Kreis Soest. Mit jungen Menschen neue Geschäftsmodelle schaffen. So wollen die Wirtschaftsförderungen von Soest und Lippstadt Vernetzungen gewährleisten.
„Da muss es jemanden geben, der die Sprachen übersetzen kann“, sagt Dr. Ingo Lübben, Geschäftsführer des Digitalen Zentrums Mittelstand. Die Sprache der Digitalisierung soll Unternehmen näher gebracht werden, die damit bisher noch wenig zu tun haben, dies aber ändern möchten.
Die Entstehungsgeschichte
Die Wirtschaftsförderung Kreis Soest um Volker Ruff und die Wirtschaftsförderung der Stadt Lippstadt mit Ingo Lübben überlegen, dass das Thema Digitalisierung im Mittelstand ein großes Thema ist. „Aber wenn uns ein Unternehmen gefragt hat, was wir bei dieser Angelegenheit für sie machen können, konnten wir nur mit den Achseln zucken“, sagt Lübben.
Das sollte sich ändern, jedoch fehlte ein Überblick über die Unternehmen, die miteinander vernetzt werden können. Zunächst klärte das Zentrum, wie genau sie den Begriff Digitalisierung definieren wollen. Es ist die Möglichkeit, enorm viele Daten in kurzer Zeit zu verarbeiten. Daraus können neue Geschäftsmodelle entstehen.
In einem zweiten Teil stellte sich heraus, dass Unternehmen im Kreis Soest digitaler sein möchten und ein Interesse an Start-Up Szenen besteht, sprich mit jungen Menschen, die diese Geschäftsmodelle entwickeln, zusammenzukommen. „Doch die Kontakte kommen immer nur zufällig zustande, auf Messen oder auf dem Flughafen. Wir wollen daraus nicht zufällige Ereignisse machen“, erklärt Lübben, „Und so haben wir diese Sachen zusammengepackt und daraus das Digitale Zentrum entwickelt.“
Die Digi-Scouts
Seit 1. Mai ist Viktor Waal als Digi-Scout Teil des Teams. Einen Monat später kam sein Arbeitskollege Dennis Wiosna hinzu. Sie leben das Thema Digitalisierung, haben selbst ein Start-Up gegründet und wissen, worum es geht.
Ihre Aufgabe ist es, den Unternehmen den Weg in die digitale Welt zu zeigen und die Vernetzung zu gewährleisten. „Wir sind aber keine Unternehmensberatung“, stellt Lübben klar. „Wir machen keine Aufschlussberatung. Wir gucken uns an, was das Unternehmen macht. Gibt es schon eine digitale Strategie, besteht Interesse daran oder lehnen sie das ab“, beschreibt Waal die Aufgabenbereiche.
Er versucht mit Hilfe eines Fragebogens, herauszufinden, wo das jeweilige Unternehmen Bedarf im Bereich der Digitalisierung hat. „Das kann sein, dass man die große Strategie sucht, oder der Chef sagt, er will möchte sich digitaler aufstellen, aber die Mitarbeiter sehen das anders“, erklärt Lübben im Ansatz die Bandbreite der möglichen Szenarien. Die Digi-Scouts suchen dann einen geeigneten Kooperations-Partner und übergibt das Unternehmen dann in dessen Hände.
So digital ist der Kreis Soest
Dieser Partner muss nicht zwingend ein Start-Up sein, sondern kann genauso gut ein etabliertes Unternehmen sein, das beispielsweise in der Region aktiv ist. Der Fragebogen auf der Internetseite des Digitalen Zentrums Mittelstand soll den Digi-Scouts auch dabei helfen, einzuschätzen, wie digital der Kreis Soest bereits ist.
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Waal und Wiosna greifen auf ihre Erfahrungen und Expertise zurück, die sie selbst als junge Gründer mitbringen. „Das habe ich in den ersten Terminen schon gemerkt, dass die Menschen in den Unternehmen froh sind, dass sich jemand Zeit nimmt und das Geschäftsmodell anschaut und guckt, wo es Verbesserungen geben könnte“, sagt Waal. Vor allem handelt es sich dabei um eine kostenlose Anlaufstelle.
Digital versus Analog
Ziel ist es, den Unternehmen auch zu zeigen, was mit Digitalisierung alles möglich ist. Die Erfolgsmodelle können auch von Handwerkern sein. „Das zeigt, dass das jemand gemacht hat, der um die Ecke sesshaft und genauso wie du ist“, verweist Lübben auf den Vorteil daraus.
Start-Ups zusammenbringen
- Das Land NRW hat vor zwei Jahren sechs „Digihubs“ ins Leben gerufen.
- Sie sind eine zentrale Anlaufstelle für Start-ups, um diese Räume für eine Niederlassung, eine Startfinanzierung sowie Leistungsangebote zur Verfügung zu stellen.
Laut Waal könnte ein Handwerker auf eine App zurückgreifen, mit der er seine Arbeiter plant und die Baustelle mit Fotos dokumentiert. „Das sind Werkzeuge, die kennt kaum jemand, aber die sind gefragt.“ Lübben: „Der Handwerker wird nicht zur Cebit fahren. Der fragt sich was soll ich da. Er braucht jemanden, der zu ihm kommt. Die haben keine Zeit, sich die Start-Up Szene in Düsseldorf anzusehen.“
Jungunternehmen unterstützen
So treffen Welten aufeinander. Digital und Analog, Start-Up und Jahrzehnte alte Unternehmen. Diese sollen am Ende so fit sein, um auch mit Start-Ups zusammenzuarbeiten. Langfristig ist es laut Lübben das Ziel, es den Jungunternehmern leichter zu machen, ein Unternehmen zu gründen, weil sie wissen, dass in der Region viele Kooperationspartner warten. Lübben: „Vielleicht ist das ein Ergebnis, dass man in zehn Jahren präsentieren kann.“
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