Rüthen. . Während beim Arbeitskreis Asyl die Öffentlichkeit draußen bleiben soll, gab sich das Flüchtlingsheim in Rüthen jetzt ganz zugänglich.

Der Arbeitskreis Asyl, der sich monatlich in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Rüthen trifft soll künftig nur noch nicht öffentlich und somit auch unter Ausschluss der Presse tagen. Das hatte Simone Bürger, Mitarbeiterin der Bezirksregierung im Haus, am Donnerstag bei der Asylkreis-Sitzung angekündigt. Und das ist auch die Haltung der Behörde an sich, wie Pressesprecher Christoph Söbbeler auf Anfrage bestätigte. Dieser Abschottung stand am Sonntag beim Tag der offenen Tür ein ganz anderes Signal gegenüber. Besucher erfuhren, was sich hinter den sonst verschlossenen Türen tut.

Besucher mischen sich unter Bewohner

Orientalische Musik erklingt auf dem Hinterhof der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE), eine Gruppe Mädchen tanzt gemeinsam zu einem Pop-Lied, Kinder toben in den Gängen und Erwachsene genießen in der Nachmittagssonne ein Stück Kuchen: Beinahe war es ein ganz gewöhnlicher Tag, hätten sich nicht Rüthener Bürgerinnen und Bürger unter die aktuell gut 300 Bewohner gemischt.

Nach dem Erfolg des Sommerfestes im vergangenen Jahr war es bereits das zweite Mal, dass die ZUE ihre Türen für interessierte Menschen öffnete und einen Einblick in Aufenthaltsräume, Kinderbetreuung, Kantine und Gemeinschaftsküchen gewährte. Neben neuen Kontakten und einem gemeinsamen Austausch, die zwischen Einheimischen und Flüchtlingen am Sonntag entstehen sollten, waren es insbesondere die Führungen durch das Haus, die bei den Besuchern auf reges Interesse stießen.

Betreuung nicht mit Kindergarten vergleichbar

Spender und Freiwillige helfen

Gut läuft laut Mitarbeiter Michael Schumann auch Fahrradwerkstatt, die erst durch die Hilfe der Ehrenamtler und großzügigen Spenden der Rüthener Bevölkerung ermöglicht werden konnte. „Nach der Teilnahme an einem Theorie-Kursus haben die Menschen die Möglichkeit, sich ein Fahrrad auszuleihen“, er das Prinzip.

Viele der Angebote seien in einer Unterbringungseinrichtung keine Pflicht und erst recht nicht selbstverständlich.

Neben der Kleiderkammer, der Waschküche und dem medizinischen Bereich im Untergeschoss des Hauses sorgten insbesondere der Kindergarten sowie der liebevoll angelegte Gemüsegarten im Außenbereich für staunende Besucheraugen. „Man kann die Kinderbetreuung hier nicht mit einem deutschen Kindergarten vergleichen“, berichtete Dinah Denkers über ihre Aufgaben als Erzieherin und Mitarbeiterin des Betreibers European Homecare über ihre Arbeit mit den 20 Kindern, die sie derzeit in der ZUE betreut. So würden nicht nur pro Monat rund fünf bis sechs neue Kinder begrüßt, auch die Kommunikation, die nicht selten mit Händen und Füßen geschehe, sei oftmals eine Herausforderung. „Doch die Kinder lernen sehr schnell und sind motiviert“, so die Erzieherin.

Motiviert sind nicht nur die jüngsten Bewohner der ZUE, auch die Erwachsenen seien stets bemüht, ihre Fähigkeiten im Haus einzusetzen. „Vom Akademiker bis zum Analphabeten ist alles dabei“, so Michael Schumann, der inzwischen seit vier Jahren in der Rüthener Unterkunft tätig ist. Für bis zu 20 Stunden pro Woche dürfen die Bewohner gegen eine kleine Entlohnung Arbeiten im und am Haus ausführen. „Vom Reinigen des Innenbereichs bis hin zur Pflege des Gartens, die Flüchtlinge sind sich für nichts zu schade“, berichtete Schumann. „Viele von ihnen bringen tolle Fähigkeiten mit“.

Selbst Männer nutzen die Nähmaschinen

Doch nicht nur ihren Pflichten gehen viele Bewohner sorgfältig nach, auch für die Gestaltung ihres Freizeitprogramms stehen ihnen viele Möglichkeiten offen: Viel Platz zum gemeinsamen Miteinander bietet da vor allem das ehemalige Schwimmbad des Hauses, das im Zuge der Umbaumaßnahmen zu einem großen Gemeinschaftsraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte und Kicker umfunktioniert wurde. Und selbst die Nähstube stößt nicht nur bei den weiblichen Bewohnerinnen auf Begeisterung: Einige Männer statteten die Westen der EHC-Mitarbeiter erst kürzlich mit einer praktischen Innentasche aus.