gemeindekirche von Soest (1150–1220) mit einem romanischen Westwerk, einer „Kaiser-Empore“ und einem gotischen Chor. Die Fresken werden Conrad von Soest (um 1400) zugeschrieben Ö: di–fr 9.30–12 und 14–17.30, sa 9.30–12 und 14.30–16.30, so 14–17.30 Uhr, mo geschlossen).

4. St. Maria zur Wiese „Wiesenkirche“, Wiesenstraße: eine der schönsten spätgotischen Hallenkirchen (14. Jh.) Deutschlands mit schlanken Türmen, mitt elalterliche Glasmalerei „Westfälisches Abendmahl“ im Nordfenster mit Soester Pumpernickel, westf. Schinken und Bier, im südl. Seitenschiff der „Aldegrever“-Altar (16. Jh.) (Ö: 1.4.–26.9. mo-sa 11–18 Uhr, 27.9.–31.3. bis 16 Uhr, so 12–16 Uhr)

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5. St. Maria zur Höhe „Hohnekirche“, Am Hohnekirchhof: Das „Schatzkästchen“ von 1200 zeigt innen ein auf dem europäischen Festland einzigartiges Scheibenkreuz (größtes bewegliches Kunstwerk seiner Zeit) sowie prächtige Decken- und Wandmalereien (Ö: 1.4.–30.9. mo–sa 10–17.30, so 12–17.30; 1.10.–31.3. mo–sa 10–16, so 12–16 Uhr)

6. Alt St. Thomä-Kirche „Schiefer Turm“, Thomästraße: um 1270 erbaut. Der schiefe Turm stammt aus dem Jahr 1653.

7. Brunsteinkapelle, Schonekindstraße (Denkmal d. M. 2001): Kleine, aber ungewöhnlich hohe gotische Kapelle – 1225 erstmals urkundlich erwähnt – in zwei Bauperioden 1320 und um 1400 einschiffig, mit fast quadratischem Chor, errichtet, früher gemauertes, aber eingestürztes Gewölbe durch eine gerade Holzbalkendecke ersetzt. Sehenswert: barocker Altartisch (1620), barocker Dachreiter mit der von 1727 umgegossenen Glocke. Wahrscheinlich wurde die Kapelle von der Patrizierfamilie Brunstein, gen. Schonekind, gestiftet, geweiht dem Schutzpatron der Kaufleute und Seeleute, dem hl. Nikolaus; heute genutzt von dem Soester Künstler Fritz Risken als Mal- und Ausstellungsatelier.

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8. Rathaus, einziger repräsentativer Barockbau der Stadt, von 1713–1716 mit Statue des Patroklus und Stadtwappen an der Frontseite.

9. Romanisches Haus am Burghofmuseum: im Garten des Burghofs gelegen, um 1200 erbaut, das älteste steinerne Wohnhaus zwischen Rhein und Weser. Decke der Eingangshalle, getragen von einer Mittelsäule, erinnert an einen Sternenhimmel; in diesem Bereich herrscht eine besondere Akustik.

10. Wallanlage: Fertigstellung um 1180, im Osthofentor – einzig erhaltenes Stadttor (1523–1526) – weltweit einmalige Sammlung von 25.000 mittelalterlichen Armbrustbolzen (Ö: 1.4.–30.9.: di–sa 14–16, so 11–13 und 15–17 Uhr / 1.10.–31.3.: mi 14–16, so 11–13 Uhr); sehenswert ist auch der Kattenturm (12 Jh.), ein ehemaliger Wehrturm.

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11. St.-Pauli-Kirche: Dieser Kirchenbau stammt aus dem 14./15. Jh. (Ö: di–so 14–17 Uhr)

12. Pilgrim-Haus, Jakobistraße 75 (Denkmal d.M. 2005): Restaurant und Hotel im historischen Gebäude, regionaltypische Küche; ältester Gasthof Westfalens (1304), am alten Pilgerweg der Jakobspilger nach Santiago de Compostela.

13. Teichsmühle, Teichsmühlengasse 3: Unzählige Quellen speisen den Großen Teich, der selbst in strengen Wintern nicht gefriert. Er treibt das gewaltige Wasserrad der Teichsmühle (1231) an. Von der Teichsmühle blickt man auf die Wippgasse, die ihren Namen von dem mittelalterlichen Strafinstrument für leichte Vergehen, der Wippe, hat, die als farbige Miniatur im sog. Soester Nequambuch (= „Nichtsnutz“- Buch) von 1315 abgebildet ist und die am Großen Teich aufgestellt war. Mit ihr wurden die Verurteilten zum Gespött der Zuschauer in den Teich geschleudert bzw. untergetaucht. Seit 1924 steht am Teich eine Nachbildung.

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14. Haus Kükelhaus (Denkmal d.M.2002), Teil des ehem. von Dolffs’schen Hofes, Adelshof des 17. und 18. Jh., bestehend aus Wohnhaus, Scheune, Stallungen und Teehäuschen im „Bergenthal-Park“. Die Fachwerkscheune bewohnte seit 1954 der Bergmann, Schreiner, Graphiker, Architekt, Pädagoge und Schriftsteller Hugo Kükelhaus; Nöttenstr. 29 a