Köln/Mülheim.
Die Zukunft des Klosters Mülheim bleibt ungewiss. Am Samstag fand sich im Kölner Nobel-Hotel kein Interessent, der das Mindestgebot aufbringen wollte. Wie es mit dem denkmalgeschützten Kloster weiter geht, darüber kann vorerst nur spekuliert werden.
Mit Spannung hatten viele Auktionsbesucher die Vorstellung des letzten Auktionsangebots erwartet: ein gut erhaltenes Kloster aus dem 16. Jahrhundert, mit riesigem Grundstück, Mindestgebot 125 000 Euro. Eine besondere Option: Der Ersteher kann nicht nur das Erbbaurecht mit Klostergebäude erwerben, sondern nach Zuschlag verlangen, dass ihm auch das Eigentum am Erbbaugrundstück übertragen wird. 300 000 Euro muss ein Interessent zusätzlich dafür auf den Tisch legen.
Das klingt zunächst nicht eben viel, wenn man die regulären Immobilienpreise bedenkt. Doch wer das Kloster erwirbt, muss viel Geld in die Hand nehmen, um das teilweise renovierungsbedürftige Gebäude wieder auf Vordermann zu bringen. Vielleicht sind es die immens hohen Renovierungskosten, die potenzielle Interessenten davon abgehalten haben, bei der Verlesung des Objekts die Hand zu heben. Bei zuvor versteigerten Objekten hatte es dagegen regelrechte Bietergefechte gegeben, Mindestgebote wurden um ein Vielfaches überboten.
„Wer bietet 125 000 Euro? Wer bietet 125 000 Euro?“ – Einige Male sagt der Auktionator diesen Satz, schaut in den Saal, Leute drehen sich um, schauen, ob jemand reagiert. Die Leute werden unruhig, Getuschel im Saal, der Auktionator klopft gegen das Mikrofon und bittet um Ruhe. Kein einziger im Saal hebt die Hand. Das Kloster bleibt somit als zu versteigerndes Objekt im Immobilienfundus der Westdeutsche Grundstücksauktionen AG (WDGA).
Hans Peter Plettner, Vorstand der WDGA, erklärt das weitere Verfahren: „Die Objekte bleiben etwa zwei Monate im Auktionshaus. In der Regel hat die Hälfte der nicht versteigerten Immobilien bis dahin einen Käufer gefunden. Die restlichen Objekte werden dann eventuell in einer späteren Auktion, zum Beispiel in unserer Winterauktion, zu einem günstigeren Preis angeboten.“ Möglich, dass potenzielle Interessenten das Kloster absichtlich nicht erstanden haben, um den Kaufpreis zu drücken? Claudia Burger, Pressesprecherin der WDGA, hält dies für denkbar. Sie erzählt sogar von einem Besucher, der anscheinend keine Angst hatte, jemand könnte ihm das Kloster bei der Auktion wegschnappen: „Der Herr hat sich offensichtlich für das Gebäude interessiert, musste jedoch um 18 Uhr auf einen Termin und ist nicht wiedergekommen“, berichtet sie. Der Mann soll sogar ein Nutzungskonzept für das Objekt gehabt haben: Er sammelt Bilder des Künstlers Jörg Immendorff. Diese wolle er im Kloster vorstellen, jedoch nicht in einer rein musealen Verwendung, sondern als Galerie, in der Kunstliebhaber vor Ort Gemälde und andere Kunstwerke kaufen können. Die Werke des 2007 verstorbenen Malers und Bildhauers erzielen heute Höchstpreise auf dem Kunstmarkt, trotz verschiedener Skandale, über die Immendorff stolperte.
Ein Museum oder eine Kunstgalerie wären gute Ansätze für die Nutzung des Klosters. Das sagen zwei Herren aus Sichtigvor, die sich die Auktion gemeinsam anschauen. „Wir sind aus rein ideellen Gründen hier und wollen einfach sehen, was mit dem Objekt passiert, das direkt vor unserer Nase liegt.“ Interesse am Kauf des Objektes haben sie nicht. Die Geschichte des Kloster kennen sie genau: Vor allem an die Auseinandersetzungen des Heimatvereins mit Noch-Inhaber Joachim Ney können sie sich gut erinnern (wir berichteten). Und sie haben eine klare Meinung über den Immobilienkaufmann. „Er hatte von Anfang an ein Konzept. Den Willen, aus dem Kloster etwas zu machen, kann man ihm nicht absprechen.“ Ein Mann aus Rheinland-Pfalz findet wesentlich deutlichere Formulierungen. Er hat einen persönlichen Disput mit Ney. Der war bei der Auktion nicht anwesend.