Warstein. .

Am Montagabend tummeln sich die Autofahrer an der Tankstelle Gross Richtung Belecke. Wenn die Benzinpreise so billig sind, hat Dennis Adrian keine ruhige Minute. Der 18-Jährige arbeitet seit über einem halben Jahr in der Tankstelle Gross und hat vor allem eins gelernt: „Das Organisatorische. Man muss einen genauen Plan haben, wie man was in welcher Reihenfolge macht.“ Erfahrungen, die dem Schüler später hilfreich sein werden.

Doch leider lässt sich nicht immer alles planen. Manchmal hat man einfach Pech. „Direkt an meinem zweiten Abend ist was schief gelaufen“, erzählt Dennis, „eine Pistole an einer Tanksäule war kaputt und das ganze Benzin ist auf den Platz gelaufen. Und ich wusste nicht, wie ich es stoppen kann.“ Also hat er das getan, was wahrscheinlich alle in seiner Situation gemacht hätten: Panik geschoben – und den Chef angerufen.

So etwas kommt zum Glück nicht jeden Tag vor und inzwischen hat der 18-Jährige die typischen Handgriffe so weit verinnerlicht, dass eigentlich alles glatt läuft. Wenn die Kunden nicht gerade ihre Tanksäule verwechseln und ein Bezahl-Chaos entsteht. Doch auch diese Situationen meistert er inzwischen ganz ruhig. Dabei kann er sich noch gut an seine erste Woche erinnern und daran, wie überfordert er sich gefühlt hat. „Erst dachte ich, so ein bisschen Kassieren, kann ja nicht so schwer sein. Aber es wird einem doch viel an den Kopf geworfen, das man dann versucht, so gut es geht umzusetzen.“

Deshalb hat er an den ersten Abenden auch noch nach Feierabend in der Tankstelle gestanden, um anliegende Aufgaben abzuarbeiten. „Man entwickelt zum Glück schnell Routine. Außerdem sind es Aufgaben, die man später in der eigenen Wohnung auch machen müsste“, sagte Dennis mit Blick auf das Aufräumen und Putzen zum Schluss jeder Schicht.

Das wichtigste an seinem Job ist jedoch etwas anderes. „Man muss auf die Leute zugehen können“, sagt Mathilde „Tille“ Köster, die älteste Mitarbeiterin der Tankstelle Gross, während sie Dennis auf die Schulter klopft, „und das kann er“. Der 18-jährige Schüler bestätigt das: „Ich versuche es eigentlich zu vermeiden, dass gar kein Gespräch entsteht. Mir selbst ist allerdings aufgefallen, dass ich anfange, immer die gleichen Sachen zu sagen: Guten Tag, wo haben Sie getankt. Für die Kunden klingt es hoffentlich nicht so abgestumpft, sondern höflich.“ Manchmal entstehen aber längere Gespräche, oft angeregt durch die Schlagzeilen der Zeitungen, die in der Tankstelle ausliegen. „Vor allem abends, wenn nicht mehr so viel los ist, kommt es schon mal vor, dass man mehrere Minuten über aktuelle Themen diskutiert“, so Dennis.

Angefangen hat der 18-Jährige mit dem Job nach seinem Führerschein, als er sich sein eigenes Auto und den Sprit dazu inanzieren wollte. Sein Bewerbungsgespräch hatte er bei Uta Gross, die ihn nach seinen Wünschen gefragt hat und danach, was er damit erreichen möchte. „Wichtig war ihr aber vor allem, dass ich verspreche, mein letztes Schuljahr komplett hier zu arbeiten. Sonst lohnt sich das Einarbeiten gar nicht.“

Seine Schichten gehen von 18 bis 22 Uhr, insgesamt kommt er auf 64 Stunden im Monat. Pro Stunde verdient er 6,20 Euro. Er hat selbst festgestellt, dass er durch den Job unabhängiger und selbstständiger geworden ist. „Außerdem bin ich eher sparsamer geworden, seitdem ich mein eigenes Geld verdiene“, sagt der 18-Jährige. Positiv findet er an dem Job in der Tankstelle, dass er ihn gut mit der Schule und seinen Freunden vereinbaren kann, da die Arbeitszeiten sehr gut sind. „Natürlich hatte ich im Sommer am Wochenende nicht immer Lust, eine Sieben-Stunden-Schicht zu übernehmen“, gibt Dennis zu. Trotzdem wird er sich wohl, wenn er hoffentlich nach seinem Abitur Musik studiert, wieder einen Job suchen: „Geld verdienen ist nie verkehrt.“