Warstein. .

Bürgermeister Manfred Gödde kann sich durchaus vorstellen, noch einmal zu „verlängern“, auch wenn er bei der Wahl in drei Jahren bereits über 65 ist. Das erklärte der Warsteiner bei seiner „Jahresbilanz“. „Man soll niemals nie sagen“, betont Gödde: „Mir macht das Spaß.“

Voraussetzung, noch einmal als Bürgermeister zu kandidieren, sei natürlich die notwendige Gesundheit: „Wenn die Gesundheit nicht mitspielt, ginge das natürlich überhaupt nicht. Die Motivation fürs Weitermachen? „Ziele, die ich vor Augen habe, sind greifbar.“ Und diese möchte Gödde auch gerne selbst noch mit umsetzen. Das gehe natürlich nur mit kompetenten Leuten in der Verwaltung und dem vorhandenen „guten Klima im Rathaus.“

Keine Frage: Die Belastung der Mitarbeiter sei enorm gestiegen, da Aufgaben neu verteilt, ausscheidende Mitarbeiter nicht ersetzt würden, um so „gemeinsam sparen“ zu können. Gödde: „Hut ab“ vor den Mitarbeitern.

Apropos Mitarbeiter: In der Politik war der Vergleich angestellt worden mit dem Ergebnis, an der Wäster arbeiteten relativ gesehen zu viele bei der Stadt Angestellte. Gödde kontert: „Wir sind hervorragend aufgestellt und werden uns weiter verbessern“ – ohne Entlassungen. Der Vergleich mit anderen Städten aus dem Sauerland passe nicht, da in Warstein die beschäftigten Personen mit den (vollen) Stellen in Sauerland-Kommunen verglichen worden waren.

Ja, die Warsteiner: Viele schimpften, meckerten, schrieben Leserbriefe. „Aber es gibt vieles worauf Warstein stolz sein kann“, entgegnet das Stadtoberhaupt. So habe Warstein eine Arbeitslosenquote von vier Prozent, „damit sind wir weit und breit Spitzenreiter!“ Und man sei bemüht, allen Schulabgängern einen Ausbildungsplatz vor Ort zu bieten. Gödde: „Die Zukunft Warsteins hängt von der Industrie, dem Handwerk und dem Mittelstand ab.“ Und da befänden sich die heimischen Betriebe „auf dem neuesten Stand, sind sogar Weltmarktführer“. Einher gehe dies mit einem großen Investitionsvolumen. Warstein kommt an: Das Interesse an Flächen im Industriepark Belecke-Nord sei groß. Im kommenden Jahr soll die Anbindung ans Industriegebiet Wiebusch angepackt werden. Göddes Credo: „Wenn es den Firmen gut geht, geht es auch den Menschen und der Stadt gut.“

Aber Warstein ist nicht nur die Kernstadt: In Belecke seien in diesem Jahr die Bahnhofstraße und der Wilkeplatz fertig gestellt worden, der Nasslagerplatz geräumt worden – „mit Gewinn“, wie der Bürgermeister betont.

Der Stadt sei es auch 2011 gelungen, Schulden abzubauen. Es sei sicher keine schöne Aufgabe gewesen, als Bürgermeister die Steuern anheben, Leistungen kürzen und Einrichtungen schließen zu müssen. „Aber wir müssen uns für die Zukunft aufstellen“, betont Gödde, um den Kindern und Enkeln ein „wohlbehütetes Haus“ zu hinterlassen.

Beim Stichwort Kinder ist das Thema Schule nicht weit. Diese müssten sich, ebenso wie die Kindergärten, angesichts der Demografie neu aufstellen. Durch die Zusammenführung der Hauptschule am Standort Belecke entstehe „ein starkes Schulsystem“ in Warstein, in das auch die Realschule eingebunden werden müsse. Schließlich sei das Thema Bildung ein wichtiger Standortfaktor – ebenso wie ausreichend Ärzte und das Krankenhaus.

Warstein punkte im übrigen auch mit günstigen Mieten, Hauspreisen und Bauplätzen – „günstig wie nirgends sonst“, ist Gödde überzeugt, der betont: „Warstein ist ja schließlich nicht nur die Hauptstraße“. Gut aufgestellt sei die Stadt inzwischen auch hinsichtlich des Allwetterbades und der Sauna, bloß müssten „die Warsteiner das Bad besser annehmen.“

Wasser – neben Steinen das Thema des Jahres in Warstein. Mit aus Sicht Göddes gutem Ausgang: „Mit dem Regionalplan können wir gut leben. Wasser steht eindeutig vor Stein.“ Seine Meinung sei stets gewesen: „Wo Wasser anfängt, hören Steine auf!“ Er habe im Vorfeld der Sitzung des Regionalrates zahlreiche Hintergrundgespräche und Besichtigungen mit Experten vor Ort geführt: „Die waren davon schon beeindruckt und haben das im Kopf behalten.“

Nun stünden weitere Gespräche mit der Steinindustrie bevor. Dabei gehe es um das Rissegelände, „der Generationenvertrag muss grundsätzlich überholt werden“. Ende Januar soll es zudem Gespräche mit Straßen.NRW zur Trassenführung der B55n geben. Wie Warstein voran kommt, dazu kennt Gödde nur einen Weg: „Wir müssen Hand in Hand zusammen arbeiten“, und meint damit neben der Stadt die Steinindustrie und weitere Behörden. Sobald die Streckenführung klar sei, könne mit der Rekultivierung, Renaturierung und Modellierung des Geländes sofort begonnen werden – wobei der genehmigte Abbau der Steinindustrie auch erfüllbar bleiben müsse. Einschränkung: Die Sprengbelastungen dürften nicht so stark wie bislang bleiben: „Die Leute haben schon lange genug geschluckt.“

Wichtig sei es, den Schwerlastverkehr aus der Stadt zu bekommen – und damit auch den Staub. Sollte es mit der B55n in den nächsten zehn Jahren nichts werden, müsse die Entlastungsstraße gebaut werden. Die Steinindustrie fordert Gödde auf, die Staubfolgen auf ihre Kosten zu beseitigen: So müsse die Hauptstraße dreimal pro Woche nass gereinigt werden, mit Kleinkehrmaschinen zusätzlich die Fußwege. Gödde: „Da muss sich was tun.“

Das gilt auch für die „Neue Mitte“: Anfang des Jahres soll sich der Stadtentwicklungsausschuss des Themas annehmen und eine Experten-Firma beauftragen, das Verfahren zu begleiten, um zu klären, „was das Richtige für Warstein ist“. Dazu gebe es Einvernehmen im Rat. Es sei schließlich eine schwere Entscheidung, die da zu treffen sei, sowohl hinsichtlich des Baukörpers als auch der Folgekosten. Der Bürgermeister gibt sich optimistisch: „Alle wollen eine gute Lösung! Der Rat ist sich seiner Verantwortung bewusst.“ Die Kritik einiger Leserbriefschreiber kann Warsteins „erster Mann“ da nicht nachvollziehen.

Auch dem Thema Leerstände in der Innenstadt möchte sich Manfred Gödde, zusammen mit Ortsvorsteherin Elisabeth Wiese im kommenden Jahr widmen. Sie planen eine Auflistung mit freien Gewerberäumen einschließlich der geforderten Mieten. Es gebe durchaus Firmen, die zeigten, dass sie an der Hauptstraße gute Geschäfte machten: „Der Handel muss Nischen entdecken.“

Was wäre Warstein ohne die engagierten Bürger? „Ohne das Ehrenamt würde überhaupt nichts mehr passieren“, glaubt Gödde, der den Vereinen, auch angesichts immer neuer Auflagen aus Düsseldorf hohe Anerkennung zollt: „Wenn das nicht alles ehrenamtlich gemacht würde...“ Andererseits kritisiert der Bürgermeister das Anspruchsdenken einiger Vereine. Vor 20 Jahren habe Warstein darauf verzichtet, eine Kostenbeteiligung für die Nutzung von Räumen zu verlangen, „aber diese goldenen Zeiten sind vorbei.“ Gleichwohl seien die Regelungen in Warstein noch immer besser als in vielen anderen Städten. Andere Gruppierungen hätten außerdem nur eigene Räume und forderten gar nichts von der Stadt.

Eine immer höhere Bedeutung für Warstein gewinne der Rohstoff Wald: „Das war und bleibt der Reichtum der Stadt“ – neben dem Wasser. Probleme bereiteten der zu geringere Abschuss und der hohe Wildverbiss. Gödde: „Aber wir können und wollen den Wald nicht komplett einzäunen.“

„Interkommunale Zusammenarbeit müssen wir im Kopf behalten“, betont Bürgermeister Manfred Gödde. Warstein/Rüthen sei ein Wirtschaftsstandort: Bei den MeisterWerken würden sich viele Warsteiner bewerben, und im Industriepark Belecke-Nord seien es auch viele Rüthener, weiß der Bürgermeister aus Gesprächen: „Wir wachsen immer weiter zusammen“. In anderen Bereichen, etwa im Sport, zeige sich das noch deutlicher, wenn etwa eine komplette Fußball-Jugendmannschaft aus Suttrop aus Kallenhardter Kickern bestehe. Und auch im kirchlichen Bereich würden die Einheiten immer größer – bloß werde darüber nicht diskutiert, sondern einfach an anderer Stelle von oben entschieden.(ednn)

Für die geplante B55n müssen Grundstücke erworben werden – das läuft im Hintergrund stets weiter. Auch am Grenzweg müsse eine Lösung gefunden werden, so Gödde, gleiches gelte für das Haus Gröblinghoff in Sichtigvor und das Kloster Mülheim. Der Bürgermeister ist in der Angelegenheit optimistisch, dass es bald einen neuen Besitzer gibt: „Die Gespräche laufen!“