Warstein. Eigentlich sollte sein Ehrenamt dazu dienen, sich das Studium zu finanzieren. Daraus entwickelte sich dann aber eine Leidenschaft zum Beruf.

Eigentlich wollte sich Sven Eichweber als Rettungssanitäter nur ein wenig Geld für sein Studium dazu verdienen. Bauingenieur wollte er werden. Doch was als Ehrenamt beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) begann, entwickelte sich zu einer Leidenschaft – und einem neuen Traumjob.

Das Studium schmiss er hin für den Einsatz im Rettungswagen. Und 28 Jahre nach seinem Berufseinstieg kann er sich keine andere Arbeit mehr vorstellen.

Sven Eichweber ist Notfallsanitäter – die Entscheidung, sein Ehrenamt zum Beruf zu machen, hat er nie bereut. „Während meiner Zeit beim DRK habe ich so eine Freude an der Arbeit empfunden, dass ich mich dazu entschloss, das hauptberuflich zu machen“, erzählt der heute 46 Jahre alte Notfallsanitäter mit strahlenden Augen.

Doch dabei sieht er sich längst nicht nur als Lebensretter, sondern auch als Sozialdienstleister. „Wir kommen heute zum Teil da zum Einsatz, wo das Medizinische nicht unbedingt immer im Vordergrund steht“, erklärt er.

Ganz oft gehe es auch um Menschen, für die aufgrund ihres Alters, nach Unfällen oder anderen Lebensumständen eigentlich kleinere Schwierigkeiten zu einem immer größeren Hindernis werden. „Der Vorteil bei uns ist, dass wir 24 Stunden zur Verfügung stehen. Oft geht es darum, Hilfe vor Ort zu leisten.“

Kommunikation sehr wichtig

Zu seinen Hauptaufgaben gehört es, die Vitalfunktionen seines Patienten wie Herzschlag und Atmung zu sichern und gegebenenfalls wiederherzustellen. „Meistens geschieht das alles in enger Zusammenarbeit mit den Notärzten, um die Patienten dann in eine geeignete medizinische Einrichtung zu bringen“, erklärt Sven Eichweber.

Als Grundvoraussetzung müsse ein Notfallsanitäter eine hohe soziale Kompetenz mitbringen, betont er. „Wir sind für jeden da. Dabei spielen Religionszugehörigkeit, Herkunft oder politische Ansichten keine Rolle.“ Genauso wichtig sei auch die Kommunikation, um sowohl auf die Patienten, als auch auf die Angehörigen eingehen zu können.

„Wenn Eltern uns rufen, weil ihrem Kind etwas passiert ist, muss man in der Lage sein, sowohl mit dem Kind als auch mit den Eltern richtig kommunizieren zu können, da die Eltern aufgrund der Sorge um ihr Kind letztendlich auch betroffen sind“, erklärt der Fachmann

Zwei Rettungswachen im Stadtgebiet Warstein

Der Rettungsdienst in Warstein wird vom Kreis Soest organisiert. Dazu gehören die notärztliche Versorgung und der Krankentransport. Die Einsatzkräfte sind rund um die Uhr unter der Notfallnummer 112 zu erreichen.

Im Stadtgebiet betreibt der Kreis Rettungswachen am Krankenhaus in Warstein sowie in Belecke. An beiden Standorten sind 24 Stunden am Tag Rettungswagen besetzt. In Rüthen gibt es hingegen keine Rettungswache.

Die richtige Kommunikation helfe ihm auch dabei, Gaffer von Unfallstellen fernzuhalten. „Ich versuche durch geschickte Kommunikation, die Leute einfach davon abzuhalten herumzustehen.“ Manchmal gelingt es ihm sogar, Einzelne dazuzubringen, weiterzugehen.

„Man muss es zum Teil aber auch einfach ausblenden. Für uns alle steht im Vordergrund, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. In diesem Zusammenhang müssen wir zusehen, so schnell wie möglich Diskretion für unseren Patienten herzustellen.“

Ein besonders schöner Moment seiner Berufslaufbahn war die Begleitung einer komplikationslosen Geburt. „Ich glaube, nichts kann dieses wunderbare Gefühl toppen, wenn man einer frischgebackenen Mama ihr Neugeborenes in den Arm legt und ihre glücklichen Augen sieht“, erzählt Sven Eichweber freudestrahlend.

Dabei ist er ein Begleiter, der den Verlauf der Geburt unterstützt, sich um das Neugeborene kümmert und den Zustand der Mutter im Auge behält.

Rettungsdienst ist Teamwork

Immer wieder spricht der Notfallsanitäter von einem „Wir“, mit dem er das Gemeinschaftsgefühl verdeutlicht, das auf der Rettungswache herrscht. „Der Rettungsdienst ist mit Teamwork schlechthin gleichzusetzen“, erzählt Sven Eichweber.

Wenn er es mit seinem Team schafft, jemandem durch eine Reanimation das Leben zu retten, ist das für ihn ein ganz besonderer Erfolg. „Leider ist das aber keine Selbstverständlichkeit“, sagt er.

So wie mit dem Leben wird er in seinem Berufsalltag auch mit dem Tod konfrontiert. Zur Professionalität gehöre es für ihn dazu, Situationen, die geschehen sind, richtig zu verarbeiten, um sie nicht zum persönlichen Problem zu machen.

Die Möglichkeit, sich nach solchen Ereignissen professionelle Hilfe zu holen, besteht für alle Mitarbeiter im Rettungsdienst. „Bei uns fängt die erste Hilfe jedoch immer im Team an. Wenn man mit seinem Partner eine dramatische oder unbefriedigende Situation hatte, dann reden wir darüber.“

Privater Ausgleich zum Beruf

Aufgrund solcher Situationen legt er auch Berufsanfängern nahe, sich ein privates Gegengewicht zum Beruf zu schaffen. Sven Eichweber hat diesen Ausgleich mit seiner Familie, zu der eine Tochter (14) und ein Sohn (10) gehören. In seiner Freizeit fährt er außerdem gerne Fahrrad, um den Kopf frei zu kriegen und einfach mal abzuschalten.

Während seiner einstündigen Autofahrt zur Arbeit in Warstein hört er sich eines seiner knapp 300 Hörbücher an. Das helfe ihm gedanklich aus dem heraus zu kommen, was vorher bei der Arbeit passiert ist. Zu seinen Lieblingshörbüchern gehören Krimis „Da kann man immer ganz gut mitraten“, lacht Sven Eichweber.

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