Warstein. . Gesichter des Warsteiner Krankenhauses: Warum Arnskötters Aufgaben im Maria Hilf zwischen Zeckenbissen, Schockraum und Adrenalin pur liegen.
Der Gedanke schlug ein wie ein Blitz, dann war die Sache für Martina Arnskötter klar: „Ich werd’ Krankenschwester.“ Heute sitzt die 55-jährige noch immer in weißer Hose und türkisenem Kittel im Maria Hilf Krankenhaus in Warstein, ist inzwischen Leiterin der Zentralen Aufnahme – eine Anlaufstelle, die es zu Beginn der Arbeit Arnskötters noch gar nicht im Warsteiner Krankenhaus gegeben hat. „Ich habe die Standards dort mit aufgebaut, alles von Beginn an miterlebt“, schwelgt Martina Arnskötter in Erinnerungen, „und ich hab’s nie bereut, damit etwas komplett Neues zu machen.“
Aufwand im Büro wird höher
1983 hat sie ihr Examen gemacht, von 2000 bis 2002 war sie stellvertretende Stationsleiterin. Eine Zusatzausbildung hat sie dann zur Leiterin der Aufnahme gemacht – eine Position, die sich auch nach all den Jahren der Einführung am 31. März 2003 stetig verändert. Nicht immer zum Gefallen von Arnskötter. „Meine Aufgaben werden immer administrativer. Mehr Schreibkram, mehr Büroarbeit. Aber das gehört eben auch dazu, das lässt sich nicht vermeiden.“
Dienstplangestaltung, Standards erstellen, das alles gehört zu den Aufgaben Arnskötters, alle Stränge der Abteilung laufen bei ihr zusammen. „Manchmal fühle ich mich hier halb als Pädagogin“, lacht sie, „man will ja alle Wünsche und Umstände der Mitarbeiter berücksichtigen.“ Dennoch: Die Nähe zu den Patienten fehlt ihr manchmal.
Mischung aus Reiz und Angst
Verschiedene Aufgabenfelder
Der Zweck der Nuklearmedizin ist es, die Strahlung aus den Organen aufzunehmen – beispielsweise bei einem Nierenfunktionstest oder der Untersuchung eines Herzmuskels.
Nachdem sich die Arbeit Stimpels in Warstein zunächst noch in Nuklearmedizin und Strahlentherapie aufteilte, ist sie seit gut 25 Jahren in der konventionellen Radiologie tätig.
Wenn Martina Arnskötter nicht im Büro sitzt, dann erreichen sie jene Patienten, die von der Triage-Fachkraft zuvor nach Dringlichkeit eingeteilt wurden. Behandelt sie im einen Moment noch einen Patienten, den eine Zecke gebissen hat, kann im nächsten Moment schon ein Notruf eingehen. Und dann erreicht sie auch wieder jenes Gefühl, das zu Beginn ihrer Arbeit im Maria Hilf Krankenhaus noch maßgeblicher ihren Alltag prägte: Adrenalin pur. „Man weiß ja nie, wer in der Zentralen Aufnahme ankommt. Das könnten jederzeit Angehörige von meinen Kollegen oder mir selbst sein, wegen denen der Notarztwagen rausgeschickt wird. Das ist eine ganz seltsame Mischung aus Reiz und Angst.“
Und noch etwas hat sich im Laufe der Jahre verändert in ihrem Job im Krankenhaus – wenn die 55-jährige selbst auch unbetroffen bleibt vom Schichtsystem: „Die Aggressivität hat definitiv zugenommen. Und die Respektlosigkeit von manchen Patienten. Aber das ist vorrangig in der Nachtschicht ein Problem.“ Über einen Notdruck können die Mitarbeiter der Zentralen Aufnahme bei verbaler oder gar körperlicher Bedrohung Alarm geben, auch werde eng mit den Rettungskräften zusammen gearbeitet. „Die lassen uns dann mit den Patienten nicht allein“, so Arnskötter.
Unterstützung von allen Seiten
Zusätzlicher Stützpunkt: Das gute kollegiale Verhältnis im Team. „Das ist wirklich hilfreich, wenn man sich am nächsten Tag austauschen kann, was einen in der Schicht beschäftigt hat.“ Besonders wichtig für Arnskötter: Ihre Stellvertreterin Beate Menzel. Und nicht nur das Team auf der Arbeit wirkt unterstützend – auch von zuhause bekommt Martina Arnskötter Rückendeckung, denn: „Pünktlich bin ich wirklich nie von der Arbeit zuhause. Aber das versteht und weiß meine Familie auch.“
Schließlich wisse man nie, was während des Arbeitstages alles passiert, bevor man aus dem Haus geht. Um 7 Uhr in der Früh startet Arnskötters Schicht, um 14 Uhr ist für sie Feierabend – offiziell. Gerade erst an diesem Morgen gab es zwei ungeplante Zwischenfälle, betreute Arnskötter doch zunächst zwei Frauen mit Wehen bis zur Entbindung, ehe es danach an den Schreibtisch ging.
Neues Aufgabenfeld
Der türkisene Kittel, den die 55-Jährige trägt, lässt nicht nur auf die medizinische Position von Arnskötter schließen. In der großen Brusttasche trägt sie ihre täglichen Aufgaben sinnbildlich mit sich herum, zieht nach Bedarf etwa die „Action-Karte“ hervor. Die wieder für eine aktuelle Verschiebung in ihrem Arbeitsalltag steht: „Durch unseren Schockraum ist noch ein neues Aufgabenfeld dazu gekommen.“ Erst am 18. April sei dieser nach Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie zertifiziert worden.
„Man kann sich die Bedeutung des Schockraums ungefähr so vorstellen: Wenn man sein Auto an der Werkstatt abgibt, dauert es vielleicht eine halbe Stunde bis die Reifen gewechselt sind. Beim Formel 1 aber können Reifen auch innerhalb von vier Sekunden gewechselt werden“, versinnbildlicht Gregor Strosing, Oberarzt für Anästhesie, die Bedeutung des Schockraums für das Krankenhaus. Das Niveau der Behandlung an schwerstverletzten Unfallopfern ist mit dem Schockraum so auf ein standardisiertes hohes Niveau gehoben worden.
Jeder kennt seine Aufgaben
Verschiedene Linien auf dem Boden signalisieren, wer im Notfall wo zu stehen hat, und auf dem Blauen, da steht Martina Arnskötter. „Auf meiner Karte stehen Punkte von A bis D, die dann abgearbeitet werden. Von der Kontrolle der Atmung bis zur Wundversorgung.“ Martina Arnskötter legt dann am Computer eine Fallnummer für den Patienten an. Und wenn über diesen keine Daten bekannt sind? „Dann heißt er zum Beispiel ‘Dienstag, 12 Uhr’ – nach dem Datum der Einlieferung“.
Je nach Patient nimmt sie im Schockraum außerdem Blut ab, analysiert es. Wird ein Hubschrauber benötigt, bekommt sie als erstes per Telefon Bescheid. „Hier weiß jeder, was er tun muss. Im Notfall darf es keine Unsicherheiten geben“, weiß die 55-jährige. Trotz Angst, trotz Adrenalin – warum sich jeder Arbeitstag lohnt, hat Martina Arnskötter stets im Hinterkopf: „Die Dankbarkeit der Patienten. Das ist das A und O, das treibt einen an.“
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