St. Pol/Warstein.

Mit einem dreitägigen Freudenfest wurde am Wochenende in Warsteins französischer Partnerstadt St. Pol sur Ternoise gefeiert, was da in 45 Jahren gewachsen ist: Freundschaft und Miteinander über die Staatengrenzen hinweg, die im vereinten Europa kaum noch spürbar sind.

Das Bild des großen gemeinsamen Hauses, in das jeder der beiden „Mieter“ seine Eigenarten und Eigenschaften einbringt, hatte sinnbildlich perfekt Marita Mues umgesetzt. Ihr Kunstwerk, ein großformatiges Gemälde, bildete das Gastgeschenk, das Bürgermeister Manfred Gödde am Samstagvormittag bei der offiziellen Feierstunde im Festsaal seinem St. Poler Amtsbruder Yves Heniart überreichte und das im St. Poler Rathaus seinen würdigen Platz finden wird.

In Gebäuden – Alte Kirche hier, St. Poler Kirche dort – und Materialien – Warsteiner Kalk und Farbpigmente aus dem Roussillon – steht es für beide Städte, über die sich das große Dach der Freundschaft spannt. „Leben in Partnerschaft“ hat es die Künstlerin aus Suttrop treffenderweise genannt. Sie selbst war mit nach St. Pol gereist und stellte die hinter ihrem Werk stehende Aussage vor.

45 Jahre Städtepartnerschaft mit St. Pol
45 Jahre Städtepartnerschaft mit St. Pol © WP

Was sich in den vergangenen 45 Jahren entwickelt hat, brachte die Ansprache Göddes zum Ausdruck. Galt sein Dank zunächst all jenen, die Gäste aufnehmen, so korrigierte er sich umgehend: „Gäste, habe ich gerade gesagt. Das stimmt nicht ganz. Denn innerhalb der letzten 45 Jahre sind aus Gästen Freunde geworden.“ Schwierigkeiten bei der sprachlichen Verständigung waren dabei kein Hindernis. Gefühle, Gestik und Mimik werden überall verstanden. „Da kommt es nicht auf die Sprache an, sondern auf das Herz. Unsere beiden Städte haben ihre Herzen füreinander geöffnet“, freute sich Gödde.

Dass viele junge Menschen, die auch zahlreich in der über 200-köpfigen Besuchergruppe vertreten waren, nicht mehr verstehen könnten, welche Ressentiments es unter dem Eindruck des 2. Weltkrieges vor 45 Jahren noch gab, nannte er ein gutes Beispiel für den Erfolg der Städtepartnerschaften. Während die „Alten“ diese begründet, Anfangsschwierigkeiten überwunden und sie auf sichere Füße gestellt hätten, sei es an der Jugend, die Partnerschaft auch weiterhin mit Leben zu erfüllen und für die Zukunft zu sichern.

Damit traf Warsteins Bürgermeister nicht nur den Nerv seiner älteren und jüngeren Zuhörer. Aus alle Reden ließ sich diese Forderung herauslesen. Renate Gartner, Vorsitzende der Warsteiner Europafreunde, verband ihren Dank für die „Mütter und Väter dieser Städtepartnerschaft“ mit der Aufforderung, neue Herausforderungen zu meistern. Yves Heniart schrieb der Verbindung – unter Einbeziehung Hebden Royds als dritter Partnerstadt - Verantwortung, wenn auch nur als Puzzleteil, für die universelle Entwicklung zu. Helfen, alle Wünsche umzusetzen, konnte da vielleicht Didier Hochart, Präsident der St. Poler Gesellschaft für internationale Freundschaften: Er schenkte Manfred Gödde das Buch „99 Ideen für die deutsch-französischen Beziehungen“.