Warstein. Der Warsteiner Wald leidet unter den Folgen von Stürmen, Dürre und Borkenkäferbefall. Bundestagsabgeordneter Hans-Jürgen Thies wirft die Säge an.

Für Hans-Jürgen Thies, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Soest, war es ein besonderes Erlebnis: Er informierte sich auf Einladung der Stadt Warstein nicht nur über Forstwirtschaft und die Probleme mit Wild, Trockenheit und dem Borkenkäfer, er legte auch selbst Hand an und durfte einen Baum fällen, auf dem Vollernter mitfahren und Holz spalten. Diese Forstarbeiten waren allerdings nur das Sahnehäubchen des Besuches, der Thies und Mitarbeiterin Heike Schulze-Gabrechten, zum „Paradies“ führte.

„Ich weiß, dass der Wald für die Warsteiner identitätsprägenden Charakter hat“, betonte Thies. „Die lokale Bedeutung ist überwältigend.“ Kein Wunder, sei Warstein doch der zweitgrößte Waldbesitzer in NRW. Ebenso weiß er, welche Probleme die Waldbesitzer durch Sturm Friederike und Dürre zu erleiden haben.

Bedrohliche Lage für Wald

„Wir diskutieren in Berlin im Ernährungs- und Landwirtschaftsausschuss, wie wir den Waldbesitzern helfen können.“ Klar sei auch, dass sich die Folgen der Dürre und die damit einhergehende Borkenkäfer-Schwemme erst über längere Zeiträume zeigen.

Dass die Lage durch Stürme, Dürre und Borkenkäfer sehr bedrohlich sei und noch nicht beherrscht werden können, führte Prof. Dr. Andreas Bitter vom PEFC Deutschland, einem „Wald-TÜV“, aus. „2018 war ein Schlüsselereignis den Klimawandel betreffend.“

Größter Borkenkäferbefall seit 1947

Man gehe davon aus, dass es sich bei der diesjährigen Borkenkäfer-Katastrophe um die größte seit 1947/48 handelt. „Es muss bei der Bevölkerung ankommen, dass der Befall bekämpft werden muss wie ein Waldbrand.“

In weiten Teilen Deutschlands sei es nicht mehr möglich, Fichtenholz abzusetzen – vor allem nicht zu adäquaten Preisen. Ebenfalls ein Problem: Die großen Mengen an Kalamitätenholz können nicht abfließen, da die Fichtenbestände deutschlandweit betroffen sind.

„Wald ist nicht mehr die zuverlässige Spardose“

„Der Wald ist nicht mehr die zuverlässige Spardose, die er früher einmal war“, betonte auch Kämmerer Stefan Redder. Daher gehe der Hilferuf nach Berlin, dass Lagerung und Abtransport gefördert werden. „Wir brauchen für die Waldbesitzer eine feste Absicherung“, so Bitter. 1,82 Millionen Waldbesitzer haben in Deutschland im Schnitt drei Hektar Wald.

Interessiert war Hans-Jürgen Thies als Vize-Präsident des Landesjagdverbandes aber auch an Sikawild-Beständen. Dass eine Kooperation zwischen den Waldbesitzern und den Jägern wichtig ist, dabei ging Thies mit Andreas Bitter konform, der herausstellte, wie bedeutend eine Dezimierung des Schalenwildes sei, auch um die Verjüngung des Waldes zu sichern.

„Die Jagd hat eine dienende Funktion für den Forst und die Landwirtschaft“, betonte Thies. Schließlich gehe es beim Forst und in der Landwirtschaft um existenzielle Dinge. „Da ist die Jagd nur Beiwerk.“

Sikawild verstärkt bejagen

Nicht nur das Schwarzwild müsse „geradezu bekämpft“ werden, gleiches gelte für wiederkäuendes Schalenwild. „Wir müssen das Schalenwild reduzieren, ohne das Sikawild auszurotten. Wir müssen auf ein bis zwei Tiere pro 100 Hektar kommen“, so Thies. In Warstein hingegen sind es derzeit rund 20 Tiere, auch wenn die Zeiten der Großpopulationen mit bis zu 150 Stück Sikawild nach den Drückjagden vorbei sind.

Warsteiner Wald ist zertifiziert

Die PEFC erarbeitet Standards, wie Waldbewirtschaftung nachhaltig stattfinden kann, beispielsweise, indem nicht die gesamte Waldfläche mit schwerem Gerät, sondern nur die Rückegassen befahren werden, Bio-Öl verwendet wird. Bei Nachweis gibt es eine Zertifizierung, die vom Holzhandel verlangt wird.

In diesem Zusammenhang ist der Abgeordnete auch ein Gegner von Schalenwild-Fütterungen. Diese sei nur in echten Notzeiten legitim. „Die Tiere finden hier so viel Nahrung, die haben ideale Lebensbedingungen.“ Diese Fütterung ist im Warsteiner Forst sowieso verboten. Förster Henning Dictus: „Viele Jagdpächter haben uns gesagt, dass dieses Verbot in den Verträgen ist, um die Verbissschäden zu minimieren, sei wichtig.“ Darf keiner füttern, hat auch das Wild keinen Grund, in andere Reviere abzuwandern.

Nach den Informationen wurde es endlich praktisch für Hans-Jürgen Thies. Besonders begeistert war er von der Fahrt auf dem Vollernter, dem Tempo, mit dem die Fichten gefällt, entastet und zerteilt wurden, und davon, seinen ersten Baum fällen zu dürfen. Gekonnt hantierte er mit der Motorsäge. „Das hautnah mitzuerleben ist für mich auch neu.“