Warstein. .
Eckhard Hilker schießen dabei tausend Fragen durch den Kopf. Habe ich die Abstände zwischen den Hindernissen richtig berechnet? Sind die Kurven zu eng? Sind die Stangen zu hoch oder zu niedrig? Ist der Parcours in der Regelzeit zu schaffen?
Weit gefehlt wer glaubt, dass im heutigen Reitsport die Hindernisse bei einem Turnier mal eben so spontan aufgebaut werden. Parcoursbauen ist eine Kunst, eine ziemlich hohe sogar. Hinter einem gut gebauten Parcours, der gleichermaßen für Reiter anspruchsvoll und für Zuschauer spannend ist, steht eine lange Ausbildung und jahrelange Erfahrung. So wie bei Eckhard Hilker.
Seit knapp dreißig Jahren verbringt der Architekt aus Oelde jedes zweite Wochenende auf Turnieren weltweit. Als Sprecher der deutschen Parcoursbauer ist er selbst zugelassen für alle Schwierigkeitsgrade des Hindernisbaus, die es gibt. Bei drei Olympiaden, zahllosen deutschen Meisterschaften, auf internationalen Turnieren in Finnland und Dubai war er dafür verantwortlich, den Reitern Hindernisse in den Weg zu legen. „Es ist eine tolle Aufgabe und jedes Mal aufs Neue spannend“, sagt der 55-Jährige. Keine Halle ist wie die andere, immer muss neu entschieden werden, welches Hindernis wo steht.
Jede Stange an ihren Platz
Fehler kann er sich dabei nicht leisten. Jeder Abstand zwischen den Sprüngen wird genau berechnet, jede Landestelle genau einkalkuliert. „Der durchschnittliche Galoppsprung eines Pferdes wird in der Halle mit 3,50 Meter berechnet. Und je nachdem, ob das Pferd über einen Oxer, eine zweifache Kombination oder über einen einfachen Stallsprung springt, landet das Pferd 1,70 oder 2 Meter weit davon entfernt“, erklärt der Parcoursbauer die Problematik. Kalkuliert er die Zeit zu knapp, können die Reiter die Regelzeit nicht einhalten. Sind die Sprünge zu hoch, liegt die Fehlerquote zu hoch. Die Balance zwischen all den entscheidenden Faktoren kann nur halten, wer selbst weiß, auf was es bei den entsprechenden Schwierigkeitsstufen ankommt. Deswegen ist neben der Theorieausbildung auch die eigene reiterliche Qualifikation eine Grundvoraussetzung für die Ausbildung zum Parcoursbauer. Hilker nahm selbst jahrelang an Turnieren teil, bevor es sich entschloss, den Turniersport aufzugeben.
Aber ganz wollte er der Pferdewelt den Rücken nicht kehren. Als Parcoursbauer ist er weiterhin mit dabei. Und es ist der perfekte Ausgleich zu seinem Alltag als Architekt. „Ich gehe in dieser Arbeit voll auf“, versucht er seine Begeisterung für den Parcoursbau zu erklären. „Es ist eine anspruchsvolle Arbeit, aber immer mit Spaß verbunden.“
Dass die Arbeit durchaus auch stressig sein kann, wird klar, wenn man sieht, wie wenig Zeit den Parcoursbauern oftmals für ihre Aufgabe bleibt. Bei der Warsteiner Champions Trophy stehen pro Tag zwischen sechs und acht Wettbewerbe hintereinander an.
Umbau in nur 30 Minuten
Ist das eine Springreiten vorbei, haben Eckhard Hilker und seine Helfer höchstens eine halbe Stunde, um den alten Parcours ab- und den neuen aufzubauen. In diesem Moment kommt es auf größte Präzision an. Dem Parcourschef arbeiten vier Assistenten zu, denen jeweils drei Helfer unterstellt sind. Noch bevor das Team die Halle betritt, weiß jeder, was er zu tun hat. Die Teams arbeiten nach Plan: Bereits Tage vorher konstruiert Hilker einen Stellplan für die Hindernisse auf dem Computer.
Mit dem Plan im Kopf werden die Abstände zwischen den entstehenden Hindernissen nun vermessen, die Galoppsprünge gezählt, die Stangenhöhe genauestens eingestellt. „Wenn wir richtig arbeiten, zeigt sich das wahre Können von Mensch und Pferd.“
Die Parcourshelfer sind die Mainzelmännchen des Pferdesports. Sie sind, wie so viele Helfer, nur selten sichtbar. Doch sie gestalten den Ablauf eines jeden Turniers maßgeblich mit.