Belecke.

(Lim) Kanonier Carsten Krajewski zieht noch einmal kräftig an seinem Zigarren-Stumpen und lässt die Kanone machtvoll donnern. Rabautz!!! Der Sturm der Kar­nevalisten auf das historische Rathaus von Belecke war auch in diesem Jahr bereits nach wenigen Minuten von Erfolg gekrönt: Ortsvorsteherin Elke Bertling, stilvoll als Burgfräulein gewandet, ergab sich der Narrenschar, die draußen im nieseligem Februar-Grau um Einlass bat.

Gewohnt humor- und reimvoll hatte Bertling sich zuvor tapfer gegen den närrischen Überfall gewehrt: „Aus tiefstem Schaf von meinem Kissen hat mich ein Albtraum hochgerissen. Ich sah Belecke in lodernd Flammen und Seeräuber das Rathaus rammen. Piraten wild und ungezähmt, dreist, frech und unverschämt, in Belecke einmarschieren, seine Schätze anaktieren.“

Liebendgern hätte sie die wilde Bande nach Warstein hochgeschickt: „Zieht weiter in den nächsten Ort, Richtung Süden, nach Warstein dort. An fliegenden Steinen reich ist die Stadt, dort gibt’s Mengen an Bier, die machen euch satt.“

Drei Tage lang bastelt die Ortsvorseherin in der Regel an ihrer Rede, die zum Rathaussturm gehört wie die obligatorischen Böllerschüsse: „Montag vor Weiberfastnacht fange ich an, die ersten Gedanken aufzuschreiben.“ Bis zur endgültigen Fassung wird immer wieder an dem Text gefeilt, der unterhalten, aber auch ein gewisses Niveau haben soll. Dass dieser Anspruch auch in diesem Jahr wieder erfüllt wurde, davon konnte sich erstmals live vor Ort auch ihr Ehemann Hermann Bertling überzeugen, der gestern gleich frotzelnd begrüßt wurde: „Guck mal, da kommt der Rentner.“

Hermann Bertling, 32 Jahre lang Jahre Lehrer am Rüthener Spee-Gymnasium, ist am Freitag der vergangenen Woche in den Ruhestand getreten. „Ich bin seit Jahrzehnten nicht mehr hier gewesen“, informierte er gestern die Umstehenden in der Wilkestraße.

Deutlich früher als um 12.11 Uhr begann der Rathaussturm für Uli Lohmann und Co. Ehemaliger Mitglieder des Belecker Elferrats treffen sich traditionell an Weiberfastnacht um 10 Uhr bei Hoppe zum gemeinsamen Frühstück. Nach diesem kräftigenden Start in den Tag ziehen sie dann Richtung Rathaus, um der traditionellen Zeremonie beizuwohnen. „Wir haben heute Morgen schon richtig gearbeitet...“, zwinkerte Uli Lohmann