Warstein. . Niels Oeschler und Christoph Pannemann arbeiten für Infineon in Wuxi. Sie erzählen, wie sich die Arbeitsbedingungen vor Ort unterscheiden.
Niels Oeschler und Christoph Pannemann arbeiten beide für Infineon in Warstein und bekamen die Gelegenheit, in Wuxi in China zu arbeiten. Während Oeschler für den Bereich Forschung und Entwicklung zuständig ist, kümmert sich Pannemann als Leitung um das Qualitätsmanagement. Im Gespräch mit der WESTFALENPOST erzählen sie, was am dortigen Standort anders läuft.
Wie kam es zum Auslandsaufenthalt in China?
Niels Oeschler: Wir hatten als Familie im Sommer 2016 mit dem Gedanken gespielt, ins Ausland zu gehen. Mein Sohn war damals neun Jahre alt und ging in die dritte Klasse. Das sahen wir als Gelegenheit. Damals haben wir noch nicht an China gedacht. Infineon gab dann das Angebot, den Ausbau in Wuxi zu begleiten. Die Familie war einverstanden. Zunächst sollte das auf ein Jahr begrenzt sein, aber dann haben wir ein zweites drangehängt.
Christoph Pannemann: Durch die Arbeit habe ich immer den Blick auf die Märkte und China ist dabei mit der Hybridtechnik auch interessant. Das ist der größte Markt für Infineon. Ich hatte vorher schon ins Auge gefasst, nach China zu gehen für ein paar Jahre. Als Infineon dann plante, habe ich mich mit meiner Familie beraten und dann sind wir geflogen.
Oeschler: Die Arbeit ist einfach attraktiv und es wird immer spannender, die Prozesse zu begleiten. Wir kommen hier gut zurecht. Aber ein drittes Jahr steht zur Zeit nicht zur Debatte.
War das Ihre erste Auslandserfahrung im Rahmen der Arbeit?
Oeschler: Ich war nach der Promotion für ein Jahr in den USA. Hier sind wir die einzigen Ausländer. Einer ist aus Singapur. Aber wir hatten auch vor einigen Wochen Besuch aus Warstein. Der Freundeskreis besteht entsprechend aus Chinesen und Ausländern. Letztere kennen wir als Eltern von Klassenkameraden unseres Sohnes oder als Lehrer der internationalen Schule, an der meine Frau arbeitet.
Pannemann: Der Großteil der Kommunikation findet hier über das Handy statt. So versucht man Gleichgesinnte zu finden und das klappt gut. Im Nachbarhaus haben wir Schweizer getroffen oder internationale Communities aus Amerikanern, Koreanern. Da hatten wir schnell Anschluss über eine Chat-Gruppe, weil dort alle gleich sind. Jeder möchte Anschluss und bei Problemen kann einer immer helfen.
Wie sehr ist die Sprachbarriere ein Thema?
Oeschler: Ich habe chinesisch gelernt und lerne es auch weiter. Es ist schwer so zu kommunizieren. Mit Englisch kommt man oft gut zurecht.
Pannemann: Bei der Arbeit reden alle Englisch. Von einem professionellen Standpunkt aus brauche ich chinesisch nicht auf der Arbeit. Privat eignet man sich einen gewissen Wortschatz an. Aber wenn es um technische Begriffe geht, mache ich mir keine Hoffnung, dass ich die noch lerne.
Wie unterscheidet sich die Arbeit in Deutschland von der in China?
Oeschler: Erstaunlicherweise ist es kein anderes arbeiten. Die ersten zwei Wochen hatten wir frei und waren deswegen nicht direkt gefangen im Alltag mit Schule und Jobsuche für meine Frau. Wir konnten uns in den Rhythmus einfinden. Das war auch kein großer kultureller Unterschied. Das ist eine hochmoderne Stadt mit U-Bahn-System und Einkaufszentren. Hier kommen wir gut zurecht.
Pannemann: Mir persönlich ist kein Unterschied zur Arbeit in Warstein aufgefallen. Dort sprechen wir auch viel Englisch in Konferenzen, daher ist mir am Anfang nichts aufgefallen. Das merkte ich dann erst nach Feierabend, als ich auf der Straße stand und gesehen habe, dass ich in China bin.
Oeschler: Der Unterschied ist, dass die chinesischen Kollegen viel im Büro besprechen und nicht für alles eine Besprechung einberufen. Das ist ein Großraumbüro und da bekommt man eh alles direkt mit. Das macht die Arbeit einfacher und auch die informellen Diskussionen effizienter. Die Chinesen sind auch schnell an einer pragmatischen Lösung interessiert. Es wird viel miteinander gearbeitet und diskutiert, sehr zielorientiert das alles.
Glauben Sie das kurzzeitiges Arbeiten im Ausland immer wichtiger wird?
Oeschler: Ein kleiner Teil hat nur die Möglichkeit ins Ausland zu gehen, aber die Erfahrung für das eigene Leben ist sehr wertvoll. Mein Horizont hat sich deutlich erweitert und mir einen Einblick in andere Kulturen gegeben. Mein Sohn spricht fast fließend Englisch und lernt Chinesisch zu schreiben. Er lernt neue Leute kennen und lernt mit anderen Kulturen umzugehen. Privat ist das ein großer Schritt, er birgt einen großen Erfahrungsschatz.
Pannemann: Es ist sehr wichtig im Ausland zu sein, wenn man international vernetzt sein möchte. Vieles ist per Mail möglich, aber irgendwann muss jemand vor Ort sein, um einfach einen Ansprechpartner zu haben, der die Denkweise in das Land bringt und sagt, wie das beispielsweise in Warstein gehandhabt wird und fragen kann, wie man vor Ort zu dieser Denkweise steht.
Wo liegen die Herausforderungen?
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Pannemann: Man sollte mit sich im Reinen sein. Das ist schließlich nicht nur eine berufliche Entscheidung. Ich ziehe meine ganze Familie mit rein. Beruflich ist die Mentalität herausfordernd. In China werden Probleme nicht direkt angesprochen und man versucht auch nicht, wie in Deutschland, mit aller Macht etwas durchzusetzen. Man muss sensibler sein, die Mentalität verstehen und diplomatisch nach Lösungen suchen.
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