Warstein. . 55 zierliche Kilo durch eine Innenstadt schieben? Das dürfte doch kein Problem sein. Uns mögen vielleicht ein, zwei Ziele verschlossen bleiben, ein, zwei Stufen bei unserem Stadtbummel stören. Aber mit ein bisschen Kraft...? Na ja, wie man sich irren kann.

55 zierliche Kilo durch eine Innenstadt schieben? Das dürfte doch kein Problem sein. Uns mögen vielleicht ein, zwei Ziele verschlossen bleiben, ein, zwei Stufen bei unserem Stadtbummel stören. Aber mit ein bisschen Kraft...? Na ja, wie man sich irren kann.

Die ersten Meter sind für uns beide ungewohnt. Ich sehe nicht, wo Lauras Füße hängen, nur ihren Hinterkopf. Deswegen nehme ich ein paar der ersten Kurven zu eng. Dann kommt ein quiekendes „Hui“ von der Dame auf dem Rollstuhl. Nicht nur drin sitzen, sondern auch anzuschieben, will offenbar gelernt sein. Im Großen und Ganzen schaffen wir es aber unbeschadet in den Netto an der Hauptstraße.

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Eine wichtige Station. Schließlich ist der Kaffee alle in der Redaktion. Die Situation in dem Discounter komfortabel. Ebenerdiger Eingang, kein Geruckel beim Befahren der Fliesen und wir passen locker durch jeden Gang. Nur an die obersten kommt sie nicht. Gut, sie ist ja auch nicht die Größte. Aber generell treffen wir hier auf keine Hindernisse. So kann’s weitergehen.

Rollstuhl ein paar Stufen hochwuchten

Tut es aber nicht. Wir möchten Pause machen, Kaffee trinken. Ab auf die Diplohstraße. Das CappoVino lädt uns mit einem stufenlosen Eingang ein, ist aber zu voll. Um in folgende Lokale zu kommen, müsste ich meine Kollegin ein paar Stufen hochwuchten – besser nicht als Ungeübter. Generell finden wir während unserer Tour nur selten ebenerdige Eingänge. In den NKD kämen wir problemlos rein, aber wir wollen ja Kaffee. Bis zur Bäckerei Schulte müssen wir fahren. Kalt ist es und jeder noch so kleine Bordstein bedeutet für mich, die Vorderräder ein Stück anzuheben und für Laura einen Ruck ins Kreuz. Den ganzen Tag müsste ich das nicht haben, denke ich. Umso angenehmer die Situation bei Schulte: Viel Platz rund um die Theke, auch die Stehtische sind für meine Begleitung in erreichbarer Höhe. Wir sind gestärkt fürs Finale.

Der Haupteingang der St. Pankratius-Kirche zeigt uns: Um 1850 hat sich noch niemand Gedanken um Rollstühle gemacht. Aber die breiten Stufen bieten Platz, um zu üben. Rückwärts wuchte ich Laura auf den Hinterrädern hoch. Zwei Stufen genügen für die Erkenntnis: Das macht keinen Spaß. Theoretisch hätten wir aber auch die Rampe an der Gegenseite der Kirche nutzen können. Gut zu wissen.

Rampe am Rathaus

Auch das Rathaus ist vorbereitet: Eine Rampe erleichtert die Einfahrt, die Türen dahinter schwingen in beide Richtungen. Wir würden gerne in eine der oberen Etagen. In den Aufzug passt der Rollstuhl aber beim besten Willen nicht rein. Wir treffen zufällig Wolfgang Heppekausen vom Stadtmarketing, der versichert, dass Gäste im Rollstuhl gar nicht hoch fahren müssten. „Wir kommen runter.“ Hört sich gut an. Aber gesehen hätten wir die Räume schon gerne.

Mein Fazit: Wirklich Rollstuhl-gerecht ist die Warsteiner City nicht. Irgendwie bitter, wenn einem so etwas banales wie Treppenstufen die Route eines Stadtbummels vorgibt. Und nicht nur der Bummel wird erschwert: Denn zurück in die Redaktion zu rollen ist auch nicht drin.

Lesen Sie hier den Stadtbummel durch Warstein im Rollstuhl